Tagung abgesagt!
Diese Tagung kann wegen der aktuellen Coronavirus-Situation nicht stattfinden. Wir bemühen uns möglichst viele der angekündigten Programmpunkte nach und nach als online-Veranstaltungen zu organisieren, zu denen wir dann über die üblichen VGT-Kommunikationskanäle einladen werden.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Programm
Ablauf
Am Programm können noch kurzfristig Änderungen nötig werden. Wir bitten um Verständnis dafür.
Freitag 6. November
- 13:00 Uhr – Anmeldung
- 14:00 Uhr – Harald Balluch (VGT): Eröffnungsrede
- 14:10 Uhr – Irene Schillinger (Swing Kitchen)
- 15:00 Uhr – 20 Minuten Pause
- 15:20 Uhr – Giuseppe Delmestri (WU Wien)
- 16:10 Uhr – 20 Miuten Pause
- 16:30 Uhr – Niklas Hintermayr (Tierschutzombudsstelle Wien)
- 17:20 Uhr – 20 Minuten Pause
- 17:40 Uhr – Christian Pichler (WWF)
- 18:30 Uhr – Abendessen
- 20:00 Uhr – Kurt Kotrschal (Biologe und Verhaltensforscher)
- 21:30 Uhr – Feierabend
Samstag 7. November
- 09:30 Uhr – Martin Balluch (VGT)
- 10:20 Uhr – 20 Minuten Pause
- 10:40 Uhr – Tamara Zietek (Ärzte gegen Tierversuche)
- 11:30 Uhr – 20 Minuten Pause
- 11:50 Uhr – Rudolf Winkelmayer (Tierarzt im Ruhenstand und Jagdexperte)
- 12:40 Uhr – Mittagessen
- 14:00 Uhr – Peter Ertl (TU Wien)
- 14:50 Uhr – 20 Minuten Pause
- 15:10 Uhr – Gabriel Paun (Animals International)
- 16:00 Uhr – 20 Minuten Pause
- 16:20 Uhr – Helga Kromp-Kolb (Universität für Bodenkultur Wien)
- 17:10 Uhr – 20 Minuten Pause
- 17:30 Uhr – Kurt Schmidinger (Futurefood)
- 18:20 Uhr – Abendessen
- 20:00 Uhr – Podiumsdiskussion
Tierschutz in Österreich – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
mit:- Madeleine Petrovic (Tierschutz Austria)
- Tom Putzgruber (RespekTiere)
- Veronika Weissenböck (Vier Pfoten)
- Felix Hnat (Vegane Gesellschaft Österreich)
- Martin Balluch (VGT)
- Christine Braun (VGT) Moderation
- 21:30 Uhr – Feierabend
Sonntag 8. November
- 10:30 Uhr – Doris Schneeberger (WU Wien)
- 11:20 Uhr – 20 Minuten Pause
- 11:40 Uhr – Eleonore DeFelip (Uni Innsbruck)
- 12:30 Uhr – Mittagessen
- 14:00 Uhr – Karoline Schmidt (Wildbiologin)
- 14:50 Uhr – 20 Minuten Pause
- 15:10 Uhr – Nina Decker (VGT)
- 16:00 Uhr – 20 Minuten Pause
- 16:20 Uhr – Carina Kriegl (Gesellschaft !Zukunft Tierwohl!)
- 17:10 Uhr – 20 Minuten Pause
- 17:30 Uhr – Hans Frey (Greifvogelstation Haringsee)
- 18:20 Uhr – 10 Minuten Pause
- 18:30 Uhr – Schlusswort von Martin Balluch
- 19:00 Uhr – Feierabend
Alle, die Infotische machen möchten, kontaktieren uns bitte unter events (at) vgt.at, um die verfügbaren Flächen zu koordinieren.
Details zu den Beiträgen
Vortrag & Podiumsdiskussion DDr. Martin Balluch
Zur Person
Nach dem Studium von Mathematik, Physik und Astronomie an der Universität Wien, mit Diplomen in Mathematik und Astronomie mit Auszeichnung, ging Martin Balluch an die Universität Heidelberg in Deutschland und schrieb dort eine Dissertation in mathematischer Physik, die er 1989 Magna cum Laude
abschloss.
Anschließend arbeitete er an der Unversität Cambridge in England am Institut für Applied Mathematics and Theoretical Physics. Insgesamt war Martin Balluch an den Universitäten Wien, Heidelberg und Cambridge 12 Jahre lang als Universitätsassistent und Forscher tätig und veröffentlichte 18 wissenschaftliche Publikationen.
Von 2000 bis 2005 studierte Martin Balluch an der Universität Wien Philosophie und schloss sein Studium mit einer Dissertation über Tierrechtsphilosophie ab, die auch in Buchform erschien.
1999 begründete DDr. Balluch mit anderen Personen die Vegane Gesellschaft Österreich. Seit 2002 ist er Obmann des Vereins Gegen Tierfabriken.
2012 erhielt er den internationalen Myschkin-Ethikpreis im Theatre de l’Odeon in Paris für seine Tierschutzarbeit und in Anerkennung für seine Rolle im Tierschutzprozess.
Tierschutz an Schulen und Förderung der kindlichen Empathie gegenüber nicht-menschlichen Tieren am Beispiel Kind & Hund Mag. Nina Decker
Laut Tierschutzgesetz § 2 ist Österreich verpflichtet, das Verständnis der Öffentlichkeit und insbesondere der Jugend für den Tierschutz zu wecken und zu vertiefen […]
. Doch welchen Stellenwert hat Tierwohl an Schulen tatsächlich und welche Bereiche werden abgedeckt? Der VGT bietet seit 25 Jahren Tierschutzunterricht an. Wie dieser abläuft und welche Erfahrungen in den Jahren gemacht wurden sind Inhalt der ersten Hälfte dieses Vortrags. Weiters werden Ideen zur praktischen Integration des Tierschutzthemas an Schulen besprochen.
Empathie spielt sowohl für gelungene individuelle Beziehungen als auch für einen gesellschaftlichen Wandel im Tier-Mensch-Verhältnis eine entscheidende Rolle. Kinder empfinden große Begeisterung für andere Spezies und bringen eine ausgesprochene Bereitschaft mit, sich in sie hinein zu versetzen. Direkter Kontakt besteht für viele Kinder oft in der eigenen Familie mit Hund, Katze und Co. Genau hier kann und sollte das Zusammenleben auf positive Art und Weise unterstützt werden. In in der zweiten Hälfte dieses Vortrags geht es darum, Wissen über Sprache und Bedürfnisse von Hunden spielerisch zu vermitteln und darauf aufbauend ein rücksichtsvolles, harmonisches Miteinander zu gestalten.
Zur Person
Nina Decker hat Biologie und Hundewissenschaften in Wien studiert und verfügt über mehrere Jahre Berufserfahrung als Verhaltenstrainerin in einer dem positiven, rücksichtsvollen Umgang mit Hunden verschriebenen Hundeschule. Nach ihrer Ausbildung zur Tierschutzlehrerin an der Akademie für Tier-Mensch-Beziehungen in Graz ist sie seit 2018 beim VGT tätig und besucht Schulen in Wien und Niederösterreich.
Kafkas Tiergeschichten Dr. Eleonore De Felip
Das Werk von Franz Kafka (1883-1924) ist dicht mit Tieren und rätselhaften hybriden Kreaturen besiedelt, die schon immer die Leserschaft fasziniert haben. In ihnen reflektiert der Autor das Wissen seiner Zeit über Tiere (Evolutionstheorie, Biologie, Zoologie) und hinterfragt die in Tierexperimenten aufgestellten Versuchsanordnungen. Gleichzeitig nimmt er hier auf der bildlichen Ebene Fragen vorweg, die erst Generationen später, im Zuge der Animal Studies
, aktuell werden sollten. Auf hellsichtige und für seine Zeit revolutionäre Weise stellt Kafkas die Grenze zwischen Mensch und Tier sowie den Umgang des Menschen mit Tieren in Frage.
Im Fokus des Vortrags stehen vier Erzählungen von Kafka und die Fragen, die sie jeweils aufwerfen: Ein Bericht für die Akademie
erzählt von der Menschwerdung
des Primaten Rotpeter, zugleich davon, wie fragwürdig eine solche Entwicklung
ist. In Die Verwandlung
wird der Protagonist über Nacht zu einem Kerbtier: er wechselt vom Status eines Menschen zu dem eines Schädlings, womit er seine Existenzberechtigung verliert. In Erinnerungen an die Kaldabahn
kämpft der Erzähler gegen zahllose Ratten; völlig erschöpft erkrankt er am Ende an einem gefährlichen Wolfshusten, womit sein Tier-Werden auch physisch deutlich wird. Das sog. Elbersfeld-Fragment
entwirft schließlich ein Experiment, das von einem Menschen an einem Pferd vollzogen wird, um die Wesensverwandtschaft von Tier und Mensch zu beweisen.
Kafkas Tiergeschichten sind geistige Experimente: sie inszenieren Prozesse der Verwandlung und Möglichkeiten des Seins, indem sie historisch gewachsene hierarchische Strukturen auf die Spitze treiben und dadurch ad absurdum führen.
Zur Person
Eleonore De Felip (*1967) studierte Germanistik und Klassische Philologie an den Universitäten Wien und Innsbruck. Sie arbeitet als Senior Scientist am Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Ihre Forschungsschwerpunkte sind zeitgenössische Literatur, insbesondere Lyrik, Konzepte poetischer Intensität und Literary Animal Studies.
Warum reife Männer auf Greta wütend sind und wie man sie wieder runterbringt Dr. Giuseppe Delmestri
Wut ist oft Ergebnis unterdrückter Gefühle. Welche Gefühle verleugnen Menschen, die ihre unbändige Wut gegen eine Jugendliche richten, die nur wissenschaftliche Forschung zitiert und sich um ihre Zukunft sorgt? In diesem Vortrag nehme ich die Wut-Welle gegen Greta Thunberg als Beispiel heran, um allgemeine gesellschaftliche Prozesse der Verleugnung zu thematisieren. Unterschiedliche Formen der Verleugnung zu verstehen, die krasseren sowie die subtileren, ist essentiell, um sowohl mögliche Auswege aus der Klimakrise zu finden als auch Strategien (z.B. Nudging) gegen die menschliche Desensibilisierung gegenüber der Nutzung von Tieren zu entwickeln.
Zur Person
Dr. Giuseppe Delmestri (Dr. rer. pol. Universität Mannheim) ist Professor für Change Management und Management Development an der WU Wien, Mitbegründer von OS4Future und Adventerra Games, und Mitglied von Scientists4Future und Scientists4XR. Er untersucht Wandel von Organisationen und Märkten in der Gesellschaft. Spezielle Interessen sind soziale Bewegungen wie Klimaproteste oder Veganismus und Wirtschaftsethik. Vor Wien war er Professor in Mailand, Bergamo und Linz.
Organizational Scientists for Future
Webseite: os4f.com, Twitter: @OS4Future
Slow academics for a better world
Blog: delmestri.wordpress.com
The Monsters
of Venice video: wu.ac.at/en/research/wu-researchers/rom20/giuseppe-delmestri
Organe am Chip: tierversuchsfreie Forschungsansätze in der Biomedizin Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Peter Ertl
Ein neuer Ansatz in der Biomedizin ist die Integration von lebenden menschlichen Zellsystemen in Biochips, welche die Untersuchung von Gewebestrukturen unter physiologisch relevanten Bedingungen im Scheckkartenformat ermöglichen. Die Erzeugung miniaturisierter Gewebe- und Krankheitsmodelle im Rahmen so genannter Organs-on-a-Chip
-Systeme verspricht nicht nur eine Verringerung der Abhängigkeit der pharmazeutischen Industrie von Tierversuchen, sondern ist auch ein wichtiger Fortschritt in der personalisierten Medizin. Die Bedeutung der Technology wurde auch vom council on emerging technologies
des World Economic Forums bestätigt, die Organ-on-a-Chip Systeme als eine der Top 10 emerging technologies
in 2016 präsentierte. Organ-on-a-Chip repräsentieren zwar nur die kleinste funktionale Einheit (z.B. ein Hunderttausendstel einer Leber) eines oder mehrere Organe, trotzdem gibt es Grund zur Annahme, dass Chip-basierte menschliche Miniaturorgane die Vorhersagbarkeit unerwünschter Nebenwirkungen von z.B. Medikamenten verbessern. Im Rahmen des Vortrages werden die Vor- und Nachteile von Chip-basierten Mikrogewebe für den Ersatz von Tierversuchen und in der personalisierte Medizin anhand zweier praktischer Beispiele Gelenk- bzw Parkinson's am Chip dargelegt.
Zur Person
Peter Ertl leitet die Forschungsgruppe CellChip Technologien und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von miniaturisierten Diagnostischen Systemen, Biosensoren, Lab-on-a-Chip und Organs-on-a-Chip-Technologien. Dr. Ertl hat einen Abschluss als Dipl.-Ing. in Lebensmittel- und Biotechnologie (1997, BOKU, Österreich) und promovierte in 2001 im Fachbereich Analytischer Chemie an der University of Waterloo, Kanada. Nach dem Chemie Studium verbrachte er mehrere Jahre als Biophysiker an der UC Berkeley (USA). Im Jahr 2003 mitgründete er RapidLabs Inc. (Kitchener, Ontario, Kanada) ein Start-up Unternehmen für medizinische Diagnosegeräte auf dem Gebiet der bakterillen Erregererkennung und Antibiotikaresistenzen. In 2006 wechselte er ans Austrian Institute of Technology (AIT) wo er bis 2015 als Senior Scientist an der Entwicklung von Lab-on-a-Chip-Systemen arbeitete. Während seiner Tätigkeit am AIT habilitierte Dr Ertl sich 2011 im Bereich Nanobiotechnologie an der University of Life Sciences (BOKU), Wien, und war als Gastwissenschaftler an mehreren internationalen Institutionen tätig, darunter als Fulbright-Scholar an der University of California in Berkeley in 2012, als Gastforscher an der Nangyang Technological University (Singapore) 2013 und an der Medical School der University of California San Francisco, USA, im Jahr 2014. Im Jahr 2016 wurde Dr. Ertl an die Fakultät für Technische Chemie der Technischen Universität Wien berufen wo er eine Arbeitsgruppe leitet. Seit 2017 ist Dr Ertl weiters Chief Technology Officer der SAICO Biosystems KG, einem von ihm geründeten Wiener Unternehmen, das sich auf die Mikrofabrikation von Biosensoren und Lab-on-a-Chip-Systemen für biomedizinische Anwendungen konzentriert.
Rehabilitation von Wildtieren – Hype oder sinnvolles Anliegen im Interesse des Tier- und Artenschutzes? Dr. Hans Frey
Die Rehabilitation von Wildtieren wird in Fachkreisen kontroversiell diskutiert. Die Beurteilung reicht von kategorischer Ablehnung bis zu Akzeptanz unter bestimmten Voraussetzungen oder uneingeschränkter Befürwortung. Voraussetzung für nachweisbaren Erfolg sind umfangreiche Artenkenntnisse, einschließlich der Biologie, Ernährungsbesonderheiten, sowie medizinisch relevanter Sachverhalte. Unabdingbar ist daher auch ein angepasstes Monitoring als Erfolgskontrolle aller zur Anwendung kommenden Methoden. Die Betreuung von Wildtieren erfordert darüber hinaus besondere Rücksichtnahme auf die hohe Stressanfälligkeit dieser Arten und ihre erheblichen Platzansprüche.
In der Auffangstation Haringsee stehen für diese Funktion rund 70 Gehege mit über 6.000m2 Bodenfläche, sowie zwei Teichanlagen, zur Verfügung. Der durchschnittlich jährliche Zugang an Pflegefällen beträgt rund 2.000, der durchschnittliche Tierbestand ca. 600 Individuen.
Der Grundgedanke unserer Arbeit beruht auf dem Bestreben bei allen Arbeitsschritten den Vorgaben der Natur bestmöglich zu folgen, denn nur so können Wildtiere in menschlicher Obhut vor Verhaltensdefiziten oder -störungen wie z.B. Personenprägungen bewahrt bleiben. Schwerpunkte unserer Tätigkeit betreffen die strenge Einhaltung möglichst artgerechter Aufzuchtmethoden von geborgenen Jungtieren durch arteigene Ammen. Für diese Zwecke setzen wir invalide Pfleglinge ein, die paarweise gehalten und in geeigneten Gehegen verwahrt werden.
Ein weiterer entscheidender Faktor für den Erfolg ist die Auswahl der Methode und das Zeitfenster für die Freilassung aufgezogener Jungtiere oder verunglückter Wildtiere nach deren Rehabilitation.
Der Aspekt Tierschutz ist hinsichtlich der Wildtiere sehr eng mit Anliegen des Artenschutzes verbunden. Es bestehen daher viele enge Kooperationen mit Natur- bzw. Artenschutzorganisationen. Die Euthanasie invalider Patienten kann dadurch wesentlich reduziert werden. Ein Aspekt ist dabei die Eingliederung in sinnvolle Zuchtprogramme, die der Rückführung großräumig oder regional durch menschliche Eingriffe verloren gegangener Arten, dienen. An einigen dieser Artenschutzbemühungen durch Nachzucht ist die Station Haringsee auch direkt eingebunden (Beispiele Bartgeier, Schmutzgeier, Habichtskauz, Europ. Sumpfschildkröte).
Zur Person
Hans Frey studierte an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien, arbeitete als wissenschaftliche Hilfskraft dabei am Institut für Parasitologie und Zoologie, danach als Assistent, später als Wissenschaftlicher Beamter an der Abtlg. Wildtierkrankheiten und Wildbiolgie. Die Dissertation wurde im Rahmen einer Freilandstudie über den Uhu verfasst, mit Schwerpunkt Prädatoren- Beutebeziehungen. Die Betreuung vieler Dissertanten (Vetereinärmedizin, Biologie und Bodenkultur) ermöglichte intensive Befassung mit Anliegen des Tier- und Naturschutzes. Über 30 Jahre Lektor für Veterinärmedizinische Zoologie an der Vetmed Uni Wien. 1975 Gründung der Eulen- & Greifvogelstation Haringsee, ab 1976 Aufbau des Zuchtzentrums für Bartgeier ebendort. 1978 Beauftragung mit der technischen Administration des internationalen Projekts zur Wiederbesiedelung des Bartgeiers in den Alpen, sowie des Zuchtstocks aus Zoobeständen und invaliden Freilandbeständen autochthoner Vorkommen.
Die Grundbedürfnisse von Tieren und ihr rechtlicher Schutz – entsprechen die rechtlichen Bestimmungen in der Landwirtschaft den Zielvorgaben des Tierschutzgesetzes? Dr. Niklas Hintermayr
Welche physiologischen und ethologischen Grundbedürfnisse haben Tiere? Welche rechtlichen Vorgaben bauen auf diesen Grundbedürfnissen auf bzw sollten sie berücksichtigen? Im diesem Vortrag von Niklas Hintermayr geht es um die Anforderungen des Tierschutzgesetzes an die Haltung von Nutztieren und ihre tatsächliche Umsetzung in der 1. Tierhaltungsverordnung. Intensiv beleuchtet wird dabei die Frage, ob die 1. Tierhaltungsverordnung den Vorgaben des Tierschutzgesetzes entspricht oder ob sie nicht klar gesetzeswidrig ist, da die Grundbedürfnisse der Tiere durch die Bestimmungen der Verordnung weitgehend ignoriert werden. In weiterer Folge sollen die rechtlichen Möglichkeiten zur Anfechtung gesetzeswidriger Verordnungen erläutert und der Frage nachgegangen werden, welche Rolle dabei Verwaltungsgerichte, Privatpersonen und NGOs spielen können.
Zur Person
Niklas Hintermayr hat Rechtswissenschaften studiert und bei Gericht sowie in diversen Anwaltskanzleien gearbeitet. Nach seiner Doktorarbeit wechselte er zur Stadt Wien, wo er seit über 5 Jahren stellvertretender Leiter der Wiener Tierschutzombudsstelle ist, einer weisungsfreien Einrichtung, die die Interessen der Tiere zu vertreten hat. Niklas Hintermayr ist Mitherausgeber der Zeitschrift Tierschutz in Recht und Praxis und hat zahlreiche wissenschaftlichen Beiträge im Tierschutzrecht publiziert. Er ist zudem Gründer des Tier&Recht-Tages, einer internationalen Fachkonferenz im Bereich des Tierschutzrechts die seit 2016 jährlich von der Tierschutzombudsstelle Wien veranstaltet wird.
Podiumsdiskussion Mag. Felix Hnat
Zur Person
Felix Hnat ist vor 38 Jahren in Wien geboren worden. Er wuchs in einer Familie auf, in der typisch österreichische Kost gegessen wurde. Als Kind und Jugendlicher liebte er Fleisch, Wurst, Käse, Würstel und Kärntner Speck. Jetzt liebt er immer noch den Geschmack von Fleisch, kocht und isst gerne deftig, salzig und fettig. Heute greift er aber zum Geniessen zu einem regionalen Sojasteak oder zur herzhaften Weizenwurst.
Felix Hnat hat die letzten fünfzehn Jahre beruflich für die Vegane Gesellschaft Österreich gearbeitet – ein Umweltschutzverein mit Ernährungsschwerpunkt. Er hat engen Kontakt zu Supermarktketten, geht ein- und aus in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung und hat sich besonders mit der Frage beschäftigt wie und warum sich Konsumgewohnheiten in Österreich geändert haben. Sein Motto heute ist: Vegan ist das neue Fleisch.
Menschen und andere Tiere: Wir haben viel mehr gemeinsam, als uns trennt Prof. Dr. Kurt Kotrschal
Nicht nur für uns Menschen selber gilt, dass wir viel mehr gemeinsam haben, als uns aufgrund unserer teils sehr unterschiedlichen Kulturen trennen mag. Da nur ganz wenige der so genannten menschlichen Universalien
, also jener vielen Merkmale, die allen Menschen gemeinsam sind, auch Alleinstellungsmerkmale der Art Homo sapiens sind, gelten diese starken Gemeinsamkeiten auch mit den anderen Tieren: Aufgrund unserer verwobenen evolutionären Stammesgeschichte und paralleler Anpassungen, auch in Bereich der sozialen Kognition, teilen wir die meisten unserer menschlichen Merkmale mit anderen Säugetieren und sogar Vögeln. Das gilt insbesondere für unser (soziales) Gehirn. Damit lässt sich auch wissenschaftlich begründen, was jede(r), die/der Mit Hund, Katz & Co. lebt ohnehin weiß: Dass wir mit anderen Tieren in echten sozialen Beziehungen leben können und dass etwa die bloß graduellen Unterschiede zwischen uns
und denen
bedeuten, dass jene Würde und natürlichen Rechte, die Menschen sich selber zubilligen, auch für unsere wesensverwandten Mit-Tiere gelten.
Zur Person
Kurt M. Kotrschal, Mag.rer.nat., Prof. Dr., geboren 1953 in Linz. Studium der Biologie an der Universität Salzburg, dort auch 1981 Promotion und 1987 Habilitation; 1976-1981 Forschungsaufenthalte an den Universitäten Arizona und Colorado, USA. Seit 1990-2018 Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie in Grünau/Oberösterreich 1990-2018, Professor i.R. am Department für Verhaltensbiologie Universität Wien. Mitbegründer Wolfsforschungszentrum. Sprecher der AG Wildtiere am Forum Wissenschaft und Umwelt. Mehr als 250 wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften, Buchbeiträge und Bücher, darunter Österreichs Wissenschaftsbuch des Jahres 2013. Wissenschaftler des Jahres 2010, seit 2006 Kolumnist der Tageszeitung Die Presse, ab 2019 wöchentlicher Blog auf Heute.at
Status Quo und Entwicklung von Tierwohl-Gütesiegel in Österreich Dr. Carina Kriegl
Die Standards der Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! legen Richtlinien fest, die es den Nutztieren erlauben ihre arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen besser auszuleben, eine artgerechte Fütterung der Tiere gewährleisten, den Einsatz qualgezüchteter Tiere verhindern.
Jeder Standard ist eine Momentaufnahme des gegenwärtig Umsetzbaren und befindet sich ständig in Evaluierung. Es gilt einen optimalen Spagat zu gehen, den aktuellen Stand der Wissenschaft im Bereich der Nutztierforschung zu kennen, zu prüfen, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt für Erzeuger-, Transport-, Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe umsetzbar ist und was der Konsument bereit ist, für Produkte aus verbesserter Tierhaltung zu bezahlen.
In diesem Vortrag werden einige Fragen beantwortet: Welche Gütesiegel gibt es derzeit am österreichischen Markt für tierische Produkte? Wie steht es um die Weiterentwicklung und wie gut werden Produkte, die ein Tierwohl-Siegel tragen derzeit angenommen?
Ebenso soll vorgestellt werden, wo bisher die größten Erfolge aus Tierschutzsicht erzielt werden konnten und wo wir vor besonderen Herausforderungen stehen.
Zur Person
Dr. Carina Kriegl ist Tiermedizinerin und war viele Jahre im Kontrollwesen für die biologische und konventionelle Landwirtschaft tätig. Das Studium absolvierte sie an der Vetmed Uni Wien mit Schwerpunkt Nutztiere. Der Tierschutz und damit das Tierwohl der landwirtschaftlichen Tiere liegt ihr sehr am Herzen, weshalb sie sich entschieden hat, die Arbeit der Gesellschaft! Zukunft Tierwohl tatkräftig zu unterstützen. Die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! wurde im Jahr 2016 gegründet, mit dem Ziel verbesserten Formen der Nutztierhaltung zum Durchbruch zu verhelfen und Produkten daraus bei der Vermarktung zu unterstützen.
Gründungsmitglieder sind der Wiener Tierschutzverein und der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Mittlerweile gehören auch die ARGE Bio und Dr. Rudolf Winkelmayer dazu. Der Verein wird geführt von Dr. Carina Kriegl und DI Michael Zoklits.
Tiere: Ihre Rolle im Klimawandel Em. Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb
Zur Person
Helga Kromp-Kolb war als Meteorologin an der Universität Wien, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und an der Universität für Bodenkultur tätig. Neben ihrer Tätigkeit als Universitätsprofessorin für Meteorologie und Klimatologie initiierte und leitete bis 2018 das Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU (mit dem Schwerpunkt gesellschaftliche Transformation
, Bildung für nachhaltige Entwicklung
, Paradigmenwechsels in der Wissenschaft
).
Sie war maßgeblich an der Gründung des Climate Change Centers Austria (das ist eine Dachorganisation klimaforschender Institutionen Österreichs) sowie der Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich beteiligt. Sie ist Mitinitiatorin des ersten Österreichischen Sachstandsberichts Klimawandel 2014 (AAR14) und des Projektes UniNEtZ zur Verankerung der Nachhaltigen Entwicklunsgziele der UNO an den Universitäten.
Sie ist Mitglied wissenschaftlicher Beratungsgremien und hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und Preise erhalten: Unter anderem war sie 2005 den Preis der WissenschaftsjournalistInnen Österreichs und 2013 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Sie unterhält eine rege Vortragstätigkeit im In- und Ausland und setzt sich laufend intensiv für Fragen rund um den Klimawandel und eine Transformation der Gesellschaft für ein nachhaltige Welt und ein Leben innerhalb der ökologischen Grenzen ein.
Im Herbst 2018 ist ihr Buch Plus 2 Grad – Warum wir uns für die Rettung der Welt einsetzen sollten
erschienen.
Tiertransporte – seit Jahrzehnten stark kritisiert, nun endlich diskutiert (Vortrag auf englisch) Gabriel Paun
Spätestens nach der gemeinsamen Veröffentlichung des VGT und Animals International zu den österreichischen Kälbertransporten erkennt auch die Politik, die Dringlichkeit sich diesem Thema anzunehmen. Und dies nicht nur in Österreich. Auf EU-Ebene tut sich einiges. Der Vortrag umreist die aktuellen Entwicklungen und gibt einen Ein- sowie Ausblick, wie es dazu kam und was noch bevorsteht.
Zur Person
Gabriel Paun ist ein rumänischer Biologe, der sich seit 2001 gemeinsam mit Organisationen wie Greenpeace, Agent Green, Vier Pfoten und Animals International für Umwelt- und Tierschutz einsetzt.
Er hat ein Anbauverbot von gentechnisch veränderten Sojapflanzen in Rumänien erreicht, für den strikten Schutz von mehreren Zehntausend Hektar Natur- und Urwald gesorgt, Dutzende Gerichtsverfahren gegen korrupte Behörden gewonnen und bewirkt, dass die Europäische Kommission rechtliche Schritte gegen Rumänien einleitet, um die Forstverwaltung zu verbessern.
Als EU-Direktor von Animals International leitet Gabriel Paun Kampagnen gegen den Lebendtierexport. Sein Wissen basiert auf jahrelangen Recherchetätigkeiten in der EU, aber auch im Nahen Osten und Nord Afrika. Durch öffentliche und politische Aufklärungsarbeit in EU-Mitgliedsstaaten und auf EU-Ebene leistet er mit seinem Team einen wichtigen Beitrag zum laufenden EP-Untersuchungsausschuss zu Tiertransporten und der Überarbeitung der EU-Tiertransportverordnung.
Zudem gilt Gabriel Paun als Initiator eines neuen Gesetzes, das bereits vom rumänischen Parlament verabschiedet wurde, um den Schiffstransport in Nicht-EU-Staaten einzudämmen bzw. für die Industrie zu erschweren.
Podiumsdiskussion Dr. Madeleine Petrovic
Zur Person
Dr. Madeleine Petrovic wurde am 25.6.1956 in Wien geboren. Nach der Matura 1974 studierte sie Rechtswissenschaften und danach Betriebswirtschaftslehre. Außerdem ist sie geprüfte Gerichtsdolmetscherin für Englisch.
Ihre berufliche Karriere begann sie nach dem Studium als Universitätsassistentin. Dann wechselte sie ins Sozialministerium zu Alfred Dallinger, wo sie mit der Entwicklung und Erhaltung von Betriebsansiedelungen betraut war.
Im Jahre 1990 wechselte sie nach dem Tod von Alfred Dallinger in den Nationalrat. Das Thema Tierschutz und der Kampf gegen Tierversuche waren schon immer sehr wichtig für sie.
Als das zum Wiener Tierschutzverein gehörige Wiener Tierschutzhaus 2006/2007 in die Insolvenz schlitterte, bat sie Dr. Grossnigg, mit dem Madeleine Petrovic schon lange davor in Verbindung stand, inständig, den Wiener Tierschutzverein als Präsidentin zu übernehmen. Das war eine sehr kluge Entscheidung. Schließlich gelang es ihnen gemeinsam durch ein groß angelegtes Sanierungsprojekt den Wiener Tierschutzverein zu retten. Heute – gut elf Jahre nach der Insolvenz – arbeiten insgesamt 75 Mitarbeiter im Tierschutzhaus des Wiener Tierschutzvereins in Vösendorf. Das Haus bietet nicht nur für klassische Haustiere wie Hund, Katze, Vogel, Nagetier, etc. eine Bleibe. Es wurden und werden immer noch Tiere, die nicht so oft anzutreffen sind (Krokodil, Wölfe, Schimpansen und vieles mehr) versorgt. Auch sämtliche Wildtiere finden im WTV medizinische Hilfe und werden nach Möglichkeit wieder in die Freiheit entlassen. Für Madeleine Petrovic ist einfach jedes Tier schützenswert.
Auch privat und zuhause standen und stehen Tiere – egal ob klein oder groß – bei ihr ganz vorne. So fanden etwa schon eine Dogge, sieben Chihuahuas und diverse Katzen in ihrer Familie eine Bleibe. Sie ist als Kämpferin bekannt und wird sich stets für das Wohl der Tiere einsetzen. Sogar in den Nachtzeiten ist sie, seit der Wiener Tierschutzverein keine Tierrettung mehr betreibt, in drei Nächten pro Woche ehrenamtlich am Notfalltelefon erreichbar. So gelingt es ihr, verzweifelten TierfreundInnen weiter zu helfen, wodurch sie oft genug aus dem (eigentlich notwendigen) Schlaf gerissen wird. Doch der Tierschutz geht bei ihr stets vor. Dies ist ihr sehr wichtig, damit sie immer Kontakt zu den Menschen hat. Wenn sie ihre Freizeit am Familienanwesen im schönen Gloggnitz verbringt, kümmert sie sich um verletzte Wildtiere.
Der Tierschutz ist ihr Tag für Tag wichtig. Der allerwichtigste Tag des Jahres ist für sie aber der 31. Dezember. Am Silvesterabend möchte sie immer ganz nah bei den Schützlingen des WTV sein, weil diesen kaum zum Feiern zumute ist. Im Gegenteil – sie sind durchwegs sehr verängstigt und leiden durch die Knallerei zum Jahreswechsel. Auch in diesem Fall kämpft sie gemeinsam mit der Exekutive für eine gute Lösung im Sinne der Tiere.
Die Erfolge, die sie für den Wiener Tierschutzverein erzielen konnte, stehen für sich. Daraus resultierend wurde sie 2018 wieder als Präsidentin für die mittlerweile dritte Funktionsperiode einstimmig gewählt.
Der Wolf – gekommen um zu bleiben Mag. Christian Pichler
Nach mehr als 100 Jahren Abwesenheit ist der Wolf wieder nach Österreich zurückgekehrt. Das wirkt sich positiv auf unsere Natur aus, denn der Wolf ist ein natürlicher und unverzichtbarer Bestandteil unserer Ökosysteme. Die Rückkehr stellt uns allerdings auch vor Herausforderungen, weil der Wolf oft in Konkurrenz mit anderen Nutzungsinteressen des Menschen steht. Damit sind Konflikte vorprogrammiert. Wichtig wird in Zukunft sein, dass bei der Debatte um den Wolf wieder mehr Sachlichkeit einkehrt. Der Wolf ist weder eine reißende Bestie noch ein Kuscheltier, sondern eine EU-weit streng geschützte Art.
Zur Person
Ich bin 41 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Töchter und Niederösterreicher. Ich wohne in einer kleinen Gemeinde im Tullnerfeld. An der Universität Wien habe ich Biologie mit dem Studienzweig Ökologie studiert. Seit 2006 arbeite ich in der Natur- und Umweltschutzabteilung des WWF Österreich und bin dort vor allem für Artenschutz-Themen zuständig.
Podiumsdiskussion Tom Putzgruber
Zur Person
Tom Putzgruber, geboren im niederösterreichischen Kremser Land, befasst sich seit seiner frühesten Kindheit mit der Mensch-Tier-Beziehung und lebt seit mehr als 30 Jahren vegetarisch, seit der Jahrtausendwende vegan. Neben dem Tierschutz gilt sein Interesse auch dem Menschenrecht. In diesem Sinne hat er zwei Bücher über die Geschichte der Ureinwohner_innen beider Amerikas verfasst. Er ist der Begründer der Initiative respekTIERE IN NOT, welche sich für bedürftige und obdachlose Menschen und Tiere im Allgemeinen einsetzt, sowie Vorsitzender der Salzburger Tierrechts-Organisation RespekTiere und des deutschen Pendanten RespekTiere Internnational. RespekTiere kämpft mit verschiedensten Projekten länderübergreifend an vorderster Front für eine Umsetzung von Tierrechten. Ein Buch über seine Erfahrungen als Tierrechtsaktivist ist im Entstehen.
Swing Kitchen als Trojanisches Pferd der Tierrechtsbewegung Irene Schillinger
Swing Kitchen wurde nur aus einer einzigen Motivation heraus gegründet: möglichst viel Tierleid zu vermeiden. Daher legen wir größten Wert darauf, nicht-vegane Gäste von unserem Angebot zu begeistern, denn mit einem guten Essen ist meist mehr erklärt, als mit unzähligen Diskussionen, die oft eher einen schlechten Beigeschmack hinterlassen. Gerne berichte ich, wo wir herkommen, wo es hingehen soll und was wir ein gutes Angebot für eine Nachfrage auslösen kann.
Zur Person
Bereits als Studentin der Publizistik und Politikwissenschaften habe ich mich bei verschiedensten Tierrechts- und Umweltschutzorganisationen engagiert, meine große Liebe galt aber immer schon den Schweinen und der Gastronomie. Glücklicherweise ist mit meinem Mann Charly der ideale Mann an meine Seite gekommen (Gastronom und Retter dreier Hausschweine) – gemeinsam haben wir nicht nur sein elterliches Gasthaus veganisiert – mit Swing Kitchen sind wir mit veganen Burgern, Wraps, Salaten und Desserts mi mittlerweile neun Restaurants in drei Ländern (Österreich, Deutschland, Schweiz) vertreten. Und viele weitere werden folgen.
Cultivated Meat aus der Fleischbrauerei, blutender Pflanzenburger, künstliche Intelligenz als Lebensmitteldesigner Dr. Kurt Schmidinger
- Was sind die neuesten Trends für Fleisch, Milch und Ei 2.0?
- Welche globalen Probleme der industriellen Nutztierhaltung könnten sie lösen? Welche Bedenken gibt es?
- Wer sind die Vorreiter, welche Celebrities oder Konzerne unterstützen was?
- Wie sehen die Zulassungsverfahren in der EU und anderen Ländern aus?
Zur Person
Lebensmittelwissenschaftler und Geophysiker (Studium in Graz und Wien). Nach dem Studienabschluss 1995 einige Jahre hauptberuflich im Tierschutz tätig, zudem bis heute in der Softwareentwicklung. Im Jahr 2005 gründete er das Projekt Future Food, das sich mit Alternativen zu Tierprodukten (Fleisch-, Milch- und Eiprodukte) beschäftigt. Future Food präsentiert einerseits die innovativsten existierenden Technologien und Top-Produkte sowie andererseits mögliche Zukunftstechnologien wie In-vitro-Fleisch. Zwischen 2009 und 2012 entstand daraus eine Dissertation und ein Doktor in Lebensmittelwissenschaften.
Als Geophysiker, Lebensmittelwissenschaftler und Tierschützer deckt Kurt Schmidinger die Problembereiche der weltweiten »Nutztier«-Haltung und des weltweiten Fleischkonsums sehr umfassend ab: Umwelt & Klima, Welternährung, menschliche Gesundheit und Tierschutz. Im Sommer 2012 publizierte er auch eine grundlegende Erweiterung der Klimabilanzen von Lebensmitteln.
Wildfütterung geht uns alle an Karoline Schmidt, Dr. phil
Wildfütterung ist laut Duden die Bereitstellung geeigneter Futtermittel für das Wild in Notzeiten, besonders im Winter bei hohem oder gefrorenem Schnee
. Das klingt nach Tierschutzmaßnahme, aber das ist NICHT das, was die Jägerschaft unter Wildfütterung versteht und wie sie ausgeführt wird.
Wildfütterung, das ist das Durchfüttern von Reh- und Rotwild (unseren heimischen geweihtragenden Arten), jeden Winter, unabhängig von der Schneelage, oftmals vom Frühherbst bis in den Sommer hinein, mancherorts ganzjährig. Die Motivation für die intensive Wildfütterung ist, eine jagdliche interessante Anzahl von Wild ganzjährig in Lebensräumen zu halten, die für Wildtiere in so hoher Zahl nicht geeignet sind. Es ist eine selbstauferlegte Hegeverpflichtung, eine Jagdschutzmaßnahme, die aber auch nachvollziehbare Tierschutzargumente beinhaltet.
Die intensive Wildfütterung verändert allerdings nicht nur die Populationsdynamik und das Verhalten des Wildes und seine jagdliche Nutzung, sondern hat als enormer Nährstoffeintrag entsprechende Auswirkungen auf das Waldökosystem. Damit betrifft sie uns alle, da sie neben der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes indirekt auch seine für uns relevante Schutz- Wohlfahrts- und Erholungsfunktion beeinflusst. Nicht nur welche Tierarten mit welchen Methoden bejagt werden dürfen, auch die Wildfütterung ist eine gesellschaftliche Übereinkunft. Je mehr wir darüber wissen, umso faktenbasierter kann unsere Meinung dazu sein.
Zur Person
- Geboren 1962 in Wien, Studiums der Zoologie und Humanbiologie an der Universität Wien
- 1990 Dissertation
Zur Winterökologie ostalpiner Rotwildrudel (Cervus elaphus)
an der Universität für Bodenkultur Wien - 1995 – 1999 APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften für die Studie
Einfluss der Winterfütterung auf die Populationsökologie von alpinen Rothirschen
- Bis 2010 freiberufliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien
- Forschungsprojekte in Schottland und Kanada; zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen
- Forschungsschwerpunkt: Wechselwirkungen zwischen Wild/Jagdmanagement und Gesellschaft
Tierschutz- und Tierrechtsaktivismus an Universitäten und Fachhochschulen Dr. Doris Schneeberger
Unis und Fachhochschulen sind Institutionen, wo lernwillige und wissenshungrige junge Erwachsene zusammenkommen. Diese Orte bieten ein vielversprechendes Setting für kritischen und unabhängigen Diskurs aller Art. Werte wie Rationalität und Wissenschaftlichkeit werden hier hochgehalten und vermittelt.
In diesem Vortrag berichtet Doris über verschiedene Möglichkeiten, wie man sich an Unis und FHs für nichtmenschliche Tiere einsetzen kann, und beleuchtet das oft ungenützte Potenzial für Aktivismus für nichtmenschliche Tiere in akademischen Kontexten. Doris interviewte Menschen auf der ganzen Welt, die sich an Unis und Hochschulen für nichtmenschliche Tiere engagieren, und präsentiert in ihrem Vortrag deren Ansätze und Erfahrungswerte. Darüber hinaus gibt sie einen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen in derartigen Projekten in den USA (bei Vegan Outreach) und in Österreich (Vegane Gesellschaft), sowie in den aktuellen Stand der Forschung bzgl. der Effektivität verschiedener Arten von Tierschutz- bzw. Tierrechtsaktivismus an Unis und Hochschulen.
Zur Person
Doris Schneeberger hat Philosophie sowie Amerikanistik und Anglistik an der Universität Salzburg studiert und dort auch ihre philosophische Dissertation über mögliche zukünftige UN-Tierrechtskonventionen verfasst. Sie absolvierte Forschungsaufenthalte an der Georgetown University in Washington D.C. und an der Princeton University. Aktuell ist Doris Universitätsassistentin an der WU Wien. Des weiteren ist sie psychoanalytisch orientierte Psychotherapeutin in Ausbildung, organisiert nach Berliner Vorbild das Vienna Veggie Homeless Cooking, und koordiniert SAVT at WU.
Podiumsdiskussion Mag. Veronika Weissenböck
Zur Person
Mag. Veronika Weissenböck hat in Wien und den Niederlanden Internationale Entwicklung studiert. Sie leitet die Kampagnenabteilung von VIER PFOTEN Österreich, in der sie seit 2014 tätig ist. Zu ihren Aufgaben gehören die strategische Entwicklung und Implementierung von Kampagnen, besonders im Bereich so genannter Nutztiere, aber auch zu Heim- und Wildtierthemen. Ziel ist dabei auch immer, einen Wandel in Gesellschaft, Industrie, Handel und Politik zu bewirken.
Ihr Einsatz galt in den letzten Jahren unter anderem dem Ausschluss von Lebendrupf und Stopfmast bei Gänsen und Enten aus den Lieferketten der Bettwarenindustrie oder strengeren Gesetzen im Online-Handel mit Tieren. Außerdem setzt sie sich in ihrer Tätigkeit für bessere Haltungsbedingungen und gesetzliche Verbote grausamer Praktiken in der Haltung landwirtschaftlich genutzter Tiere ein. Momentan liegt dabei ihr Fokus auf den Themen Tiertransporte, Billigfleisch, öffentliche Beschaffung und Lebensmittelkennzeichnung.
Auch wenn die Arbeit häufig einem Kampf gegen Windmühlen gleicht, ist ihre Vision eine Welt, in der Menschen den Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen.
Gedanken über eine zeitgemäße Wildtierethik Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer
Die zeitgenössische Tierethik beschäftigt sich bislang vor allem mit dem Umgang mit Tieren, die von Menschen genutzt werden. Fragen über die moralische Berücksichtigungswürdigkeit von wildlebenden Tieren wurden im tierethischen Diskurs bislang eher seltener gestellt. Aber das ändert sich derzeit und dieses Feld wird sich in Zukunft vermutlich rasant weiterentwickeln (der Begriff Tier ist hier im Sinne von nichtmenschlichen Tieren
gemeint).
Sollen wir also wildlebende Tiere (z.B. hinsichtlich vergleichbarer Eigenschaften bzw. Interessen) gleich behandeln wie etwa landwirtschaftliche Nutztiere oder Labortiere? Können Ungleichbehandlungen gerechtfertigt werden oder stellen sie einen Willkürakt dar?
Konkret stellt sich die Frage, ob moralische Akteure empfindungsfähigen wildlebenden Tieren aus ethischer Sicht positive Pflichten in der Form von Rettungs-, Hilfs- und Unterstützungspflichten schulden, und falls ja, was diese Pflichten genau beinhalten.
Die zeitgenössische Debatte in der Wildtierethik kann im Wesentlichen in drei Strömungen unterteilt werden, wobei Laissez-faire Ansätze einzig Unterlassungspflichten gegenüber wildlebenden Tieren fordern und menschliche Einmischungen als moralisch problematisch erachten, konditionale Pflichtenansätze die Einmischungen nur in Einzelfällen unter genau definierten Umständen verlangen und Interventionspflichtansätze für teils massive Eingriffe plädieren, um die Lebensqualität von Wildtieren zu verbessern.
Diese Grundsätze der Wildtierethik können natürlich auch auf Fragen hinsichtlich des Umgangs mit jagdbarem Wild angewendet werden, denn viele Menschen haben schließlich großes Interesse an diesen Tieren. Und das nicht nur, wenn es sich dabei um die Wiederkehr der großen Beutegreifer wie Bär, Wolf und Luchs handelt. Sie wollen die Deutungshoheit über Wildtiere nicht nur den Jägern überlassen und haben damit recht, denn freilebende Wildtiere zählen bis zu ihrem Fang bzw. bis zum Erlegen zum unbeweglichen Gut; sie gelten privatrechtlich als herrenlos (§ 295 ABGB) und stehen grundsätzlich jedermann zur Aneignung frei (res nullius). Im Hinblick auf jagdbare Wildtiere wird dieses Aneignungsrecht durch das öffentliche Recht (vor allem durch das Jagd-, Fischerei- und Naturschutzrecht) eingeschränkt.
Diese Überlegungen über den zeitgemäßen Umgang mit Wildtieren führen auch zu der Idee, aus Tierschutzsicht über das Konzept einer „zertifizierten Jagd“ nachzudenken.
Nicht zuletzt ist auch der Umgang mit invasiven gebietsfremden Arten ist ein Thema, denn auch hier muss nach Möglichkeiten eines fairen Umgangs gesucht werden.
Zur Person
Ich habe in Wien Veterinärmedizin studiert (Mag., Dr.) und war bis zur Pensionierung praktischer Tierarzt (Fachtierarzt für Kleintiere) und Amtstierarzt (wirkl. Hofrat) sowie Lebensmittelwissenschafter (Dipl. ECVPH). 2006 wurde mir vom Österreichischen Bundespräsidenten der Berufstitel Professor verliehen.
Als Autor zahlreicher Publikationen und Bücher sehe ich mich vor allem als Vor- und Querdenker in Sachen Tierschutz, Tierethik, Jagdethik und Wildbrethygiene und bin weiterhin publizistisch tätig.
Tierversuchfreie Forschung im 21. Jahrhundert Dr. Tamara Zietek
Heutige In-vitro-Modelle, die für die biomedizinische Forschung genutzt werden, sind komplexer und physiologischer denn je. Sie reichen von dreidimensionalen Zellkulturen über Organoide bis hin zu Multi-Organ-Chips, auf denen mehrere Organmodelle kombiniert und mit einem simulierten Blut- und Urinkreislauf miteinander verbunden werden. Diese humanen Zellmodelle können aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) gezüchtet werden, sowohl von gesunden Spendern als auch von Patienten. Vor allem als Krankheitsmodelle und für die Entwicklung von Medikamenten oder giftigen Substanzen sind sie hochrelevant. Als Ersatzmethoden zum Tierversuch wurden bereits viele dieser Systeme erfolgreich validiert, insbesondere für den regulatorischen Bereich wie die Sicherheitsprüfung von Chemikalien. Kontinuierliche Optimierungen, u.a. hinsichtlich der Integration von Blutgefäßen und Immunsystem, führen dazu, dass die humanbasierten In-vitro-Modelle die Problematik der mangelnden Übertragbarkeit von Tierversuchen auf den Menschen überwinden können. Die Gründe, warum immer noch so viele Tierversuche durchgeführt werden, sind nicht wissenschaftlicher Natur, sondern haben strategische Ursachen, die in erster Linie von den Gesetzgebern angegangen werden müssen.
Zur Person
Ich habe in Bochum Biochemie studiert und anschließend meine Dr.arbeit (ebenfalls in Biochemie) in Köln gemacht. Danach war ich 8 Jahre lang als Forschungsgruppenleiterin und Dozentin an der TU München (Ernährungsphysiologie) tätig und habe dort auch selbst an menschlichen Mini-Därmen (Darm-Organoiden) geforscht. Seit 2018 arbeite ich bei Ärzte gegen Tierversuche in Köln. Hier bin ich Wissenschaftskoordinatorin und Expertin für tierversuchsfreie Forschungsmethoden. Außerdem bin ich zuständig für die EU-politische Arbeit in Hinblick auf Ersatzmethoden zum Tierversuch.
Ton- und Bildaufzeichnungen
Wir selbst werden Videos von Beiträgen erstellen und planen diese frei lizensiert zu veröffentlichen. Wir möchten möglichst nur die Vortragenden aufzeichnen, können aber nicht ausschließen, dass unbeabsichtigt auch andere Personen erkennbar sind. Wir bitten Personen, die unerkannt bleiben wollen, sich möglichst nicht ausgerechnet dort aufzuhalten wo sie unsere deutlich erkennbaren Videokameras mit aufzeichnen.
Um bei der Nachbearbeitung des Bild- und Videomaterials möglichst keine Personen erkennbar zu lassen, die nicht sichtbar sein wollen, werden wir beim Einlass Symbole verteilen, die sich Personen, die nicht auf öffentlichen Fotos zu erkennen sein wollen, gut sichtbar anbringen können. Auf diesem Weg können wir eventuell doch unbeabsichtigt festgehaltene Personen wenigstens im Nachhinein entweder anonymisieren oder die Materialen mit diesen Personen gar nicht erst veröffentlichen.
Wir geben aber zu bedenken, dass es sich bei der Tierschutztagung um eine öffentliche Veranstaltung handelt. In Zeiten von allgegenwärtigen Mobiltelefonen mit entsprechenden Funktionen können wir nicht verhindern, dass Menschen auf der Tagung Fotos und Videos erstellen auf denen TeilnehmerInnen erkennbar sind.
Wir bitten dennoch alle möglichst umsichtig zu handeln und nicht ungefragt solche Materialien zu erstellen oder gar zum Beispiel auf sozialen Medienportalen zu veröffentlichen.