Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (16.04.2009)
Wien, am 16.04.2009VGT präsentiert polizeiliche Abschlussberichte
50 Gäste hören scharfe Kritik an der Polizei: Falschaussagen, Manipulation, Rufschädigung – aber kein einziger Beweis für Kriminelles
Hintergrund
Ende 2006 gründet Innenminister eine
Sonderkommission nach einem Konflikt mit dem
Tierschutz. Die Ermittlungsmethoden eskalieren:
- Telefonabhörung + Handypeilung
- Emails mitgelesen
- Observation von Personen+Wohnungen, Kamera filmt Hauseingänge
- Peilsender auf 2 Autos
- 4 Große Lauschangriffe (2 Privatwohnungen, VGT-Büro, Kaffeehaus)
- Verdeckte Ermittler
- 21. Mai 2008: Großer Zugriff, 23(+3) Hausdurchsuchungen, 10 Personen für 104 Tage in U-Haft, 6 Vereine für 10 Monate ohne Infrastruktur
Zusammenfassung der VGT-Abschlussberichte
nach 2 ½ Jahren Ermittlung!
- Kein direkter Nachweis krimineller Handlungen
- Aktionen des Zivilen Ungehorsams und Recherchen
- Abschirmungsmaßnahmen gegen Bespitzelung
- „radikal-subversive“ Meinungen in Diskussionen
- Breite Zusammenarbeit in der Tierschutzszene
- Informationsfluss in der Tierschutzszene
Die Polizei schließt daraus, dass es eine große, österreichweit und international aktive kriminelle Organisation gibt, die für alle Tierschutz-Straftaten verantwortlich ist und die seit 1996 die gesamte aktive Tierschutzszene umfasst.
Stil der Abschlussberichte
€ 5 Mill Ermittlungskosten setzen die
Sonderkommission unter Erfolgsdruck:
- Ruf der Beschuldigten schädigen: militant, rechtsextrem, linksextrem, anarchistisch
- Falschaussagen (2 Jahre Haft, Decknamen, …)
- Stigmatisierung: Tierrechte, Veganismus
Sie erfindet daher das Konzept kriminelle Organisation:
- Umfasst gesamte Tierschutzszene: 11 Tierschutz-Organisationen, 30 Beschuldigte, 100 Verdächtige
- Heißt „MTG“ (militante Tierrechtsgruppen)
- Ziel: „Tierrechtsrevolution“ – Rechte für Tiere
Kampagnen der "kriminellen Organisation"
(1996 – 2008)
A) Pelzkampagne (Pelzfarmen + Pelzgeschäfte)
B) Kampagnen gegen Bekleidungsfirmen
C) Kampagne gegen Legebatterien
D) Fleischkampagne (Restaurants, Schlachthöfe,
Tiertransporte, Fleischhauer, Schweine, Rinder,
Daunen, Stopfleber und Lebendhummerverkauf)
E) Zirkuskampagne
F) Anti-Jagd Kampagne
G) SHAC-Kampagne gegen Tierversuche
G1) Universitäre Forschung
G2) Private Forschung
Es handelt sich aber um keine kriminelle
Organisation nach §278a StGB
Sie ist zwar auf längere Zeit angelegt, mit
mehr als 10 Personen und hat das Ziel, einen
Einfluss auf Politik und Wirtschaft zu nehmen,
aber ...
- Sie ist nicht auf schwerwiegende strafbare Handlungen ausgerichtet
- Sie ist nicht unternehmensähnlich
- Die Abschirmung dient nicht um kriminelle
Handlungen zu decken
Das gesamte Verfahren ist ein politischer Prozess
- Es gibt in Österreich relativ wenige Straftaten mit potentiellem Tierschutzhintergrund
- Die Straftaten mit Tierschutzbezug haben sich von 2006 zu 2007 halbiert
- Legale Tierschutz-Protesthandlungen sind dabei explosionsartig angestiegen – zur gleichen Zeit wird die SOKO gegründet
- Österreich hat die erfolgreichste Tierschutzbewegung der Welt – und die brutalste Polizeirepression dagegen
- Laut offizieller Statistik gibt es 35 Mal (!!!) mehr Fälle von krimineller Tierquälerei als Tierschutzstraftaten
- Die Gesprächsprotokolle anlässlich der Gründung der SOKO zeigen, dass der VGT von der Polizei nicht als kriminell eingestuft wurde, aber trotzdem zum Hauptziel der Ermittlungen avancierte
- Ein Aktenvermerk einer SOKO-Sitzung im Juni 2008 zeigt, dass die SOKO damals eine Sitzung mit dem einzigen Thema hatte, wie sie dem VGT am meisten schaden kann
- Die SOKO schickt PolizistInnen zu jeder
Tierschutzkundgebung in ganz Österreich, um,
wie sie sagt, dem Tierschutz ein radikales
Image in der Öffentlichkeit zu geben
Schlussfolgerungen
- Seit 1997 gibt es eine zunehmende Bespitzelung – es ist kein Ende absehbar
- Die Abschlussberichte bestehen zu 90% aus Zitaten von Meinungsäußerungen in privaten Gesprächen und sonst nichts
- Die Abschlussberichte sind unseriös (Entlastendes wurde weggelassen)
- Die Abschlussberichte sind manipulativ (es gibt zahlreiche entstellte Zitate und Falschaussagen)
- Die Polizei ist für Verbrechensbekämpfung
und nicht als Instrument gegen Protestbewegungen
geschaffen – ihr ist in politischen Dingen
nicht zu trauen!
Nach „Ende“ der Ermittlungen: Wie geht’s weiter?
- Die Abschlussberichte enthalten keinen Hinweis auf kriminelle Handlungen
- Es wird eine Anklage wegen §278a StGB erwogen, weil dieser Paragraph vage ist und die Anklage nicht fallengelassen werden kann, um die Ermittlungen zu rechtfertigen
- Es besteht eine große Gefahr der Kriminalisierung normaler NGO-Aktivität (Recherchen, Ziviler Ungehorsam)
- Seit 9/11 gibt es international erweiterte polizeiliche Ermittlungsmöglichkeiten + gerichtliche Gefahrenlagenstraftatbestände
- Es gibt eine globale Bedrohung von Demokratie und Zivilgesellschaft (siehe z.B. Neuseeland)