Verein gegen Tierfabriken
Verein gegen Tierfabriken
Schlechte Noten für Herdenschutz auf Tiroler Heimweiden
Von offizieller Seite wird man nicht müde zu betonen, die Schafe auf Tiroler Almen wären „nicht schützbar“. Damit wird auch begründet, dass keine Förderungen für Herdenschutzmaßnahmen auf Almen zur Verfügung gestellt werden können.
Explizit ausgenommen von dieser Rhetorik sind Heimweiden. Damit sind laut gängigen Definitionen1 jene Flächen gemeint, die als Teil der landwirtschaftlichen Fläche mit Tieren vom Heimbetrieb aus beweidet werden. Das heißt, es handelt sich häufig um Weiden, die sich in Hof- und Siedlungsnähe befinden. Für Herdenschutzzäune auf Heimweiden kann laut LK Tirol eine Förderung in Höhe von bis zu 60 Prozent der Netto-Anschaffungskosten beantragt werden.
1 Definition Heimweide
laut agripedia
laut Unsere.Almen
Wird das in der Praxis auch umgesetzt? Sind die Schafe wenigstens auf den Heimweiden ausreichend vor Wolfsangriffen geschützt?
Dieser Frage gingen Tiroler Tierschützer:innen im Frühsommer dieses Jahres nach. Die Stichprobe umfasste über 40 Heimweiden in vier Tiroler Bezirken. Beim Lokalaugenschein wurde überprüft, ob die vorhandenen Zäune – soweit das vom öffentlichen Grund aus sichtbar war – die grundlegenden Förderkriterien laut Infoblatt der Tiroler Landwirtschaftskammer erfüllen.
Das Ergebnis war ernüchternd. Zwar waren alle überprüften Flächen gezäunt. Doch nur zehn der vorhandenen Zaunvorrichtungen (23 Prozent) erfüllten die Mindestanforderungen für ausreichenden Herdenschutz bzw. für eine Förderbarkeit, d.h. es handelte sich beispielsweise um stromführende Weidenetze.
Bei den restlichen Weiden dominierten Mobilzäune mit zwei Litzen, die keinerlei Schutz bieten, oder gar Holzlattenzäune, die ebenfalls unzureichend sind.
Wir hoffen ja, dass unsere Stichprobe NICHT repräsentativ ist und dass es irgendwo in Tirol auch noch besser geschützte Schafe auf Heimweiden gibt. Aus Landwirtschaftskreisen will man der Öffentlichkeit ja immer weismachen, dass Herdenschutz bei uns nicht möglich ist. Aber wenn man sich nicht einmal die Mühe macht, auf den ganz offiziell als schützbar definierten Flächen die absoluten Mindestanforderungen einzuhalten, dann frage ich mich schon, was da in den Köpfen vorgeht. Will man die Tiere jetzt schützen oder nicht? Solange sich das nicht ändert, bleiben die Tiroler Weideflächen ein Selbstbedienungsbuffet für Wölfe.
Eine Person, die an der Recherche beteiligt war.