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Österreich, 12.08.2025

Welse sind die größten Fische in Österreich. Medial werden sie fälschlicherweise als gefährliche „Monsterfische“ dargestellt. Der VGT erhebt die Stimme für diese außergewöhnlichen Wassertiere: Welse gehören geschützt und respektiert!

Alle Jahre wieder tauchen Berichte über den Europäischen Wels (Silurus glanis) in den Medien auf. Gerne in der Sommerzeit. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Geschichten über große Welse, die von Angler:innen aus dem Wasser gefischt wurden. Manchmal ist auch von „Monsterwelsen“ zu lesen, die angeblich gefährlich für Menschen seien. Keine der Geschichten geht gut für die Welse aus. Fast immer werden sie getötet.

Zuletzt sorgte Anfang August 2025 ein zirka 2,30 Meter langer und etwa 85 Kilogramm schwerer Wels, der aus dem Bodensee gefischt wurde, für Schlagzeilen. Zur gleichen Zeit holte ein Angler in einem tschechischen Gewässer einen zirka 2,70 Meter langen Wels aus dem Wasser. Im Juli 2024 war ein ungefähr 2,20 Meter langer und rund 90 Kilogramm schwerer Wels im Linzer Pichlingersee Thema.

Zu großem medialen Interesse führten im Juni 2025 als "Welsangriffe" bezeichnete Vorfälle im Großen Brombachsee in Bayern. Nachdem ein Wels Schwimmer:innen leichte Schürfwunden zugefügt hatte, wurde der Fisch von einem Polizisten angeschossen und verletzt, später dann von Anglern aus dem See gefischt und getötet. Dieser Fall hat mittlerweile schon ein juristisches Nachspiel. Die Tierrechtsorganisation "PETA Deutschland e.V." hat Strafanzeige erstattet.
(Symbolfoto zeigt einen Wels im deutschen Kulkwitz See)

Welse sind keine Monster

Welse sind weder "Monster" noch "Killer". Fakt ist jedoch: Welse sind für Menschen weitgehend ungefährlich. Schlimmstenfalls kann ein Mensch bei einer Begegnung mit einem Wels Schürf- oder leichte Bisswunden davontragen. Welse können mit ihren kleinen, flachen und nach hinten gerichteten Bürstenzähnen einen Menschen nicht schwer verletzen.

Welse meiden Menschen

Welse sind grundsätzlich scheu und meiden Begegnungen mit Menschen. Wenn sie allerdings in ihrem natürlichen Verhalten von Menschen gestört werden, kann es vorkommen, dass sie die natürliche Scheu überwinden und sich gegen die menschliche Beeinflussung zur Wehr setzen. Im Großen Brombachsee sind Badegäste wahrscheinlich einem Laichplatz zu nahe gekommen. Das ist für den Wels, der das Gelege bewacht und beschützt, ein direkter Angriff, auf den er reagiert, um seine Nachkommen zu schützen. Dieses Verhalten ist natürlich und arttypisch. Expert:innen sagen deutlich: Es ist die große Ausnahme, wenn Welse Menschen angreifen.

Begehrte Trophäen bei Angler:innen

Die Körpergröße von Welsen ist beeindruckend. Im Durchschnitt werden sie zwischen 1,30 bis 1,60 Meter groß, bei einem Gewicht von 15 bis 45 Kilogramm. Sie wachsen ein Leben lang, haben ab einer gewissen Größe außer dem Menschen keine natürlichen Feinde mehr und können deshalb auch sehr alt werden. Es wird angenommen, dass in freier Wildbahn und unter guten Lebensbedingungen sogar bis zu 100 Jahre Lebensalter möglich sind. Aber Welse mit diesem Alter werden selten. Denn die Körpergröße macht den Wels in Angelkreisen besonders beliebt. Für viele Angler:innen gilt der Fang eines großen Welses als „Highlight“.

Die Fotos mit großen gefangenen Welsen, die es immer wieder auch in die Medien schaffen, erinnern an die Trophäenjagd. Zahlreiche Fragen tauchen auf:

  • Was geht in den Köpfen und Herzen der Menschen vor, die mit einem großen toten Wels vor der Kamera posieren?
  • Was wollen die Angler:innen damit ausdrücken?
  • Haben sie kein Mitgefühl? Keine Achtung und Respekt vor dem Leben eines Tieres?

Die österreichische Gesetzgebung erlaubt das Fangen und Töten von Welsen - auch wenn es keine Notwendigkeit dafür gibt oder nachvollziehbare, sinnvolle Gründe. In den Fischereigesetzen der Bundesländer ist gesetzlich geregelt, wann Welse in welcher Größe geangelt werden dürfen. Vorarlberg und Salzburg sehen für Welse keine Schonzeit vor. In der Steiermark sind Welse von 15. April bis 30. Juni geschont. In Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sind Welse von 1. bis 30. Juni geschont. Das Burgenland schont sie von 15. Mai bis 15. Juni.

Dass der Europäische Wels in Österreich als gefährdet gilt und in der Berner Konvention als geschützte Tierart angeführt ist, überrascht angesichts der österreichischen Gesetzgebung und dem brutalen Treiben vieler Angler:innen, die Welse jagen.

Welse gehören geschützt 

Welse sind ein wichtiger Teil des natürlichen ökologischen Systems jener Gewässer, in denen sie leben. Deshalb gehören sie umfassend geschützt. Der VGT fordert ein österreichweites, ganzjähriges Angelverbot für Welse, sowie einen anderen Umgang mit den scheuen Wassertieren.

Wir appellieren an die Angler und Anglerinnen in Österreich, freiwillig darauf zu verzichten, Welse zu jagen, zu fangen und zu töten. Zeigen Sie bitte Mitgefühl, Respekt und Achtung vor diesen Wassertieren.

Mag. Erich Schacherl, VGT-Kampagnenteam

Um zukünftig ähnliche, problematische Begegnungen zwischen Wels und Mensch wie im Großen Brombachsee zu vermeiden, empfiehlt der VGT, Zonen in Badegewässern einzurichten, in denen Welse ungestört ihrem Laichverhalten nachgehen können.

Mag. Erich Schacherl: „Welse verdienen Respekt, Achtsamkeit und Mitgefühl von uns Menschen. Lassen wir sie in Ruhe ihr Leben leben!“