Verein gegen Tierfabriken
Verein gegen Tierfabriken
Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (16.06.2025)
Im Jahr 2023 wurden in Österreich rund 26,6 Millionen Eier von sogenannten Legerassen in Brutmaschinen eingelegt. Daraus schlüpften etwa 21,2 Millionen Kücken1, wovon rund 10,6 Millionen männlich waren2. Weil sie keine Eier legen und als Fleischlieferanten ungeeignet sind, werden sie aussortiert und großteils durch Ersticken mit CO2 getötet. Nur ein kleiner Teil – etwa 1,77 Millionen – wurde in der sogenannten Bruderhahnaufzucht gemästet. Rund 7,2 Millionen Legehennen legten in Österreich 2023 etwa 2,4 Milliarden Eier. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Österreicher:innen lag bei 248 Eiern. Der Selbstversorgungsgrad war mit 90 % etwas niedriger als im Vorjahr3, vermutlich wegen Verlusten durch die Vogelgrippe. Mit rund 57 % lebt die Mehrheit der Hühner in Österreich in Bodenhaltung. Etwa 30 % leben in Freilandhaltung und 13 % in biologischer Freilandhaltung4.
Ein Ende der Käfighaltung von Legehennen wurde vom VGT und anderen Tierschutzorganisationen lange nachdrücklich gefordert, bis 2005 schließlich ein Verbot mit klaren Ablaufdaten für alle Arten von Legebatterien beschlossen wurde. Das Verbot der konventionellen Käfige trat 2009 in Kraft. Sogenannte ausgestaltete Käfige sind seit 2020 verboten. Diese wurden allerdings wegen der klaren Ablauffrist nicht als zukunftsfähige Alternative betrachtet und kaum eingesetzt. Es muss betont werden, dass sich das Verbot entgegen aller Ängste als großer Erfolg herausstellte – sowohl für den Tierschutz als auch wirtschaftlich. Der Selbstversorgungsgrad ist seither kontinuierlich angestiegen3.
Die rechtlichen Mindestanforderungen an die Legehennenhaltung sind in der 1. Tierhaltungsverordnung5 festgelegt und entsprechen heute in Österreich einer sogenannten Bodenhaltung bzw. Volierenhaltung. Das beschreibt eine Halle, die in mehrere Etagen unterteilt ist. Die oberen Etagen bestehen üblicherweise aus Gitterböden. Futter und Wasser sowie Legenester und Sitzstangen müssen den Hennen zur Verfügung gestellt werden. Weiteres Beschäftigungsmaterial oder Tageslicht sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Nur ein Drittel der Bodenfläche muss eingestreut sein. Das entspricht üblicherweise lediglich dem Stallboden, also der untersten Etage. Das Gesetz gibt keine Obergrenze für die Anzahl von Tieren im Stall vor, während z.B. die AMA bis zu 24.000 Tiere in einem einzigen Stallgebäude erlaubt. Dabei müssen sie durch Gitter o.Ä. in Gruppen von maximal 6000 Tieren unterteilt sein. Die hohe Besatzdichte von 7 bis 9 Tieren pro m² und die immensen Gruppengrößen erfordern gezielte Maßnahmen, um Verhaltensstörungen wie Kannibalismus oder Federpicken zu verhindern6.
Seit dem 1.1. 2004 ist die Kennzeichnung von Schaleneiern EU-weit verpflichtend. Der aufgedruckte Code zeigt Herkunftsland und Haltungsform. Für verarbeitete Produkte und Gastronomie besteht keine generelle Kennzeichnungspflicht, mit Ausnahme von Produkten, die mit österreichischer Herkunft werben (z. B. rot-weiß-roter Flagge) – sofern Ei eine Primärzutat ist, muss dann das Herkunftsland der Eier angegeben werden.
Seit 2020 ist jede Form von Legebatterien in Österreich ausnahmslos verboten. In der EU ist der konventionelle Käfig seit 2012 verboten. Sogenannte ausgestaltete Käfige, die kaum Verbesserungen für die Tiere darstellen, sind aber weiterhin erlaubt. Die Einfuhr von Eiern bzw. Eiprodukten nach Österreich ist uneingeschränkt erlaubt. In verarbeiteten Produkten und Gastronomie können daher billige Käfigeier verwendet werden, ohne dass das für die Konsument:innen ersichtlich ist. Frischeier aus Käfighaltung gibt es teilweise noch in kleineren Märkten oder Marktketten. Hier sollte unbedingt auf den Stempel am Ei geachtet werden (Nr. 3 = Käfighaltung)
Mit Stand 2023 leben mehr als die Hälfte der Legehennen in Österreich in Bodenhaltung ohne Freigang. Es dürfen 7-9 Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Die Besatzdichte richtet sich nach der Einrichtung der Halle und dem Vorhandensein von Außenscharrräumen (Wintergärten). Den Hühnern müssen Sitzstangen und Legenester zur Verfügung gestellt werden und mindestens ein Drittel der Bodenfläche muss eingestreut sein. Weiteres Beschäftigungsmaterial oder natürliches Tageslicht sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Bodenhaltungssysteme bestehen meist aus mehreren Etagen. Während die unterste Etage eingestreut ist, besteht alles darüber liegende aus Gitterböden. Hohe Besatzdichten und immense Gruppengrößen erfordern gezielte Maßnahmen, um Verhaltensstörungen wie Kannibalismus oder Federpicken zu verhindern.
Bei der konventionellen Freilandhaltung entsprechen Besatzdichte und Stalleinrichtung den Vorgaben der Bodenhaltung. Zusätzlich muss den Hennen tagsüber ein Auslauf von 8 m² pro Tier zur Verfügung stehen. Verfügt der Betrieb über eine sogenannte Biodiversitätsweide, die einen bestimmten Bewuchs aufweisen muss, sind mindestens 4 m² pro Tier vorgeschrieben. Jede Art von Auslauf muss über Unterstände zum Schutz vor Witterung und Beutegreifern verfügen. Die Weide darf gekoppelt (also aufgeteilt) werden, um den Bewuchs zu schonen. Abhängig von der Art der Koppelung sieht die Mindestauslauffläche pro Tier etwas anders aus. Je nach Beschaffenheit kann der Auslauf den Tieren eine immense Bereicherung bieten. Am beliebtesten ist üblicherweise eine locker mit Bäumen und Büschen bewachsene Fläche.
Bei der biologischen Freilandhaltung sind 10 m² Auslauf pro Henne vorgeschrieben. Auch hier darf die Weide gekoppelt werden, sodass jeder Henne jederzeit mindestens 5 m² zur Verfügung stehen. Im Stall dürfen pro Quadratmeter maximal 6-7 Tiere leben. Sieben dürfen es nur dann sein, wenn ein Außenscharrraum vorhanden ist. Außerdem ist die Gruppengröße auf 3000 Tiere pro Stall beschränkt. Auch hier muss mindestens ein Drittel der Stallfläche eingestreut sein und es müssen Sitzstangen zur Verfügung stehen. Zudem schreibt die Bio-Haltung mehr Legenester vor als die konventionelle.
Hühner leben eigentlich in kleinen Gruppen, streifen durch Wiesen und lichte Wälder, scharren im Boden, nehmen Staubbäder und pflegen ihr Gefieder. Sie verfügen außerdem über ausgeprägte soziale und kognitive Fähigkeiten. Die Tiere kommunizieren differenziert, kontextabhängig und über verschiedenste, spezifische Laute mit ihren Artgenoss:innen und zeigen Empathie. Die Hennen sind liebevolle und fürsorgliche Mütter. Schon während die Kücken noch im Ei sind, kommunizieren sie mit der Mutter. Sie hilft beim Schlüpfen, beschützt ihre Kücken und zeigt ihnen die Welt7,8. Die schlauen Tiere merken sich bis zu 100 verschiedene Gesichter und erkennen ihre Bekannten auch nach monatelanger Trennung wieder. Sie sind komplexe Individuen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, verfügen über Selbstwahrnehmung und können gezielt Vorhersagen für die Zukunft treffen9. Die letzten Jahre der Forschung haben gezeigt, dass Hühner über Fähigkeiten verfügen, die zuvor nur etwa gewissen Primaten zugesprochen worden sind10. Der Mythos vom „dummen Huhn“ ist also längst Geschichte.
In der Eierindustrie ist vom natürlichen Leben der Hühner kaum etwas übrig. Die Hennen werden zu Legemaschinen degradiert und stammen aus Zuchtlinien, die auf extreme Legeleistung getrimmt sind. Sie legen über 300 Eier pro Jahr7. Neben der Zucht auf hohe Legeleistung liegt das auch am Wegnehmen der Eier: Von Natur aus würde eine Henne einige Eier sammeln, sie gemeinsam ausbrüten und die Kücken anschließend großziehen. Während dieser Zeit legen sie üblicherweise keine Eier und der Körper kann sich erholen. Nimmt man die aber Eier weg, legen die Hennen immer weiter. Nach etwa 12 bis 18 Monaten, wenn die Leistung beginnt nachzulassen, werden sie eingefangen, geschlachtet und durch neue Junghennen ersetzt.
Durch die extrem hohe Legeleistung und das Fehlen von Legepausen sind die Hennen bereits nach kurzer Zeit völlig ausgelaugt. Das äußert sich unter anderem in geschwächten Knochen. Studien belegen, dass Legehennen sehr oft schmerzhafte Frakturen des Brustbeins erleiden11,12. Auch Erkrankungen und Verletzungen des Legeapparats, ein schwaches Immunsystem und erhöhte Mortalität sind Folgen dieser Qualzucht13. Haltungssysteme, in denen Enge, Bewegungsmangel und unhygienische Bedingungen herrschen, können das Verletzungs- und Infektionsrisiko zusätzlich steigern. Gesetzlich ist man zwar verpflichtet, zweimal pro Tag nach den Hühnern zu sehen, doch bei tausenden Tieren in einer mehretagigen Halle ist es natürlich schwer bis unmöglich, einzelne verletzte oder kranke Tiere zu finden.
Besonders problematisch bleibt auch der Umgang mit männlichen Kücken. Seit 2023 ist deren Tötung in Österreich zwar offiziell verboten, allerdings gibt es eine wesentliche Ausnahme: Wenn sie als Futter für Tiere in Gefangenschaft (Zoos, etc.) verwendet werden, dürfen sie weiterhin getötet werden. In der Praxis trifft das auf einen Großteil der Kücken zu. Von den 10,61 Mio. Hähnen, die 2023 in Österreich geschlüpft sind, wurden lediglich 1,77 Mio. in der Bruderhahnaufzucht großgezogen2. Das „Schreddern“ der Kücken wird in Österreich seit längerem nicht mehr praktiziert. Mit der Novelle 2023 wurde diese Tötungsmethode schlussendlich verboten. In anderen Ländern passiert das aber weiterhin.
In den letzten Jahren wird international stark an der In-Ovo-Geschlechtsbestimmung geforscht. Dabei wird das Geschlecht noch im Ei festgestellt – möglichst vor dem 13. Bebrütungstag, ab dem das Schmerzempfinden einsetzt14. Es gibt unterschiedliche Methoden dazu, von denen bislang aber noch keine flächendeckend eingesetzt wird. In Österreichs Brütereien ist die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung generell noch nicht angekommen.
Eine tierfreundlichere Alternative stellen Hühner sogenannter Zweinutzungsrassen dar. Sie legen viele Eier und setzen genügend Fleisch an. Beides aber in geringerem Ausmaß als die Qualzuchten, die heute eingesetzt werden. Dafür sind sie wesentlich gesünder und die Trennung von Ei und Hühnerfleischproduktion wäre mit ihnen nicht mehr notwendig. Das Endprodukt kostet aber auch dementsprechend mehr, weshalb sich diese Rassen bisher nicht weitläufig durchgesetzt haben. Um Tierleid weitestgehend ausschließen zu können, ist und bleibt es die beste Option, auf pflanzliche Produkte zurückzugreifen.
Quellen