Tierquälerische Hetzjagd von Fasanen im Wasserschutzgebiet
Tierschützer:innen beobachteten und dokumentierten Fasanen-Treibjagd im Revier Kalsdorf bei Graz. Illegales Aussetzen scheint naheliegend, kann aber nicht nachgewiesen werden. Ein Volksbegehren fordert ein Verbot dieser Jagdform
Sie dienen zur Belustigung schieß-freudiger Menschen, haben aber keinen ökologischen Nutzen: die Treibjagden auf Fasane, wie sie auch im Bereich südlich von Graz jetzt im Herbst intensiv betrieben werden. Fasane sind ursprünglich aus Asien eingeschleppte, gezüchtete und schlecht-fliegende Vögel, sie sind relativ leicht zu treffen und deshalb das Lieblingsziel vieler steirischer Jäger:innen.
Jagen im Wasserschutzgebiet?
Es ist schon eine besondere Situation, wie sie vergangenen Samstag im Revier Kalsdorf stattgefunden hat. Mehr als 30 Jägerinnen und Jäger marschierten in ein umzäuntes Wasserschutzgebiet und umstellten die Vegetation. Mehrere Rehe rannten panisch den Zaun entlang und flüchteten durch kleine Löcher. Ein Gruppe von treibenden Menschen schlug mit Stöcken herum und rief laut, um die Fasane zum Auffliegen zu bewegen. Zuerst gab es einzelne Schüsse zu hören - und dann plötzlich ein Donnerwetter, als gezählte 35 Fasane fast gleichzeitig zu fliehen versuchten.
David Richter, für das Thema Jagd Steiermark zuständiger VGT-Campaigner, beobachtete die Situation: Ich konnte vom wenigen Metern an diesem Jagdbereich vorbeigehenden Wanderweg sehen, wie die Fasane zu entkommen versuchten. Es folgten zahlreiche Schüsse, vermutlich wurden viele Fasane verletzt, aber nicht getötet, denn einige konnten nach kurzem Flug trotz Beschuss in einem angrenzenden Feld landen. Ich sah aber auch getroffene Tiere, die in der Luft taumelten und hart auf den Boden aufschlugen. Für uns waren 35 Fasane sichtbar, natürlich waren viel mehr an diesem Ort, ich halte es aufgrund meiner Erfahrung für sicher, dass diese Tiere illegalerweise ausgesetzt wurden. Wann, wo und von wem ist jedoch nicht bekannt. Seit einigen Jahren schon bin ich mehrmals jährlich an diesem Ort, um diese Jagden zu beobachten und zu dokumentieren.
In diesem Bereich südlich von Graz, zwischen Gewerbezonen, Autobahn und Siedlungsgebiet, gibt es auf einer relativ kleinen Fläche von 300 ha vier verschiedene Jagdreviere und Jagdgesellschaften, es finden hier pro Herbst bis zu 10 Treibjagden statt. Auffällig ist, dass sich kein Fasanen-Auswilderungsbiotop in diesem Bereich befindet, folglich werden die Fasane vor den Jagden mutmaßlich in das Jagdrevier gebracht.
Erwähnenswert ist auch, dass sich beim sonnigen Wetter zahlreiche Spaziergänger:innen in der Nähe aufhielten, sie wurden durch Warnschilder über die Jagd informiert. Aus Gesprächen mit diesen Passant:innen konnten die Tierschützer:innen von der Abneigung gegenüber dieser Jagdform erfahren.
Die Tierschützer:innen werden Anzeigen nach dem Jagd- und Tierschutzgesetz erstatten. Weiters wird es Anfragen geben, ob im Wasserschutzgebiet des Wasserwerkes "Umland Graz" mit bei Fasanen-Treibjagden üblichem Bleischrot geschossen wurde - und ob das aus Gründen des Gewässerschutzes verboten ist oder nicht.
Jetzt Volksbegehren unterstützen!
Dieses völlig absurde Vorgehen – das Aussetzen und bald darauf Erschießen von Fasanen – ist in einigen Bundesländern bereits verboten. Leider gibt es neun verschiedene Jagdgesetze in Österreich. Das Volksbegehren „Für ein Bundes-Jagdgesetz“ fordert eine einheitliche gesetzliche Situation und somit u. a. ein Verbot dieser Tierquälerei für ganz Österreich. Noch bis Ende Dezember 2024 können Unterstützungserklärungen für das Volksbegehren „Für ein Bundes-Jagdgesetz“ abgegeben werden. Die Eintragungswoche wird vom Innenministerium für die 1. Jahreshälfte 2025 fixiert.
Pressefotos (Copyright: VGT.at)