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Im Jahr 2024 wurden insgesamt 89190 Rinder (Nutz- und Schlachttiere) exportiert, wobei 81% in EU-Länder (Innergemeinsschaftlicher Handel IGH) und 19% in Drittstaaten verbracht wurden.

Im Vergleich zum Vorjahr sanken die IGH Exporte um 8% auf 72301 Tiere, was in etwa den Exportzahlen aus dem Jahr 2020 entspricht. Trotz der sehr hohen Exporte in den Jahren 2022 und 2023 ist ein signifikanter Abwärtstrend innerhalb der letzten 9 Jahre erkennbar.

Die Drittlandexporte sanken im Vergleich zum Vorjahr um 10% auf 16.889 Tiere. (Anmerkung: Der Großteil dieser Tiere wird hochschwanger transportiert. Die doppelte Anzahl an Lebewesen wäre korrekter). Die Reduktion der Exporte seit 2016 geht nur sehr schleppend voran und wird offensichtlich auch seitens der Rinderzuchtverbände nicht gewünscht. Ganz im Gegenteil: Züchter werden dazu ermuntert „türkeifähige“ Kalbinnen (75% Marktanteil), zu züchten.

Blauzungenkrakheit

Ein großer Dämpfer für den Export in Drittstaaten dürfte dieses Jahr der Ausbruch der Blauzungenkrankheit am 12. September und der damit verbundene Importstopp seitens der türkischen Behörden gewesen sein. Diese Vermutung lässt sich aus den TRACES Quartalsberichten 2024 ablesen und wird von den Versteigerungsberichten diverser Zuchtverbände untermauert. Im 4. Quartal wurde kein einziges Tier in die Türkei verbracht, während zuvor bis zu 6000 Tiere pro Quartal exportiert wurden.

Die für die Türkei bestimmten Tiere, unseren Schätzungen zufolge zwischen 3500 und 6000 Kalbinnen, landeten wahrscheinlich zum Großteil in Spanien, Italien und Kroatien. Ohne einen Ausbruch der Blauzungenkrankheit wäre es höchstwahrscheinlich zu einer Steigerung von bis zu 21% im Vergleich zu 2023 gekommen. Nur im Jahr 2017 wurden noch mehr Rinder (23.976) exportiert.

Im Zusammenhang mit der Blauzungenkrankheit kam es zu mehreren sehr tragischen Vorfällen an der türkischen Grenze. In einem dokumentierten Fall wurde 69 deutschen schwangeren Kalbinnen, die am 16. September nach einer bereits 4 Tage dauernden Reise die türkische Grenze Kapikule erreichten, die Einreise verweigert und im Tiertransporter festgehalten. In den darauffolgenden 30 Tagen wurden die Tiere nur kurzzeitig abgeladen, mehrere Kühe brachten in ihren eigenen Exkrementen ihre Kälber zur Welt und einige Kühe sowie Kälber starben bereits am LKW. Am 15. Oktober wurden alle überlebenden Tiere ohne Betäubung notgeschlachtet.

Der türkische Importstopp hat zur Folge, dass die Tiere nun vermehrt nach Algerien und Bulgarien exportiert werden.

Destinationen

Die am weitesten entfernte Destination in die 2024 exportiert wurde ist Senegal. 33 Rinder wurden auf eine mindestens 10 Tage andauernde Qual geschickt. Den Großteil dieser Zeit verbrachten sie auf einem Tiertransportschiff unter miserablen Bedingungen. 

Das österreichische Tiertransportgesetz untersagt zwar den Transport auf der Straße in Drittländer wie Senegal, Algerien oder Tunesien, wenn nach mehr als eine Ruhepause von 24 Stunden (nach maximal 29 Stunden Transport) nötig ist (§ 20a, Abs. 6, TTG 2007), jedoch wird die Zeit auf Schiffen nicht zur Transportdauer gerechnet, obwohl die Bedingungen sich kaum von denen auf der Straße unterscheiden. Für andere Staaten wie z.B.: Aserbaidschan wird im Gesetz eine Ausnahme gemacht indem diese in einer Ausnahmeliste geführt werden.

Import von Schlachttieren

Der Transport von Schlachttieren ist nur innerhalb der EU möglich, jedoch kann es auch hier zu sehr langen Transportzeiten kommen: 28 Rinder wurden von Rumänien bis nach Österreich -mindestens 7 ½ Stunden Fahrzeit- zum Zwecke der Schlachtung gebracht.