Verein gegen Tierfabriken
Verein gegen Tierfabriken
26.05.2025
Die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft wurde Anfang Mai 2025 zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe ernannt. Der VGT erhebt aus diesem Anlass die Stimme für die Karpfen und erinnert daran, dass Fische Lebewesen sind, keine Produkte.
Mit einem Festakt am 9. Mai 2025 hat die österreichische Fischzuchtbranche in Litschau im Waldviertel die offizielle Ernennung der Waldviertler Karpfenteichwirtschaft zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe durch die FAO (Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen) gefeiert.
Den Karpfen und anderen Fischen - die sogenannten Nebenfische wie beispielsweise Schleie, Hecht, Wels oder Zander - die in Waldviertler Karpfenteichen gezüchtet werden, ist die Auszeichnung vermutlich egal. Ihnen sind ein artgerechter Lebensraum und passende Lebensbedingungen, artgerechte Nahrung und ein möglichst stressfreies Leben wichtig. Weltkulturerbe hin oder her, was zählt, ist ein fischgerechtes Leben.
Wer sich die Gründe für die Ernennung der Waldviertler Karpfenteichwirtschaft zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe genau ansieht, wird feststellen, dass die speziellen Bedürfnisse der Fische, die Berücksichtigung derselben sowie der tierschutzgerechte Umgang mit den Wassertieren dort nicht erwähnt werden. Zwar wird der Karpfen zum "Held im Teich" stilisiert, aber was er benötigt, um fischgerecht leben zu können, bleibt unerwähnt. Von Handwerk mit Tradition, Existenzsicherung, Agro-Biodiversität, landschaftsprägenden Elementen und traditionellen sozialen Strukturen ist die Rede. Nirgends aber von den Bedürfnissen der Karpfen und anderen Fische. Weltkulturerbe ohne Tierschutz?
Dass Fischschutz und Fischrechte kein Thema sind, liegt daran, dass Karpfen und andere Nebenfische in der Teichwirtschaft vordergründig als Produkte oder Waren angesehen werden, mit denen gewirtschaftet wird. Die Fische werden von Lebewesen zu Lebensmitteln degradiert. Sie müssen ihr Leben lassen, damit Menschen Profit machen. Fischzucht bedeutet unter anderem, dass die gezüchteten Wassertiere für menschliche Überlegungen und Gründe genutzt werden. Immer steht der Nutzungsgedanke im Vordergrund. Der Anthropozentrismus lässt grüßen.
Genau das sind die Gründe, warum der VGT als gemeinnütziger Tierschutzverein die Stimme für die Fische erheben muss, um öffentlich daran zu erinnern, dass Fische Wirbeltiere im Wasser sind, die zahlreiche Bedürfnisse und ein evolutionär hoch entwickeltes Verhaltensrepertoire haben. Fische empfinden Schmerzen, sie leiden, wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden. Fische haben soziale Beziehungen untereinander, Fische haben Bewusstsein, Fische sind intelligent.
Der VGT weist außerdem darauf hin, dass Karpfen und Co. Rechte haben, die berücksichtigt werden müssen. So schreibt es die österreichische Gesetzgebung vor. Es ist beispielsweise verboten, Fische zu quälen. Es ist verboten, Fischen Schmerzen, Schäden, Leiden Angst und Stress zuzufügen. Dieses Wissen, und es sich ständig zu vergegenwärtigen, wäre vor allem beim täglichen Umgang mit Fischen in der Fischzucht wichtig.
Auch wenn die Waldviertler Karpfenteichwirtschaft nun landwirtschaftliches Weltkulturerbe ist, darf nicht darauf vergessen werden, dass es auch bei dieser Form der Fischzucht Tierschutzprobleme geben kann. Beim Umsetzen der Fische von einem Teich zu einem anderen beispielsweise. Oder beim Abfischen, das ohne Zweifel sehr stressig für die Fische ist. Wer kann hundertprozentig garantieren, dass jeder Fisch vor der Tötung fachgerecht betäubt wird, wie es das Tierschutzgesetz vorschreibt? Der VGT argumentiert nicht besserwisserisch. Es ist unsere Aufgabe, uns für die Fische einzusetzen. Weil die Karpfen und andere Fische sonst nicht gehört werden.
Der VGT hat eine andere Perspektive und andere Absichten, als die Fischzuchtbranche. Die Fische mit ihren Bedürfnisse und Rechten stehen für uns im Mittelpunkt, ganz im Sinne der Grundsätze von Tierethik und Tierrechten. Damit folgt der VGT nicht nur der österreichischen Bundesverfassung, derzufolge die Republik Österreich sich zum Tierschutz bekennt, sondern setzt sich sogar für die konkrete Umsetzung dieses Bekenntnisses ein. Schützen statt nutzen, das ist die Devise.
Eines ist sicher und daran ändert auch das Weltkulturerbe nichts: Den Karpfen und anderen Fischen in den Waldviertler Teichen wäre es lieber, wenn sie geschützt wären, statt genutzt zu werden. Weltkultur hin oder her.