Verein gegen Tierfabriken
Verein gegen Tierfabriken
10. 12. 2025
Der Zebrafisch hat ungewöhnliche Fähigkeiten. Deshalb ist er bei Tierexperimentator:innen sehr begehrt.
Er ist klein, hübsch und für Wissenschafter:innen, die Tierversuche durchführen so etwas wie ein Star unter den Versuchstieren: der Zebrafisch. Maximal 5 cm lang wird der ursprünglich aus dem Gebiet des Ganges in Pakistan, Nordindien und Bangladesch stammende Schwarmfisch. Die korrekte Bezeichnung für den Süßwasserfisch ist Zebrabärbling, lateinisch Danio rerio. Er ist mit Karpfen verwandt.
Der Zebrafisch fasziniert mit einigen artspezifischen Besonderheiten. Sensationell ist seine einzigartige Regenerationsfähigkeit. Der Organismus von Danio rerio ist in der Lage, wichtige Organe des Körpers nachwachsen zu lassen. Diese Selbstheilungskräfte funktionieren auch am Herzen oder Gehirn. Außergewöhnlich ist auch, dass sich die Embryonen außerhalb des Körpers der Fischmutter entwickeln und durchsichtig sind. Das Reifen und Heranwachsen der Zellen kann zirka sechs Wochen lang bis ins frühe Larvenstadium in Echtzeit direkt beobachtet werden.
Damit noch nicht genug: Seit der Entschlüsselung des Zebrafisch-Genoms im Jahr 2013 ist die genetische Nähe zwischen Zebrafisch und Mensch bekannt. Etwa 70 % der Gene vom Zebrabärbling und Menschen sind ähnlich. Über 80% aller krankheitsrelevanten Gene des Menschen hat auch der Zebrafisch1.
Außerdem vermehren sich Zebrafische rasch und in großen Mengen. Bis zu 300 Eier kann ein weiblicher Zebrafisch pro Woche ablaichen. Nach zwei Tagen schlüpft die Larve aus dem Ei. Nach zirka 3 Monaten sind die Jungfische selbst geschlechtsreif.
Die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Zebrafisches bringen ihm allerdings nichts Gutes, sondern viel Leid. Die Anzahl der Tierversuche mit den kleinen Fischen steigen seit Jahren. Die Liste der Forschungsfelder, für die Tierversuche mit Zebrafischen gemacht werden, wird länger. Hier einige Beispiele: Entwicklungsbiologie, Neurowissenschaften, Regenerationsforschung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebsforschung, Diabetes-Foschung, Zellbiologie, Toxikologie und Pharmakologie.
2.606.744 Zebrafische wurden im Jahr 2024 in der EU bei Tierversuchen verwendet.
Ein Beispiel aus der Diabetes-Forschung verdeutlicht, um welche grausamen Versuche es gehen kann. Menschen für Tierrechte informiert: „Nachdem im Zebrafisch künstlich ein Diabetes erzeugt wurde, wird untersucht, ob dadurch seine Regenerationsfähigkeit beeinträchtigt wird, ähnlich wie es bei den Wundheilungsstörungen bei Diabetespatienten der Fall ist [...]. Bei den eigentlichen Versuchen werden [...] die Rückenflosse mit einem sterilen Skalpell amputiert [...]. Im Normalfall sind die Tiere in der Lage, die Rückflosse neu zu generieren. Durch den Diabetes kommt es zu einer Verschlechterung der Flossenregeneration [...]. Am Ende der Versuche werden die Tiere getötet“ 2.
Der Zebrafisch ist zum beliebten Versuchstier geworden. Geschätzte 5 Millionen Zebrafische werden weltweit jedes Jahr in Laboren gezüchtet, gequält und getötet 3. In der EU wurden im Jahr 2024 insgesamt 2.606.744 Zebrafische bei Tierversuchen benutzt 4.
Die Popularität des Fisches hat noch anderer Auswirkungen: Im Juli 2012 wurde in Deutschland das Europäische Zebrafisch-Ressourcenzentrum (EZRC) eröffnet. Es beherbergt nach eigenen Angaben die größte Versuchsfischanlage mit mehr als 300.000 Fischen und mehr als 10 Forschungsgruppen, die Zebrafische nutzen 5.
So sieht die übliche Haltung von Zebrafischen in Labors aus.
Eine spezielle Europäische Zebrafisch Gesellschaft wurde gegründet, "um die Zebrafischforschung zu fördern, Forschern eine Plattform zu bieten und einen Rahmen für die Förderung junger Forscher zu schaffen" 6.
15.001 Zebrafische in Tierversuchen im Jahr 2024 in Österreich informiert die Tierversuchsstatistik 7. Versuche mit Zebrafischen waren es 16. Davon wurden 15 in der Grundlagenforschung gemacht. Ein Tierversuch wurde zu Schulungszwecken gemacht. Das klingt im Vergleich mit beispielweise den europäischen Zahlen nach wenig. Aber aus Sicht des VGT ist jeder einzelne Zebrafisch, der in einem Tierversuche benutzt wird und deshalb leidet, ein leidendes Tier zuviel.
Ein positives Zeichen ist, dass die Anzahl der bei Tierversuchen benutzten Zebrafischen gegenüber dem Jahr 2023 um 9.775 Tieren gesunken ist. Aber der negative Trend der letzten Jahre zu mehr Versuchen und mehr benutzten Versuchstieren, ist auch bei Zebrafischen nicht zu übersehen: 8.574 Zebrafische wurden im Jahr 2014 verbraucht 8. Um 6.427 Zebrafische mehr waren es im Jahr 2024.
Besorgniserregend ist eine aktuelle Studie zu Chemikalientests mit Zebrafischen und anderen Fischen, die von Humane World for Animals in Auftrag gegeben und im Oktober 2025 veröffentlicht wurde. „Laut einer neuen Analyse [...]. wurden fast 400.000 Fische für Chemikaliensicherheitstests gemäß der EU-Verordnung REACH verwendet. Weitere 530.000 bis 690.000 Fische könnten nach den jüngsten regulatorischen Änderungen betroffen sein“ 9.
Quellen
(1) Standard Online: Aufschlussreicher Zebrafisch, 17.04.2013
(2) Menschen für Tierrechte, Broschüre „Versuchstier das Jahres 2016: Der Fisch“
(4) EU Kommission, ALURES - Animal Use Reporting - EU System
(5) European Zebrafish Resource Center (EZRC)
(6) European Zebrafish Society
(7) Tierversuchsstatistik 2024