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Tierversuche mit Fischen in Österreich – Teil 2

21.11.2025

In mehreren Forschungsbereichen werden Tierversuche mit Fischen gemacht. Der VGT hat recherchiert.

Im ersten Teil der Artikelserie „Tierversuche mit Fischen in Österreich – Teil 1“ haben wir darüber berichtet, wie viele Tierversuche mit Fischen in Österreich im Jahr 2023 durchgeführt und welche Fischarten dabei benutzt worden sind. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick darauf, welche Tierversuche mit Fischen gemacht worden sind.

Kurz zur Erinnerung: 38.498 Fische wurden im Jahr 2023 bei Tierversuchen verwendet. Es handelte sich um Fischindividuen von 47 unterschiedlichen Fischarten. 112 Tierversuche mit Fischen wurden durchgeführt.

Die Tierversuchsstatistik informiert nicht darüber, welche konkreten Versuche mit Tieren gemacht worden sind, sondern gibt in der Kategorie „Zweck des Tierversuchs“ an, zu welchen Forschungsbereichen jeder Tierversuch zuzuordnen ist1.  Die Erklärung worum es sich dabei handelt, ist im §5 des Tierversuchsgesetzes zu finden, wo die „zulässigen Zwecke von Tierversuchen“ definiert werden2

Demzufolge sind Tierversuche in folgenden Forschungsgebieten möglich:

  • Grundlagenforschung
  • Translationale oder angewandte Forschung
  • Entwicklung, Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln, Lebensmitteln, Futtermitteln und ähnlichen Stoffen oder Produkten.
  • Schutz der natürlichen Umwelt im Interesse der Gesundheit oder des Wohlergehens von Mensch oder Tier
  • Erhaltung von Tierarten
  • Forensische Untersuchungen
  • Ausbildung an Hochschulen oder Ausbildung zwecks Erwerb, Erhaltung oder Verbesserung von beruflichen Fähigkeiten

Was genau unter den meisten Forschungsfeldern zu verstehen ist und welche Tierversuche konkret durchgeführt werden, steht im Tierversuchsgesetz nicht.

1.505 Individuen der Fischart Nase wurden für die Arterhaltung bei einem Tierversuch gequält.

Mehr als 600 Zander wurden 2023 für Tierversuche zur Erhaltung der Art verwendet.

In einem Tierversuch mit Fischen in der angewandten Forschung wurden 100 Salmoniden, möglicherweise waren es Regenbogenforellen, starke Schmerzen zugefügt.

Von den 112 Tierversuchen mit Fischen im Jahr 2023 wurden 66 in der Grundlagenforschung gemacht. Das sind 50 Prozent aller durchgeführten Tierversuche mit Fischen. In der Grundlagenforschung "geht es per Definition um die Vermehrung des Wissens, um das Streben des Menschen nach Erkenntnis. Anwendbare Ergebnisse sind nicht das erste Ziel. Ihr Zweck ist also nicht die Heilung und Behandlung von Krankheiten, sondern die Forschung selbst", informieren Ärzte gegen Tierversuche aus ihrer Webseite3

VGT-Obmann DDr. Martin Balluch hat schon vor mehr als 11 Jahren deutlich formuliert, was er darunter versteht: "Grundlagenforschung hat keinen unmittelbaren Nutzen, außer die Neugier zu befriedigen und vielleicht in ferner Zukunft zu neuen Heilungsmethoden zu führen“4

66 von 112 Tierversuchen mit Fischen im Jahr 2023 hatten also keinen unmittelbaren und direkten positiven Nutzen für den Menschen oder die Allgemeinheit. Sie dienten vielmehr der Wissensvermehrung, Neugierbefriedigung, vielleicht auch der Experimentierlaune von Wissenschafter:innen. Dafür wurden 26.292 Fische benutzt, möglicherweise misshandelt und gequält, manche von ihnen auch getötet.

Mehr als 2/3 aller Fische wurden im Jahr 2023 bei Versuchen in der Grundlagenforschung benutzt. Das widerspricht unserer Ansicht nach den zentralen Leitprinzipien zum Schutz von Versuchstieren, die alle Forscher:innen dazu verpflichten, Tierversuche zu vermeiden, zu vermindern und zu verbessern.

Mag. Erich Schacherl, VGT-Kampagnenteam

25 Tierversuche mit Fischen wurden zum Schutz der natürlichen Umwelt im Interesse der Gesundheit oder des Wohlergehens von Mensch oder Tier durchgeführt. Bei diesen Versuchen wurden 1.746 Fische von 25 unterschiedlichen Fischarten benutzt. Auffallend ist, dass alle diese Tierversuche dem Schweregrad „mittel“ zugeordnet sind. Das sind Tierversuche, „bei denen zu erwarten ist, dass sie bei den Tieren kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, mittelschwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen verursachen, sowie Tierversuche, bei denen zu erwarten ist, dass sie eine mittelschwere Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere verursachen“. (2)

Der Zweck von 20 Tierversuchen mit Fischen diente der Erhaltung der Arten. Dafür mussten 5.380 Fische leiden, weil ihnen bei den Versuchen starke Schmerzen zugefügt worden sind. 1.505 Fischindividuen davon waren „Nasen“ (Chondrostoma nasus), das ist eine heimische Fischart. 993 Barben wurden ebenfalls misshandelt. Außerdem noch 603 Zander, 463 Döbel, 320 Rotaugen und weitere 1.496 Fischindividuen von 15 anderen Fischarten.

Ein Tierversuch wurde in der translationalen Forschung gemacht. Was genau für ein Tierversuch das war, ist uns nicht bekannt, aber es ging um Tierkrankheiten. So steht es in der Tierversuchsstatistik. 100 Salmoniden – das können Lachse, Forellen, Saiblinge oder Äschen gewesen sein – wurden dafür verwendet. Bei diesem Tierversuch wurden den 100 Fischen starke Schmerzen zugefügt, die schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, mittelschwere Leiden oder Ängste verursacht haben. Es kann auch ein Tierversuch gewesen sein, der eine schwere Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der 100 Salmoniden verursacht hat.

Im dritten Teil des Webartikels "Tierversuche mit Fischen in Österreich – Teil 3" beschäftigen wir uns mit dem Zebrafisch, jener Fischart, die bei Tierversuchen in Österreich im Jahr 2023 am häufigsten benutzt wurde.

Tierversuche mit Fischen in Österreich - Teil 1