Wien, 08.10.2025
Jahrelanges Forschungsprojekt zur Vokalisation bei den Hubmann-Schweinen soll subjektive Sicht der Tiere in die Diskussion über Vollspaltenboden oder Stroh einbringen
Univ.-Prof. Dr. Elodie Mandel-Briefer vom Department of Biology der Uni Kopenhagen in Dänemark ist Spezialistin für Tiervokalisationen. Sie habe, so sagt sie wörtlich, „das Lautrepertoire von Schweinen in Bezug auf ihre Emotionen entschlüsselt“. Mit diesem Wissen kann sie feststellen, ob sich Schweine subjektiv wohlfühlen oder gestresst sind. Am 22. und 23. August 2025 war Prof. Mandel-Briefer beim Betrieb Hubmann und bei zwei weiteren Schweinebetrieben mit dem gleichen Haltungssystem in OÖ. Sie hat 30 Minuten bis 1 Stunde in jedem Betrieb den Schweinen zugehört. Ihr Resümee: „Ich habe […] dabei keinen einzigen Hochfrequenzlaut (Stresslaut wie Schreien oder Quieken) gehört – mit Ausnahme von Ferkeln, die während des Säugens um die Zitzen kämpfen, was eine sehr natürliche Situation darstellt. Die anderen Schweine äußerten überwiegend kurze Grunzlaute, von denen ich einige aufgenommen habe. Diese deuten auf positive Emotionen während der Erkundung und Futtersuche hin. Die einzigen Stresslaute von erwachsenen Schweinen, die ich während meines Besuchs gehört habe, stammten von anderen Tieren, die in einem anderen Haltungssystem auf Beton im Innenbereich untergebracht waren.“
Das Statement von Univ-Prof. Dr. Mandel-Briefer im Original
Das Team von Prof. Mandel-Briefer bereitet derzeit eine Studie vor, bei der die Lautäußerungen der Schweine bei Hubmanns über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet und das Tierwohl bewertet werden soll. Damit wird bereits in wenigen Monaten begonnen – falls die Behörden den Betrieb bis dahin nicht zwangsräumen. Die erste Studienphase soll ein Jahr dauern und Informationen darüber liefern, wie es den Schweinen langfristig bei Hubmanns geht. Darauf werde ein zweiter Studienteil folgen, bei dem ein automatisiertes Überwachungssystem eingerichtet und in die Buchten integriert wird, um detaillierte Tierwohlbewertungen über eine lange Zeit zu ermöglichen.
VGT-Obperson DDr. Martin Balluch dazu: „Heute stehen wir vom VGT wieder vor dem Kanzleramt am Ballhausplatz, um die eintreffenden Minister:innen zu ihrer Ministerratssitzung an ihre Verantwortung den Schweinen gegenüber zu erinnern. Auch ein sogenannter strukturierter Vollspaltenboden ist eine schreckliche Tierqual. Die Forschung von Prof. Mandel-Briefer beweist das. Ihre Vokalisationsaufzeichnungen haben bereits gezeigt, wie sehr Schweine auf dem Vollspaltenboden – ob konventionell, unstrukturiert oder neu und strukturiert, den die Regierung ab 2034 bzw. 2038 als neuen Mindeststandard vorschreiben will – leiden. Ganz anders dagegen auf Stroh. Es ist tragisch, dass wieder Jahre verstreichen, bis die Forschung – sowohl jene von Prof. Mandel-Briefer als auch jene vom bereits bewilligten BOKU-Projekt zu den Hubmann-Schweinen – das beweisen wird, was eh selbstverständlich ist: Schweine brauchen eine tiefe Stroheinstreu für wenigstens ein bisschen Lebensqualität. Und das sind wir ihnen schuldig, wenn sie schon millionenfach für die Geschmacksnerven der fleischessenden Bevölkerung gemästet werden.“
Pressefotos (Copyright: VGT.at)