Verein gegen Tierfabriken
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Weltweiter Skandal um Tiertransport-Geisterschiff – VGT und The Marker vor Ort in Gibraltar
Der schockierende Fall des Tiertransport-Schiffes Spiridon II schlägt derzeit hohe Wellen. Das über 50 Jahre alte Schiff sollte knapp 3.000 Rinder - etwa die Hälfte davon schwanger - von Uruguay in die Türkei transportieren. Die Entladung der Tiere im türkischen Hafen Bandırma wurde jedoch von den Behörden verweigert. Wochenlang waren die Tiere gezwungen, vor der Küste am Transporter auszuharren. Aktuell ist die Spiridon II wieder auf dem Weg zurück nach Uruguay. Seit fast drei Tagen ist sie jedoch vom Radar verschwunden. Man muss davon ausgehen, dass das Ortungssystem des Schiffs absichtlich ausgeschaltet wurde.
Was bisher geschah
Am 19. September 2025 startete die Spiridon II im Hafen von Montevideo den Transport von fast 3.000 Rindern aus Uruguay, etwa die Hälfte von ihnen schwanger, in die Türkei. Nach ihrer Ankunft im Hafen Bandırma über ein Monat danach, wurde das Abladen der Tiere von türkischen Behörden untersagt. Fehlende Chips und Ohrmarken sowie Probleme mit den Dokumenten von ungefähr 500 Rindern führten dazu, dass diese und auch alle anderen in der Türkei nicht an Land gehen durften. Mehrere Wochen saßen die Tiere und die Crew vor der Küste fest. Aufgrund des steigenden Drucks der Medien und der Öffentlichkeit durfte das Schiff am 9. November kurz anlegen, um zumindest Futter für die Tiere aufzuladen, diese durften jedoch weiterhin nicht an Land gehen.¹
Laut Schiffsradar-Apps, welche es durch AIS-Daten (Automatisches Identifikationssystem) möglich machen, die Position von Schiffen zu verfolgen, befindet sich die Spiridon II seit 14. November wieder auf dem Weg zurück nach Uruguay. Dort soll sie angeblich Mitte Dezember ankommen.
Seit Tagen vom Radar verschwunden
Allerdings sendet die Spiridon II, seit fast drei Tagen (Stand 21. November 14 Uhr) kein Signal mehr, was es unmöglich macht, ihre Position zu bestimmen und ihren Weg vorherzusagen.² Es ist anzunehmen, dass das Signal absichtlich abgeschaltet wurde, um die Lokalisierung des Schiffes durch Tierschutzorganisationen unmöglich zu machen. VGT-Campaignerin Isabell Eckl: „Aus unserer Sicht ist das ein skandalöses Vorgehen – das Leid der Tiere soll vor den Augen der kritischen Öffentlichkeit versteckt werden! Außerdem gefährdet die Spiridon II als sogenanntes „Geisterschiff“ die Sicherheit von anderen Schiffen und verstößt damit gegen internationales Seerecht.“
Die Zustände an Bord
Nach monatelanger Seefahrt sind die Zustände auf der Spiridon II naturgemäß katastrophal. Offiziellen Angaben der türkischen Behörden zufolge waren Anfang November bei der Inspektion des Schiffes bereits mehrere Dutzend Rinder verstorben. 140 Kalbinnen hatten bereits Kälber geboren, 90 davon waren „unauffindbar“. Wie viele der Rinder noch am Leben sind, ist unklar. Tierarzt befindet sich wohl keiner an Bord.
Die Situation dürfte sich inzwischen dramatisch verschlechtert haben. Es ist davon auszugehen, dass die hygienischen Bedingungen verheerend sind, die Tiere stehen seit Monaten in ihren eigenen Exkrementen. Hitze, Platzmangel, Futter- und Wasserknappheit fordern ebenfalls ihren Tribut. Die Überlebenschancen der Kälber, die unter diesen Bedingungen geboren werden, gehen gegen Null. Der VGT und andere Tierschutzorganisationen bezweifeln, dass überhaupt Rinder diese Tortur überleben werden.³
Verstrickung einer österreichischen Export-Firma
Recherchen der investigativen Plattform TheMarker legen zudem nahe, dass eine österreichische Export-Firma in die Geschehnisse rund um die Spiridon II verstrickt sein könnte. Das österreichische Unternehmen, welches an der Verladung der Rinder in Uruguay beteiligt gewesen sein dürfte, exportiert unter anderem auch österreichische Rinder per Schiff nach Algerien.4
VGT gemeinsam mit The Marker vor Ort in Gibraltar
Tiertransport-Campaignerin Isabell Eckl vom VGT ist derzeit gemeinsam mit Journalist:innen von The Marker nahe der Straße von Gibraltar, um die Spiridon II vor ihrer Durchfahrt vom Mittelmeer in den Atlantik abzupassen und das Tierleid zu dokumentieren.
Updates folgen alsbald und werden im Artikel laufend ergänzt.
19. September 2025
Abfahrt der Spiridon II aus Montevideo (Uruguay) mit 2.901 trächtigen Rindern an Bord.
22. Oktober 2025
Ankunft in Bandirma (Türkei). Türkische Behörden verweigern die Einfuhr wegen schwerer Dokumentationsmängel. Das Schiff wird festgesetzt.
31. Oktober 2025
Verlegung vom Hafen an einen Ankerplatz vor der türkischen Küste.
8. November 2025
Kurzzeitige Rückkehr in den Hafen zur Nachladung von Futter – Tiere bleiben an Bord.
9. November 2025
Rückfahrt zum Ankerplatz – weiterhin keine Entladung der Tiere.
14. November 2025
Abfahrt Richtung Uruguay – angegebene Ankunftszeit ist der 14. Dezember
18. November 2025, 16:41 UTC
Letztes AIS-Signal der Spiridon II. Das Schiff ist seither nicht mehr ortbar.
1)
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/viehtransport-tuerkei-kueste-uruguay-100.html
2)
https://www.vesselfinder.com/?imo=7311329
3)
https://www.animal-welfare-foundation.org/blog/tausende-rinder-auf-see-gefangen-schiff-spiridon-ii-vor-tuerkischer-kueste-festgesetzt
4)
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20251114_OTS0078/weltweiter-skandal-um-rinderschiff-vor-tuerkei-spur-fuehrt-zu-exportfirma-in-oesterreich