Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.06.2008)
Gedanken von Gefangenen
- 4 Wochen unschuldig in Gefangenschaft
- Die Zeit verrinnt
- Gedanken eines Gefangenen
- Gefangenschaft ist.......
- Ich will kein Märtyrer sein
- Die Nacht in der Zelle
- Offener Brief
- Schutzhaft für TierschutzaktivistInnen
4 Wochen unschuldig in Gefangenschaft
Mit heute bin ich jetzt bereits seit 4 Wochen unschuldig
in Gefangenschaft. Die erste Woche war ich in der Justizanstalt
Innsbruck eingesperrt, nachdem Polizeibeamte 5 stunden lang
das Haus, in welchem ich mit meiner Frau und meinen drei
Kindern lebe, durchsuchten und ich während der ganzen Zeit
in Handschellen am Tisch in unserer Stube saß.
Am Donnerstag dem 29. Mai kam ich in die Justizanstalt Wiener
Neustadt, nachdem ich von Mittwoch auf Donnerstag in der
Justizanstalt Josephstadt übernachten musste.
Gegen das Gefängnis in Innsbruck, und vor allem jener in
Wien Josephstadt scheint die Justizanstalt Wr. Neustadt
recht „angenehm“ – sofern es dieses Wort im Wortschatz eines
Gefangenen geben kann – zu sein.
Allein vom veganen Essen, ist es hier in Wr. Neustadt um
vieles Besser als es in Innsbruck war. Während ich die Ganze
Woche in Innsbruck lediglich Schwarzbrot, und ein oder 2
mal bloßen Reis und Salat, von welchem ich die Marinade
abwaschen musste, essen konnte – weil mir dort niemensch
die zutaten der Gerichte sagte und die Beamten, wie auch
die Ärztin dort meine Forderung nach deklariert veganem
Essen mit der Aussage: „Wir sind ja kein Wellness Hotel!“
abtaten, wird hier in Wr. Neustadt für die veganen Gefangenen
aus dem Tierrechtsspektrum eigens vegan gekocht.
Heute beispielsweise gab es sogar zum ersten Mal Tofu.
Der Tagesablauf in Gefangenschaft ist im Grunde immer gleich.
Um 6:00 geht das Neonlicht in der Zelle an – nicht dass
es aber über Nacht völlig dunkel wäre, nein dadurch dass
die Außenmauern auch in der Nacht nahezu taghell beleuchtet
werden, und die Zellen weder Vorhänge noch Jalousien haben,
ist es auch in der Nacht nur „dämmrig“.
Um etwa 7:00 kommt das Frühstück, schon vorher muss laut
„Hausordnung §25 StvG“ das Bett gemacht werden – dort darf
mensch im übrigen am Tag nur völlig angezogen und nicht
zugedeckt liegen. – Das vegane Frühstück bekomme ich in
einem Papiersack mit der Aufschrift „VEGANER“, meistens
gibt`s Bananen, Margarine, Schwarzbrot & Marmelade.
Um etwa 8:00 werden die ersten Gefangenen zum Hofgang abgeholt
– pro Tag eine Stunde, die einzige Zeit im Freien. - Während
im Innsbrucker Gefängnis der Hof aber lediglich aus Asphalt
und Beton, mit Blick auf Zäune, Mauern & Natodraht –
bestand, wächst im Hof der Justizanstalt Wr. Neustadt Gras
& sogar ein Baum, ein Vogelbeerbaum.
Montag & Donnerstag findet der Hofgang später statt,
weil das sind die wöchentlichen Duschtage. Geduscht wird
in Gruppen von 4-8 Gefangenen.
Beim Hofgang sind in etwa 30 Gefangene zusammen draußen,
bewacht von einem Beamten in einem Wachturm und 3-4 Kameras.
Die meisten Gefangenen gehen ihre Runden im Hof recht schleppend,
oder sitzen nur herum und rauchen. Dadurch, dass ich an
ein Leben in ständiger Bewegung und immer im Freien gewöhnt
bin, d.h. bis zum Tag meiner Gefangennahme arbeitete ich
jeden Tag körperlich und immer im Freien, drehe ich meine
Runden beim Hofgang immer sehr schnell, und überrunde die
z.T. lethargischen Mithäftlinge um bis zu 30 Runden. Ich
versuche, die einzige Stunde im Freien täglich voll auszunutzen.
Der Hofgang ist die einzige Zeit am Tag wo mensch mit anderen
Häftlingen, abgesehen von den Zellgenossen, zusammenkommt.
Ich hab da mit Leuten zu tun, die z.T. wegen schweren Raub,
schwerer Körperverletzung v.a. teilweise sehr lange Haftstrafen
absitzen. Das macht für mich die Situation, der ich unschuldig
aufgrund von fadenscheiniger Verdächtigungen ein Mitglied
einer „kriminellen Organisation“ zu sein hier gefangengehalten
werde, noch grotesker.
Es scheint als wäre ich der einzige Nichtraucher hier im
Gefängnis.
Seit dem Tag meiner Gefangennahme am Mittwoch dem 21. Mai,
hatte ich 5 verschiedene Zellgenossen. 3 verschiedene in
Innsbruck und 2 verschiedene in Wr. Neustadt. Von diesen
5 waren 4 auf irgendeinem Drogenentzug, starke Raucher waren
alle.
Die Zellgenossen auf Drogenentzug sind besonders belastend.
Mein derzeitger Zellgenosse beispielsweise übergab sich
in der Nacht von Sonntag auf Montag durchgehend im 15 Minuten
Takt, und zwar in einen Eimer im oberen Stockbett während
ich unten lag.
So wenig Verständnis ich allg. für Drogen bzw. Drogenkrankheiten
habe, so leid tun mir diese Leute abgesehen davon, dass
natürlich auch ich dadurch stark in meinem ohnehin schon
extrem beschnittenen Alltag eingeschränkt werde.
Um etwa halb 12 kommt immer das Mittagessen. Um etwa 17:00
das Abendessen. Den Vormittag verbringe ich meistens mit
schreiben, lesen oder zeichnen. Zum Mittagessen sehe ich
meistens etwas fern. Um 14:30 schaue ich mir immer Spongebob-
Schwammkopf im Fernsehen an.
Seit einigen Tagen habe ich einen Zeichenblock & Wasserfarben
hier in der Zelle. Ich male bereits ein Portrait von mir,
nach dem Polizeifoto das ich von mir habe. Weiters ein Portrait
von meinem Zellgenossen, der mich darum bat. Auch habe ich
begonnen Portraits von meinen drei Kindern, von denen ich
ebenfalls Fotos hier habe, zu malen. Seit Beginn meiner
Gefangenschaft schreibe ich sehr viel, mittlerweile habe
ich knapp 100 Seiten mit tagebuchmäßigen Aufzeichnungen
und sonstigen Gedanken aus der Gefangenschaft. Weiters beantworte
ich alle Briefe meiner Familienangehörigen & naher Bekannter.
Post bekomme ich recht viel, allein diese Woche bekam ich
sicher um die 10 Postkarten und 4-5 Briefe. - natürlich
freue ich mich sehr über Post, besonders von meiner Frau
und meinen Kindern.
Das schrecklichste hier in der Gefangenschaft ist für mich,
von meiner geliebten Frau & meinen geliebten Kindern
getrennt worden zu sein. Es ist unbeschreiblich, wie sehr
ich sie vermisse. Der älteste meiner Söhne ist Samuel, 10,
ihm ging meine Gefangennahme derart nahe, dass er beim ersten
Besuch nicht aufhören konnte zu weinen. Noah ist 5 Jahre
alt, das Bild wie er mir bei meiner Festnahme aus dem Schlafzimmerfenster
nachwinkt, bekomme ich nicht mehr aus meinem Kopf! Tochter
Talia ist mit 2 Jahren die jüngste meiner Kinder, und speziell
bezüglich meiner Beziehung zu ihr mache ich mir am meisten
Sorgen. In ihrem Alter ist die Gefahr am größten, dass unsere
Beziehung aufgrund dieser erzwungenen Trennung ernsthaften
Schaden nimmt, worunter möglicherweise die Vertrauensbasis
für die Zukunft negativ beeinträchtigt wird. Wenn ich es
nicht schaffe mich richtig abzulenken, treiben mich diese
Gedanken täglich in die Verzweiflung. Karin, Talia, Noah
& Samuel, ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich euch
vermisse.
Abgesehen vom extremen Schmerz, nicht bei meiner Frau und
Kindern sein zu dürfen, mache ich mir Sorgen um unsere Zukunft
nach der Gefangenschaft. Hauptsächlich um die finanzielle.
Auch wenn meine künstlerische Arbeit – Beispiele auf www.radikalkunst.net
– vom Zeitaufwand her meine Hauptttätigkeit darstellt, arbeitete
ich die letzten 10 Jahre als Restaurator bei einem Archäologen.
Dort bin ich mit der Reinigung, Konservierung & Restaurierung
der archäologischen Bodenfunde – vorwiegend aus dem Mittelalter
– betraut.
Ich hoffe sehr, dass ich dort auch nach meiner Gefangenschaft
– die ja in Anbetracht meiner Unschuld jeden Tag zu Ende
sein müsste – wieder arbeiten kann.
Meine künstlerische Arbeit – die teilweise aufgrund ihrer
provokanten & radikalpolitischen Themen & Aussagen,
die Verdächtigungen der Staatsanwaltschaft „untermauern“
- auch nach der Gefangenschaft weiterzuführen ist natürlich
verhältnismäßig problemlos. Nun ist es eben leider so –
wie auch die Kunstgeschichte zeigt – je radikaler und authentischer
ein Künstler & sein Kunstwerk ist, desto mehr Zeit muss
aufgewendet werden um das Leben- außerhalb des Kunstmarktes
zu finanzieren.
Die Kunst ansich lebt auch in der Gefangenschaft, und selbst
wenn ich hier weder Werkzeug noch Material habe, um bildhauerisch
zu arbeiten, so kann ich doch zeichnen, malen & entwerfen.
- von meiner intensiven Schreibarbeit hier ganz zu schweigen....
Meine Zelle hier misst etwa 2,5x6 Meter, ist „eingerichtet“
mit einem Stockbett, 2 Kästen, einem Regal, einem abgetrennten
Kloraum, einem Tisch, 2 Stühlen und einem Waschbecken. Es
gibt ein Fenster, mit in der Mauer eingelassenen Gittern
davor.
Hier auf der Zelle haben wir einen Fernseher und ein Radio,
während ich die ganze Woche im Innsbrucker Gefängnis weder
Fernseher noch Radio hatte, wo ich ja die ganze Woche in
einer sogenannten Zulaufzelle (Nr. 140!) verbrachte.
In der Justizanstalt Wr. Neustadt befinde ich mich im „Haftraum
9“ und meine Gefangenennummer ist 91001.
Wenn Kindersendungen im Fernsehen kommen, die ich zu Hause
mit meinen Kindern anschaute, kämpfe ich mit den Tränen.
Oft reichen auch Bilder von Kindern oder glücklichen Personen,
um mich verzweifeln zu lassen. Manchmal lassen mich auch
schon Worte wie “Familie“, „Kinder“ oder „Zuhause“ in tiefer
Traurigkeit versinken.
Ich glaube, wenn ich keine Familie, keine Kinder hätte,
von denen ich getrennt wurde, wäre meine Gefangenschaft
viel leichter. - gleichzeitig ist die Familie ein Grund
für mich, warum diese unbegründete Gefangenschaft schnellstens
enden muss.
Doch bei aller Schrecklichkeit der Gefangenschaft, der Verzweiflung,
von Karin, Talia, Noah & Samuel getrennt worden zu sein,
bei aller Angst um die finanzielle Zukunft meiner Familie
ist doch sicher, dass ich hier lebend rauskomme.
Anders als bei jährlich Millionen von nichtmenschlichen
Tieren, welche nach quälender Gefangenschaft lediglich durch
den grausamen Tod „Erlösung finden“.
Und gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit künstlerisch
& aktionistisch vorzugehen, soll eine Straftat sein?
Aus der Gefangenschaft, mit Grüßen an Karin, Talia, Noah
& Samuel, Ich liebe Euch!
Chris
Die Zeit verrinnt!
Monatelang im ewig gleichen Raum, in meiner Zelle.
Die Zeit vergeht.
Sie zerrinnt mir zwischen den Fingern.
Noch wenige Tage vor meiner Verhaftung bin ich eine Schitour gegangen. Jetzt wird es bereits wieder herbstlich. Was bleibt ist ein riesiges Loch in meinem Leben.
Zeit ist das Wertvollste was ich habe. Und ich hab nicht mehr viel davon, in meinem Leben. Das ist das Schlimmste für mich in Gefangenschaft: zuschauen zu müssen, wie die Zeit verrinnt, ohne sie nutzen zu können.
Meine Mithäftlinge führen alle Stricherllisten. Jeden Tag
streichen sie das jeweilige Datum aus einem Kalender und
füllen Berge von Seiten mit herausgestrichenen Tagestabellen.
Ich will nicht, dass die Zeit vergeht. Ich freu mich nicht
in der Früh auf den Abend und am Abend auf die Früh. Ich
erschrecke, wie die Tage, Wochen und Monate vergehen, und
ich noch immer in diesem Verlies feststecke. Die Sinnlosigkeit
dieses Zeitverlustes reißt Löcher in meine Seele. Wo sind
die Berge, die Wälder, die Natur, die sonst mein Leben bereichern?
Wo ist die Liebe, die mich sonst mit Energie und Lebenslust
füllt? Wo bleibt die kreative politische Arbeit im Tierschutz,
bei der ich normalerweise nicht weiß, wo ich zuerst anfangen
soll, so hoch türmt sie sich vor mir auf? Was kann man Sinnvolles
und Befriedigendes tun, in einer Zelle? Monatelang?
Ich kann mir nicht erlauben, in meiner Vergangenheit zu kramen, und Bilder wunderschöner Erlebnisse vor mein geistiges Auge hervorzuholen. Da tun sich Abgründe auf. Da verlier ich den Boden unter den Füßen. Ich denke nicht an die Berge, die Liebe und all die wichtigen Tierschutzaufgaben, die meiner harren. Ich kanns mir nicht erlauben. Nicht in meinem Schwebezustand der Unsicherheit. Ohne auch nur im Geringsten zu wissen, ob mein Lebensstillstand noch Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern wird. Wie lange ich noch zuschauen muss, wie die Zeit verrinnt, als Beobachter, der nicht eingreifen kann. Obwohl es meine Zeit ist, mein Leben, das hier langsam zerfließt, ohne gelebt zu werden.
Aber auch wenn es das eigene Leben ist, das einem lautlos
entwischt, muss man unbeeindruckt zuschauen. Anteilnahme
führt zum Nervenzusammenbruch, zum Irrsinn oder Selbstmord.
Die oberste Regel im Gefängnis: denke nichts, plane nichts,
fühle nichts, agiere wie eine Maschine. Was kommt das kommt.
Und solltest Du jemals erwachen und frei sein, und die Zeit
aufhören zu zerrinnen, dann kannst Du die Scherben Deines
Lebens aufsammeln und neu beginnen. Bis dahin bleibe ich
lieber mehr tot als lebendig. Und sei es mit der Hilfe von
Tabletten.
Gedanken eines Gefangenen
Ich war seit vielen Wochen keinen Schritt mehr im Freien.
Auf der Krankenstation des Gefängnisses Wien-Josefstadt
ist für Gefangene kein Hofgang vorgesehen. Aber selbst wenn,
ist dieser Hof ein einziger bedrückender Albtraum. Ein winziges
Stück mit einer hohen Wand umgebener Beton, darüber trohnt
ein Wachturm. Stacheldraht. Videokameras. An den gleichförmigen
Innenhofwänden ein vergittertes Fenster neben dem anderen.
Dahinter hocken gefangene Menschen und versuchen sich gegenseitig
etwas zuzurufen. Daraus entsteht ein allgemeiner Lärmpegel
von nicht identifizierbarem Gekreisch, wie in einem Primatenhaus
in einem Zoo. Eingesperrte Primaten, hier wie da.
Durch mein vergittertes Fenster kann ich in den Hof hinunterschauen.
Das Gitter ist aber kein normales Fenstergitter, es ist
so dicht und kleinmaschig, dass gerade noch ein Orangenkern
durchpasst. Dadurch ist es nicht nur immer ziemlich dunkel
und düster in meiner Zelle, ich bin auch vom Leben draußen
getrennt. Und da sprech ich noch gar nicht von Freiheit,
die sich irgendwo hinter diesem hohen Stacheldraht bewährten
Mauern befindet. Nichts von der Freiheit kann ich sehen.
Keinen freien Menschen, keine Autos, keine Häuser, nur die
immergleichen Steinwände. Sie sind seit Monaten meine Welt.
Nicht nur. Ich muss an Rosa Luxenburg und ihren Bericht
aus der Gefängniszelle denken. Tauben. Die einzigen freien
Wesen, zu denen ich laufend Kontakt habe. Gerade sitzen
sie wieder oben auf meinem Fenstergitter und gurren. Mein
Gitter sei deswegen so engmaschig, weil die Insassen hier
alle mit den Tauben Freundschaft schließen und sie füttern.
Durch das engmaschige Gitter geht das nicht mehr. Der letzte
direkte Kontakt zu freien Wesen ist dadurch gekappt.
Die Sonne geht auf, streicht über den Himmel, geht unter.
Wie spät ist es? Egal. Es scheint mich nichts mehr anzugehen.
Ich starre an die gleichen, strukturlosen Wände. Monatelang.
2 Mal pro Woche kann ich jeweils eine halbe Stunde lang,
von meinen Lieben durch ein dickes, schalldichtes Glas getrennt
Besuch empfangen. Sprechen können wir durch eine Telefonleitung.
Die Zensur ist anwesend. Gefällt ihr nicht worüber wir reden,
kann sie die Leitung abdrehen. Ich presse meine Hand an
die abweisende Glasscheibe. Es ist so unpersönlich. So einsam.
Irgendwo da drüben ist der Weg in die Freiheit.
Freiheit? Tun und lassen können, was man will. Nur schemenhaft
kann ich mich erinnern, wie das einmal war. Mit zunehmender
Haftlänge entwickelt sich ein Tunnelblick, als würde ich
durch eine lange Röhre schauen. Freiheit ist unwirklich,
ist vergangen.
Den Druck der Haft soll der Häftling spüren, lautet angeblich
eine interne Anweisung. Der Verlust der Autonomie schmerzt
am meisten. Nichts mehr kann ich selbst entscheiden, was
ich tun will. Selbst um das Aufdrehen des Lichts muss ich
bitten. Jederzeit kann ich durchsucht, können mir meine
Sachen weggenommen werden. Jederzeit kann ich aus der Zelle
in eine andere verlegt werden. Gefragt werde ich um nichts
mehr. Häftling Nummer 91029.
Der Körper verfällt langsam. Monatelang keine Bewegung,
kein Laufen im Freien. Das Leben auf Sparflamme. Wenig Bewegung.
Wenig essen. Wenig denken. Einfach an die Wand starren.
Keine Privatsphäre. Ich bin immer mit anderen auf engstem
Raum zusammengesperrt. Man kann sich nicht aus dem Weg gehen.
Es ist unvermeidlich, sich zumindest aus dem Augenwinkel
heraus dauernd gegenseitig zu beobachten. Die ultimative
Erniedrigung ist der Toilettgang vor den Zellengenossen.
Aber man gewöhnt sich.
Das Leben im Augenblick, im Hier und Jetzt. Anders ist es
nicht zu ertragen. Kein Hoffen, kein Bangen, kein Zweifeln
was sein kann. Hier und jetzt tickt die Zeit, schaust du
durch die Gitterstäbe in den trostlosen Hof. Was der nächste
Augenblick bringen wird, wird sich zeigen, wenn er da ist.
Soll ich die Tage zählen, ohne Entlassungsdatum? Nur das
Verlieren jedes Zeitgefühls bringt die notwendige Gleichgültigkeit,
um weiter zu leben. Selbstmord. Ein kurzer Augenblick, und
es wäre vorbei. Mit dem Leintuch vom Fensterkreuz baumeln,
oder mit den Spiegelscherben die Pulsadern aufschneiden.
Wie leicht ginge das. Wie nah davor stehe ich, es auch wirklich
zu tun. Gleichgültig würde ich zuschauen, wie mit dem letzten
Atemzug oder dem letzten Tropfen Blut das Leben meinen Körper
verlässt. Ein Ende des ganzen, egal welches, scheint die
Erlösung. Besser als weiter an die Wand starren. Hinübergleiten
ins nichts, ohne Wiederkehr an diesen Ort am Ende der Welt.
Was für ein zuckersüßer Gedanke!
Wenn der Druck zu groß wird, verlässt der Geist den Körper.
Ich starre ohne Gedanken. Mein Bewusstsein spielt mir vor,
dass das nicht ich wäre, hier in der Zelle. Wie ein Traumbild.
Am besten ohne erwachen.
Psychopharmaka bekommt man sofort, wenn man darum bittet.
Viele tuns. Manche werden süchtig danach. Es stellt ruhig.
Gestern Nacht hat wieder einer durchgedreht, in der Zelle
schräg über mir. Geschlagene 1 ½ Stunden hat er verzweifelt
an die Fenstergitter getrommelt, geschrien, geweint, geschluchzt.
„Laßt mich raus! Ich will raus!“, zuletzt ein Gestammeltes
„Bitte lasst mich raus!“. Gebrochene Menschen.
Am nächsten Tag war er in der Krankenstation, sein Körper
blau unterlaufen. Er muss mit allem – Händen, Füßen, Körper
und Kopf – an die Gitterstäbe getrommelt haben. „Selber
schuld“, sagt die Krankenschwester, „geschieht dir recht
wenns jetzt weh tut.“ Das respektvolle „Sie“ wurde jedem
bei der Einlieferung genommen. Respekt gibt es keinen mehr.
Nicht einmal vor sich selb
Gefangenschaft ist....
Gefangenschaft ist immer im gleichem Raum durch eine schwere
Stahltür eingesperrt zu sein, immer dieselbe Wand und dieselbe
Decke anstarren immer durch dieselben Gitterstäbe in den
engen Betonhof runterschauen, mit den hohen Stacheldrahtverhauen.
Gefangenschaft ist einmal alle 24 Stunden diesen lebensfeindlichen
Betonhof für eine Stunde betreten zu „dürfen“, und sonst
23 Stunden in derselben Zelle zu sitzen.
Gefangenschaft ist aber auch immer wieder nicht einmal diesen
Hofgang haben zu dürfen und auf Rückfrage warum, einen „lustigen“
Witz zu hören zu bekommen, z.B. dass die Wächter dachten
wir würden uns im Hof fürchten und deshalb lieber in der
Zelle sitzen bleiben.
Gefangenschaft ist auf engstem Raum mit fremden Menschen
zusammengesperrt zu sein, ohne dem auch nur für eine Sekunde
entkommen zu können.
Gefangenschaft ist permanent einem Zigarettenrauch ausgesetzt
zu sein, ohne die Möglichkeit, sich zu beschweren.
Gefangenschaft ist ohne jeden Respekt behandelt zu werden
und den Respekt vor sich selbst zu verlieren.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne jede Möglichkeit der Beschwerde,
den Launen der Wächter ausgeliefert zu sein.
Gefangenschaft ist nichts mehr selbst entscheiden zu können,
ob Licht brennt, ob die Wäsche gewaschen oder die Zelle
gesäubert werden muss, ob man Schreibzeug, etwas zum Malen
oder Bücher bekommt, ob man frische Kleider, vegane Seife
oder Zahnpasta haben darf, und wann man was essen will.
Gefangenschaft ist für vernünftiges Essen von milden Gaben
aus der Küche abhängig zu sein.
Gefangenschaft ist jederzeit von fremden Menschen herumkommandiert,
in andere Zellen verlegt, nackt ausgezogen und durchsucht
zu werden, oder alle Sachen, die man hat, weggenommen zu
bekommen.
Gefangenschaft ist nur 2 Mal pro Woche zusammen mit wildfremden
nackten Menschen in einer Massendusche sich waschen und
niemals ein Bad nehmen zu können.
Gefangenschaft ist niemals allein privat für sich zu sein.
Gefangenschaft ist alle Urlaubspläne vergessen zu können.
Gefangenschaft ist alle Vereinbarungen nicht einhalten zu
können, ohne das den Betroffenen mitteilen zu dürfen.
Gefangenschaft ist keine Berge, keine frische Luft, kein
Wasser zum Schwimmen, keine
Sonne und kein Regen.
Gefangenschaft ist an heißen Tagen in einer engen Zelle
zu schwitzen, ohne Ventilator, Kühlung oder Wasser.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne jeden Sport, ohne Laufen,
Klettern oder Gewichten.
Gefangenschaft ist den Job zu verlieren und die Miete nicht
einzahlen zu können.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne Freunde, sondern nur mit
wildfremden Personen.
Gefangenschaft ist ohne Liebe und geliebte Personen, ohne
jeden physischen Kontakt auszukommen.
Gefangenschaft ist der ewige Zweifel, wie lange das noch
dauert.
Gefangenschaft ist die völlige Hilflosigkeit.
Gefangenschaft ist irgendeinen Befehl zugerufen zu bekommen,
und wenn man ihn nicht versteht oder nicht kennt, zusammengeschrien
zu werden.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne Grün, ohne Pflanzen, ohne
Wald.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne Tiere.
Gefangenschaft ist ein Leben ohne Leben.
Gefangenschaft ist Folter!
Ich will kein Märtyrer sein
Im Jahr 2004, nach unserem ersten durchschlagendem Erfolgen im Tierschutz wie dem Legebatterieverbot, das die Tierindustrie tief erschüttert hat, muss eine mächtige Clique im Land den Großangriff auf den Tierschutz und insbesondere den VGT beschlossen haben. Der Tierschutz wurde zum größten Gefahr für die nationale Sicherheit erklärt, wie das ein Sprecher des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung anlässlich der islamistischen Bombenanschläge in London gegenüber dem Kurier formuliert hat.
Das war der Startschuss für eine massive Bespitzelung jeder noch so harmlosen Tierschutzaktivität. Dann wurden rigorose Demoverbote gegen den Tierschutz erlassen und mit Gewalt durchgesetzt. Im alljährlichen Verfassungsschutzbericht verunglimpfte man gleich alle Vereine und Gruppierungen, die Demos und Kampagnen durchführen, als militant und potentiell kriminell. Der VGT wurde sogar explizit erwähnt.
Als nächsten Schritt der Eskalation initiierte das Amt
für Terrorismusbekämpfung eine Finanzprüfung unseres Vereins.
Zusätzlich wurde in einer Aussendung an alle Schulen vor
dem VGT gewarnt. Das Ziel: den VGT zu kriminalisieren und
zu isolieren, und durch geschickten Rufmord seiner Mitglieder
und SpenderInnen zu berauben.
Die Polizei trat dann an Firmen heran, die Kampagnengegner
des VGT waren, um sie zu beraten und gemeinsam Strategien
zu entwickeln, die VGT- Kampagnen zu verhindern. Z.B. wurde
einer Firma explizit empfohlen, verfassungswidrige Pseudodemos
zu veranstalten, um so VGT- Informationsveranstaltungen
über die tierquälerischen Praktiken der Firma zu verhindern.
Im Verfassungschutzbericht werden legale Demonstrationen
und Kampagnen, die erfolgreich Firmen zu einer tierschutzfreundlicheren
Haltung gebracht haben, als Bedrohung für die Verfassung
und als Geschäftsschädigung bezeichnet. Damit hat sich aber
das Innenministerium explizit gegen die Verfassung gestellt,
weil derartige Kampagnen sind das Herzstück einer funktionierenden
Demokratie und deshalb durch die Verfassung geschützt.
Der Innenminister und die Sicherheitsdirektion legten noch
ein Schäuflein zu und logen über den VGT, um ihn zu diffamieren.
Der damalige Innenminister bezeichnete im Parlament den
VGT als gewalttätig und gestand nach Intervention der Volksanwältin,
dass er dafür keine Belege hätte.
Die Rache folgte auf den Fuß. Das, was niemand für möglich
hielt, wurde Wirklichkeit. Wie in einer Diktatur wurde eine
Sondereinheit der Polizei gegründet, mit dem ausschließlichen
Ziel, einen Großangriff gegen den Tierschutz und insbesondere
den VGT einzuleiten. AgentInnen wurden in den VGT eingeschleust,
Mikrophone in Vereinsräumlichkeiten angebracht, 2 Dutzend
Personen wurden monatelang observiert, ihre Handys jahrelang
abgehört – mit großem finanziellem Aufwand – und sogar Peilsender
an ihren Autos angebracht und die Eingänge zu ihren Wohnungen
permanent überwacht und gefilmt.
Am 21. Mai 2008 drangen dann 23 maskierte und bewaffnete Polizeieinheiten mit Gewalt in Wohnungen und Büros aus dem Tierschutzbereich ein, entfernten alles, was für eine seriöse Tierschutzarbeit notwendig ist und steckten 10 der aktivsten Personen bis heute ins Gefängnis. Ohne Anklage und ohne konkreten Verdacht, unter dem Vorwand, eine große, geheimnisvolle und nicht eingrenzbare kriminelle Organisation zu bilden, die viele verschiedene Tierschutzvereine umfasst. Es liegen Protokolle von internen Treffen der Sonderkommission der Polizei vor, wo diskutiert wird, wie man dem VGT die Gemeinnützigkeit entziehen und ihm sonst Schaden und ihn vernichten kann. Keine Rede von Kriminalität, da geht es nur mehr um die Vernichtung des aktivsten Tierschutzverein Österreichs. Und die Tierschutz- Kontrollstelle sollte ausgehebelt und wegen „Schutzgelderpressung“ stillgelegt werden.
Ich bin einer der Inhaftierten. Meine Rolle ist die des Märtyrers. Zugegeben, es handelt sich hier um den größten Angriff auf Meinungs- und Verfassungsfreiheit, und auf außerparlamentarischen politischen Aktivismus seit dem 2. Weltkrieg. Zugegeben, das ist ein historischer Moment, die Entscheidung, auf welchem Weg sich unsere Gesellschaft machen will, in Richtung gläsernen BürgerInnen und Polizeistaat, oder in Richtung Datenschutz, Privatsphäre und politischer Versammlungsfreiheit ohne Bespitzelung und Polizeiterror. Aber die Folter der U- Haft ist sehr konkret und individuell.
Gegen gewalttätigen Polizeiterror in dieser Dimension bleibt nur passiver, gewaltfreier Widerstand. Das Leiden, das der Staatsterror unschuldigen und gewaltfreien AktivistInnen zufügt, soll die Entrüstung in der Gefangenschaft schüren, die letztendlich den Terror beendet. Wie weilend Gandhi, Martin Luther King oder Nelson Mandela, ist meine Rolle die, das Leiden in der U-Haft erhobenen Hauptes zu leisten und stark meinen Überzeugungen treu zu bleiben. Die Gedanken sind frei, steht in vielen der weit über 100 Unterstützungsbriefe, die ich bereits in meiner Zelle empfangen habe.
Aber ich bin ein Waldläufer, ein Tier, ein Primat. Ich habe seit Monaten keinen Baum mehr gesehen, geschweige denn berührt, gerochen oder erklettert. Kein Grün in meiner Zelle, kein Grün beim Blick aus dem Fenster. Keine Sonne dringt durch das engmaschige Gitter. Als Veganer bin ich vom Sonnenlicht für meine Vitamin D Versorgung abhängig. Hier muss meine Haut ohne Sonnenlicht auskommen.
Eine lebensfeindliche Betonwelt. Aus Leuchtstoffröhren kaltes Kunstlicht. Ich kann mich nicht bewegen, Körper und Geist verfallen. Laut Tierschutzgesetz müssen SchimpansInnen wie wir pro Individuum mindestens 200m² Bodenfläche, mindestens 6m hohe Räume, dreidimensional strukturiert, und mindestens 400m² grün bewachsenes Freiareal, das täglich dauerhaft zugänglich ist, zur Verfügung stehen. Ich muss mich mit 5m² begnügen, keine dreidimensionale Struktur, um die geistige Gesundheit zu garantieren. Kein Ausgang ins Freie. In dieser Haltung wird man langsam verrückt. Kein Tag ohne sturem Hin – und Hergehen. 7 Schritte vor, umdrehen an der Wand, 7 Schritte zurück, umdrehen, immer dieselbe Bewegung. Hospitalismus nennt man das. Ein sicheres Zeichen bei Zootieren z.B., dass die Haltung in den Wahnsinn treibt. Jede Nacht hört man verzweifeltes Schreien aus den Zellen, lautes Trommeln an die Gitterstäbe, bis es nach Stunden abflaut.
Nein, auch die Gedanken sind hier nicht mehr frei. Zum schieren Überleben schlucke auch ich Psychopharmaka, wie die weiblichen Schweine im Kastenstand. Körper und Geist sind viel zu sehr verbunden, um in körperlicher Gefangenschaft nicht auch geistig gefangen zu sein.
Aber ich bin mit schon bewusst, wie wichtig es ist, diesen Konflikt zu gewinnen. Ich spüre die Solidarität in über 150 Briefen und den täglichen Demos vor dem Gefängnis, die in meiner Zelle zu hören sind. Ich fühle die Liebe bei meinen Besuchen von den Personen, die mir nahestehen. Ich empfinde das weltumspannende Agieren im Tierschutz, wenn ich in der Zeitung von einer Aktion trotz Terrorhysterie in China anlässlich der Olympischen Spiele lese – in einer Diktatur! Auch wenn kein Ende meiner Folterhaft abzusehen ist.
Ich will kein Märtyrer sein, aber ich bin es. So ist der
Lauf der Welt. Nicht in heroischer Pose, sondern mit den
Augen voller Tränen. Nicht stolz und ungebrochen, sondern
verzweifelt und schwach. In meine Rolle gezwungen, die ich
mir nicht ausgesucht habe.
Aber wie auch immer das hier ausgehen mag, ich werde mich
immer, mein ganzes Leben, für Tierschutz und Tierrechte
einsetzen. Dieser Grundeinstellung werde ich in keinem Fall
den Rücken kehren, da müssen sie mich schon umbringen. Eine
Schlacht kann man verlieren, den Konflikt aber, meine Lieben,
den müssen wir gewinnen.
Die Nacht in der Zelle
Zum Schlafengehen nehmen viele Gefangene Schlafmittel.
Um 22 Uhr öffnet sich die Klappe an der Stahltür und die
Wachen reichen die Tabletten herein. Man muss sie vor ihren
Augen schlucken, sodass man sie nicht aufsparen kann und
dann in der Menge benutzen kann, um für immer zu entschlafen.
Der Selbstmord ist hier stets gegenwärtig.
Ich nehme keine Tabletten. Um 22 Uhr werde ich müde und
schlafe rasch ein. Nicht ohne Angst, weil ich weiß was jetzt
passieren wird. Unweigerlich nutzt mein Geist die ersten
paar Stunden Schlaf, um sich aus der Zelle zu entfernen.
Ich bin frei, und die Gefangenschaft, das vergitterte Fenster,
die ewig gleiche Wand neben meinem Bett – alles nur ein
Traum. Doch es gibt ein böses Erwachen. Jede Nacht. Unweigerlich.
Um ca. 3 Uhr wache ich auf, jedesmal mit der Erleichterung,
dass die ewige Gefangenschaft, das monatelange an-die-Wand-starren,
nur ein Traum war. Doch es ist umgekehrt. Jedesmal, wenn
ich um 3 Uhr früh die Augen öffne, und sie sich langsam
ein Bild machen, realisiere ich, Schritt für Schritt, dass
ich immer noch da bin, wirklich da bin. Das schiere Entsetzen
befällt mich dann, und füllt mich aus. Der Mund wird trocken
und mein Herz zerfällt. Jetzt ist an Schlaf nicht mehr zu
denken. Ich stehe auf, lege mein Gesicht an das engmaschige
Gitter und starre hinaus in diesen unwirklichen Hof. Die
Wände sind auf jeder Seite mit 7 Scheinwerfern beleuchtet,
die alles in grell- weißes Licht tauchen, das bis in die
Zelle reicht. Dazwischen überall Kameras und Wachtürme.
Einfach grauenhaft und unmenschlich. Langsam und leicht
rinnen mir die Tränen über die Wangen, wie Sommernieselregen,
den ich schon seit Monaten nicht mehr spüren durfte. Wenigstens
ist mir die Stille und Einsamkeit gegönnt, mitten in einer
Zelle voller Häftlinge, für mich allein leise zu weinen.
Wieder ist der Abgrund so deutlich zu spüren, der Tod so
nah. Und kein Lebenswillen. In diesen schrecklichen Mauern
gibt’s kein Leben.
Ich gehe leise in der Zelle auf und ab, 3 Schritte bis zur
Wand und wieder zurück. Ich versuche alle Gedanken abzuschütteln,
möchte in der monotonen Bewegung Sicherheit finden, wie
jedes verzweifelte Tier im Käfig. Ich leg mich wieder ins
Bett und starre an die Decke über mir, wie schon seit Monaten.
Die Flutlichter im Hof werfen die ewig gleichen Schatten
der Fenstergitter an die Wand. Die ewiggleiche, lebensfeindliche
Unbeweglichkeit. Werde ich hier jemals rauskommen? Wieder
ein Gedanke, den ich nicht zulassen darf.
Die Stunden verrinnen. Es gibt keinen Horizont für mich
anzuschauen, nur Mauern. Aber langsam verändert sich der
Himmel. Um 5:30 Uhr erscheint die Sonne hinter meinem Fenstergitter
direkt durch die Stacheldrahtverhaue auf den Mauern hindurch.
Mir graut vor dem Morgen. Mir graut vor einem weiteren Tag
an diesem anus mundi, am Ende der Welt.
Offener Brief vom 21. Juli 2008
Mein letzter offener Brief ist noch nicht lange her, aber heute scheint es mir wichtig zu schreiben, denn genau vor 2 Monaten, am 21. Mai, wurde ich von meiner Familie weggerissen.
…Während der Hausdurchsuchung saß ich in Handschellen am Tisch unserer Stube. Einige Zeit hatte ich meine Tochter Talia am Schoss, weil sie offenbar Angst vor alle den Polizisten bei uns im Haus hatte. Ich versuchte, ihr einige Tiere zu zeichnen, was recht schwer war, in Handschellen. Meine beiden Söhne waren während der gesamten Hausdurchsuchung in ihrem Zimmer. Meine Frau Karin war meistens mit den Beamten in den verschiedenen Zimmern.
Als ich nach der Hausdurchsuchung abgeführt wurde, nahmen mir die Polizisten die Handschellen ab. Ich drückte meine Tochter Talia fest zu mir und küsste sie auf Stirn und Wange. Ich umarmte meinen Sohn Noah und küsste ihn auf Stirn und Wange. Auch meinen Sohn Samuel drückte ich fest an mich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn und küsste seine Wange. Er machte sich ganz steif, und ließ die Polizisten nicht aus den Augen. Er war ähnlich aufgelöst wie ich, aber er wollte sich nichts ansehen lassen. Danach ging er wortlos wieder in sein Zimmer. Dann umarmte und küsste ich meine Ehefrau Karin. Wir hatten beide Tränen in den Augen. Ich küsste meine Frau ein letztes Mal, winkte ihr und den Kindern und wurde abgeführt…
Meine Frau und meine Kinder blieben allein zurück, in diesem unsäglichen Chaos, das die Polizei bei uns zu Hause hinterließ. … Zettel, Bücher, und sonst alles am Boden verstreut. Kästen und Regale ausgeräumt. Kaum genug Platz zum Gehen am Boden… und Karin blieb mit unseren 3 Kindern alleine zurück.
Ich wollte mich nicht mehr umsehen, als mich die Beamten zum Auto brachten. Aber ich hörte ein Klopfen aus dem Schlafzimmerfenster und drehte mich doch noch einmal um. Ich sah Noah aus dem Fenster schauen und mir winken. Ich winkte traurig zurück, versuchte die Tränen zu unterdrücken…. Auch einer der Polizisten winkte Noah, ich kann nicht ausdrücken, wie sehr mich diese Heuchelei wütend machte und verletzte.
Das war der letzte Tag an dem ich meine Familie, die ich so liebe, festhalten und küssen konnte. Seit 2 Monaten sehen wir uns nur noch alle 2 Wochen. Getrennt durch eine Glasscheibe. Ohne Berührungen, ohne Küsse… es macht mich wahnsinnig, daran zu denken. Vor noch 2 Monaten, dachte wohl noch niemand, dass meine Gefangenschaft so lange dauernd könnte… Wie lange werde ich noch von meiner Familie getrennt sein müssen? Wie lange wird meinen Kindern noch der Vater, meiner Frau der Ehemann weggesperrt? Woher weiß ich, dass dieselben unbegründeten Beschuldigungen und Vermutungen welche jetzt schon seit 2 Monaten eine Untersuchungshaft rechtfertigen, nicht auch eine Verurteilung rechtfertigen?
Wer sagt mir, dass ich nicht für 5 Jahre eingesperrt werde – aufgrund haltloser Verdächtigungen? Während meine Tochter Talia ihren 2. Geburtstag feierte, war ich schon in Gefangenschaft. In fünf Jahren ist sie 7 und kennt mich nicht mehr… Mein Sohn Noah ist in fünf Jahren 10, eine väterliche Beziehung werde ich dann zu ihm nicht mehr haben. Mein ältester Sohn Samuel ist in fünf Jahren 15. Ich werde ihm nicht beistehen können in der wichtigsten Phase des Erwachsenwerdens… Was ist, wenn ich in fünf Jahren zu meiner Ehefrau komme? Sind wir dann noch ein Liebespaar? Sind wir noch Lebenspartner? Meine Angst vor einer solchen Zukunft ist unbeschreiblich!!!
Die Angst, meine Familie zu verlieren macht mich krank!
Ist dem Staatsanwalt und den RichterInnen die dramatische Tragweite seines Handelns bewusst? Wissen die, was sie vielleicht gerade zerstören? Meine Kinder brauchen ihren Vater. Meine Ehefrau braucht ihren Lebenspartner. Ich brauche meine Familie! Ich habe Angst.
Bitte vergesst mich nicht. Heute, anlässlich meiner 2 monatigen Gefangenschaft, schaute ich mir alle Fotos von Karin und den Kindern an, die ich geschickt bekam. Fotos von den Kindern und bei mir zu Hause, als unser Leben noch ein Leben war. Fotos von meiner wunderschönen Ehefrau, die ich so unsagbar liebe. Fotos von meiner Frau und unseren Kindern auf Solidaritätskundgebungen zu meiner Freilassung. Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift „free chris“. Die Betrachtung der Fotos meiner Lieben endet in einem Tränenbad.
Ich kann nicht mehr, Verzweiflung und Angst fressen mich auf… Die Fotos meiner Familie auf den Solidaritätskundgebungen bestätigen mich: Meine Frau ist eine extrem starke Person. Allein mit 3 Kindern in dieser Situation. Auch meine Kinder sind stark. Wie lange hält die Stärke der versuchten Zerstörung stand? Unsere Familie, unser Leben soll zerstört werden, wie lange halten wir das durch? Niemand konnte meine Familie vor der Willkür des Staates schützen. Niemand weiß, wie lange ich noch gefangen gehalten werde. Ich habe Angst, meine Familie und mein Leben zu verlieren. Noah, Samuel, Talia und Karin, ich liebe euch so sehr! Ich vermisse euch so sehr! Denkt an mich! Vergesst mich nicht! Bleibt stark und haltet durch!
… Den Sommer haben Sie uns bereits fast vollständig gestohlen. Wann werden wir uns wieder sehen können? Ohne Trennscheibe zwischen uns? Ohne Schreibtischtäter der/die unsere Gespräche mitlauscht? Wann kann ich euch wieder in die Arme schließen? Euch küssen? Bei euch sein? Immer!!! Zuhause. In unserem Leben.
Wie geht es den Personen, die so etwas zu verantworten haben dabei? Eine Familie zerrissen! Traumatisiert! 3 kleine Kinder, eine glückliche Beziehung! … das läuft Gefahr, zerstört zu werden! Wie lange noch? Wie lange noch werden täglich tausende Tränen auf die Fotos von meiner Frau und meinen Kindern fallen? Ich liebe euch so sehr! Bitte haltet durch! Ich bemühe mich auch! Ich vermisse euch! ….. 2 Monate ohne Berührung und Küsse.
Bitte vergesst mich nicht. Ich denke an euch. Ich träume von euch! - jeden Tag. Ich liebe Euch! … ich hoffe auf die Vernunft der Verantwortlichen …. Hoffen, glauben tu’ ich nicht mehr daran! Haltet durch, helft zusammen, ich liebe Euch!
Wie oft hätte ich in meinen 2 Monaten Gefangenschaft schon so vieles rückgängig machen wollen? Wie oft vertröstete ich meine Kinder auf Später? Wie oft rannte mir Talia mit einem Bilderbuch nach, das ich ihr erzählen sollte? Wie oft war meine Antwort: „ja gleich, nur noch dieses eine Mail, dieses eine Kapitel“? Wie oft wollte Noah, dass ich mit ihm „Power Ranger“ spiele? Wie oft vertröstete ich ihn auf später? „Nur noch ein paar Striche, nur noch ein Transparent, nur noch 1 Bild…“ Wie oft fand ich keine – oder zuwenig Zeit, wenn Samuel mit mir etwas bei unserem Bach bauen wollte? „Gleich, ich mach nur noch die Nase, ev, den Kopf der Skulptur fertig.“ Wie viele Stunden mehr hätte ich mit meinen Kindern verbringen können, wenn ich mir nur einfach immer Zeit genommen hätte? Keine Skulptur, kein Bild, kein E-Mail, kein Buch, kein Termin, kein Transparent, keine Demo war mir jemals so wichtig wie ihr es mir seid. Samuel, Noah & Talia, es tut mir so leid, dass ich manchmal zuwenig Zeit für euch hatte... d.h. mir diese Zeit nicht nahm. Ich würde alles geben, um diese „vertrösteten Stunden“ nachholen zu können. Bitte vergesst mich nicht. Bitte seid noch da, wenn ich wieder rauskomme, wann immer das sein mag! Karin, hier in der Einsamkeit der Gefangenschaft fallen mir auch unsere Konflikte ein, die wir auszutragen hatten. Ich glaube wir sind seit 1997 ein Paar – oder gar seit 1996? Ich weiß es nicht genau. Zahlen und Daten waren ja nie meine Stärke. Nur logisch, dass wir in unserer mehr als 10-jährigen Beziehung auch Streitgespräche hatten. Und trotzdem fällt mir niemand ein, der eine glücklichere, stabilere, ehrlichere und liebevollere Beziehung führte als wir es tun … taten.
Bitte hilf mir diesen Akt der Ungerechtigkeit und Willkür schlimmstenfalls als Pause, Probe…. keinesfalls als Tod unserer Beziehung zu sehen. Ich habe solche Angst vor der Zukunft. Jeder Streit, jeder Konflikt… jede Minute die wir uns nicht in den Armen lagen, tut mir leid. Ich verbrachte soviel Zeit vor dem Computer, an meinen Skulpturen, in der Restaurierungsstätte … Ich wünschte ich hätte all meine Zeit mit dir und den Kindern verbracht! Ich liebe euch so sehr. Ich habe unsagbare Angst um meine Familie und mein Leben! Bitte bleibt stark! Bitte vergesst mich nicht!
… manchmal fällt mir in all meiner Traurigkeit und Verzweiflung ein, dass es die nichtmenschlichen Tiere ja bekanntlich noch schrecklicher haben. Z.T. vergleichen mich (d.h. alle Tierrechtsgefangenen) die Mithäftlinge mit Mumia Abu Jamal, oder Nelson Mandela, der ja vor kurzem wg. Seinem Geburtstag medial wieder recht präsent war. Es ist kein Trost für mich! Es ist kein Trost für mich, dass auch andere Revolutionäre in Gefangenschaft waren (und sind, wie Mumia). Es ist kein Trost für mich, zu wissen dass es anderen – am extremsten eben den nichtmenschlichen Tieren – NOCH schlechter geht als mir gerade. Es ist kein Trost für mich, dass ich in zig-Briefen die ich aus aller Welt bekomme als Held & Märtyrer hingestellt werde – obwohl ich mich über diese Briefe natürlich immer sehr freue!
Aber es ist kein Trost. Ich wurde von meiner Familie getrennt. Ich kann meinen Kindern kein Vater sein und meiner Ehefrau kein Lebenspartner. Wie soll ich das ertragen? Diesen Verlust meiner Familie, meiner Liebe, meines Lebens?!! – Bitte haltet durch! Seit noch da wenn ich heimkomme! Ich liebe euch so sehr!
Chris
Nach 2 Monaten Gefangenschaft
Schutzhaft für TierschutzaktivistInnen
Mit „Schutzhaft“ bezeichnet man in diktatorischen Regimes
das Einsperren von politischen GegnerInnen ohne konkreten
Verdacht auf kriminelle Aktivität. Das Anhaltelager Wöllersdorf
war ein derartiges Schutzhaftlager in der austro-faschistischen
Diktatur. Dass heute in Österreich die 10 Tierschutzhäftlinge
jetzt bereits seit 6 Wochen eingesperrt sind, ist auch nicht
anders als mit Schutzhaft zu bezeichnen. In einer Stellungnahme
der Oberstaatsanwaltschaft gibt diese zu, dass keine konkreten
Verdachtsmomente für kriminelle Aktivitäten, insbesondere
für Brandstiftungen, existieren. Dennoch plädiert die Oberstaatsanwaltschaft
für eine Fortsetzung der Untersuchungshaft.
Dafür argumentiert sie wie folgt. In Österreich gibt es
eine gewisse, wenn auch im internationalen Vergleich sehr
geringe Tierschutzkriminalität, die laut Oberstaatsanwaltschaft
von geheimen, autonom agierenden Kleinstgruppen durchgeführt
wird. Im Rahmen dieser Tierschutzkriminalität werden Sachbeschädigungen
gegen tierquälerische Betriebe begangen, mit dem Ziel, diese
Betriebe zu einer Verhaltensänderung im Sinne des Tierschutzes
zu bewegen. Zum Teil dieselben Ziele, nämlich Betriebe zu
tierfreundlicherem Verhalten zu bewegen, verfolgen auch
Tierschutzgruppen und NGOs wie der VGT. Dass es diese z.T.
überlappenden Ziele gibt, bezeichnet die Oberstaatsanwaltschaft
als eine „Willenseinigung“ zwischen den verschiedenen Gruppen,
die sich zwar gar nicht kennen, die aber dadurch zu einer
gemeinsamen kriminellen Organisation werden sollen, die
versucht, auf Wirtschaft und Politik Einfluss zu nehmen.
Laut Gesetz (§ 278a StGB) muss diese kriminelle Organisation
aber unternehmensähnlich organisiert sein. Unternehmensähnlichkeit
will die Oberstaatsanwaltschaft darin erkennen, dass arbeitsteilig
vorgegangen würde. Die einen agieren legal, die anderen
illegal, und beides würde sich gegenseitig ergänzen.
Als Rekrutierung und Ausbildung für die kriminelle Organisation steht die Oberstaatsanwaltschaft z.B. die NeuaktivistInnentreffen des VGT, genannt Animal Liberation Workshops ALWs. Diese ALWs werden alle 2 Jahre in allen größeren Städten Österreichs organisiert. Sie sind öffentlich angekündigt und frei zugänglich – auch für die Polizei. Im Rahmen dieser Workshops werden an Tierschutz interessierte Personen zuerst in die Problematik eingeführt. Dann stellen sich verschiedene NGOs, insbesondere der VGT, mit ihrer Arbeit vor und bitten um Mithilfe bei ihren legalen Kampagnen. Zusätzlich wird über tierfreundliche Alternativen und die vegane Lebensweise informiert. Diese ALWs haben absolut überhaupt nichts mit kriminellen Aktivitäten zu tun.
Als internationale Vernetzung der kriminellen Organisation werden von der Oberstaatsanwaltschaft die alljährlich stattfindenden internationalen TierschutzaktivistInnentreffen interpretiert. Dabei sind diese wiederum öffentlich angekündigt und für alle Menschen frei zugänglich. In Workshops stellen sich die Vereine und Gruppen verschiedener Länder vor und erzählen von ihren Erfahrungen bei ihren legalen Kampagnen. Etwa 400 Personen nehmen jährlich an diesen Treffen teil, die meisten davon kennen sich nicht gegenseitig. Absolut nichts an diesen Treffen ist auch nur irgendwie kriminell.
Zusätzlich identifiziert die Oberstaatsanwaltschaft an
einem gewissen konspirativen Element in der NGO-Arbeit ein
Verdachtsmoment für Kriminelles. Aber damit beweist sie
nur, von NGO-Arbeit im Tier- und Umweltschutz sehr wenig
zu wissen. Ein kleiner aber signifikanter Teil der NGO-Arbeit
ist nämlich notwendigerweise konspirativ, auch wenn damit
keinerlei kriminelle Aktivität verbunden ist.
Für eine typische Kampagne des VGT, wie die Kampagne für
ein Verbot von Legebatterien, muss zunächst die Bevölkerung
sensibilisiert werden. Dafür ist es notwendig, Informationen
über Legebatterien und anschauliches Filmmaterial über die
Zustände dort, das Leiden der Tiere usw. zu beschaffen.
Und deshalb gehen AktivistInnen u.a. heimlich des Nachts
oder unter Vorspielung falscher Tatsachen in Legebatterien,
um die Zustände zu dokumentieren. Oder um über Tierversuche
informieren zu können, wird heimlich in Tierversuchslabors
gefilmt. Diese Tätigkeiten sind überhaupt nicht kriminell,
aber sie müssen trotzdem heimlich geschehen, weil es sonst
zu Besitzstörungsklagen kommen kann. Dennoch sind sie unabdingbar
notwendig, um eine seriöse NGO-Kampagne durchführen zu können.
Wenn die Mehrheit der Bevölkerung überzeugt wurde, wie
es z.B. für das Legebatterieverbot gelungen ist, dann wird
öffentlich Druck gemacht, damit die Politik eine Änderung
des Gesetzes gemäß des Mehrheitswillens der BürgerInen durchführt.
Das geschieht einerseits und hauptsächlich durch Kundgebungen,
Plakataktionen, Inserate in Zeitungen, Politikergespräche,
wissenschaftliche Unterstützung usw.; aber auch durch sogenannte
Aktionen. Dabei wird etwas Aufsehenerregendes durchgeführt,
damit die Medien von den Problemen berichten und ein Unmut
in der Bevölkerung ausgelöst wird, dass noch immer nichts
seitens der Politik dagegen unternommen wird.
Z.B. wurde in der Kampagne für ein Legebatterieverbot eine
Legebatterie besetzt, oder AktivistInnen seilten sich mit
einem Riesentransparent an der Außenwand der Bundeszentrale
der ÖVP, die damals den Bundeskanzler stellte, ab. Derartige
Aktionen müssen sehr sorgfältig und geheim bzw. konspirativ
geplant werden, ohne dass das irgendwelche kriminelle Hintergründe
hätte. Man muss das Ziel auskundschaften, bekommt vielleicht
Informationen von Vertrauenspersonen, muss sich heimlich
treffen usw.
Die Oberstaatsanwaltschaft ist jetzt nicht willens oder in der Lage diese legitime wenn auch konspirative, demokratiepolitisch nicht nur unbedenkliche sondern sogar notwendige, typische NGO-Arbeit von Kriminalität zu unterscheiden. In Essenz wird also der § 278a StGB „kriminelle Organisation“ erstmals ernsthaft gegen klassische nicht-kriminelle NGO-Arbeit angewendet. Alle politisch missliebigen Personen sollen so in „Schutzhaft“ genommen werden können, obwohl sie weder etwas kriminelles getan haben, noch überhaupt verdächtig sind, kriminell aktiv gewesen zu sein. Gute Nacht Österreich!