Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30.11.1999)
Demo gegen Singvogelfang im Salzkammergut
In einer der schönsten Gegenden, bei prächtigem Sonnenschein, fand gestern in Ebensee, OÖ eine friedliche Demonstration von ca. 40 Tierschützern aus ganz Österreich gegen das Einfangen und Zurschaustellen von Waldvögeln statt. Organisiert vom Dachverband der oö. Tierschutzorganisationen war als Hauptgruppe v.a. der VGT vertreten.
Die zum Teil bereits stark betrunkenen Vogelfänger stänkerten von der einen Seite herüber, während die Tierschützer per Megaphon die Tierquälereien der Vögel schilderten, die beim Vogelfangen unvermeidbar entstehen: So berichtete ein ehemaliger Vogelfänger, daß es beim Einfangen der kleinen Tiere mit Kloben immer wieder zu schweren Verletzungen der feinen Beine gekommen sei. Diese Fallen, die laut "Verordnung der oö. Landesregierung über den Schutz... wildlebender Tiere" (§7.3) noch immer zum Fangen der Vögel verwendet werden dürfen, werden mit Hilfe eines Eisendorns an einem toten Baum angebracht. Bei den verzweifelten Versuchen des frisch gefangenen Vogels, sich wieder zu befreien, können sich die Fallen lockern und mitsamt dem an den Beinen gefangenen Vogel zu Boden stürzen. Dabei brechen sie sich sehr oft die zarten Beine und verenden entweder qualvoll oder werden von den Vogelfängern auf der Stelle zertreten!
Auch kommt es immer wieder vor, daß ein frisch gefangener Waldvogel am nächsten Tag tot im Käfig liegt. Wenn die scheuen Tiere die Nahrungsaufnahme in Gefangenschaft verweigern, gibt es Versuche sie mit der Pinzette zwangszuernähren. Im oö. Gesetz zum Schutz der Tiere § 5 Punkt 10, heißt es ganz eindeutig, daß "freilebende Tiere mutwillig ihrer Freiheit zu berauben" eine besondere Form der Tierquälerei ist.
Alle Ausnahmebestimmungen, auf die sich die Vogelfänger berufen, gelten lediglich für den Artenschutz im oö. Naturschutzgesetz. Das Tierschutzgesetz aber kennt keine Verordnung, die den Schutz jedes einzelnen Waldvogels vor Tierquälerei aufheben würde. Dennoch hat sich der Gemeiderat erdreistet, diese Tierquälereien mit einer Resolution zu unterstützen. Aber auch die Landespolitiker stecken mit unter der Decke, wenn diese sich von dieser Tierquälerei beim Vogelfang nicht mit aller Klarheit distanzieren, sondern diese Unsitte noch öffentlich unterstützen, aus Angst ein paar Wähler-Stimmen zu verlieren!
Einen Höhepunkt hatte diese Demonstration für die Freiheit unserer Waldvögel, als der ehemalige Vogelfänger Lukas Gschwandtner das Wort ergriff. Er war vom Dachverbandspräsidenten der oö. Tierschutzorganisationen gebeten worden, aus seiner ganz persönlichen Erfahrung zu erzählen, zu welch schweren Verletzungen es bei der Gefangennahme dieser scheuen Tiere kommt und daß auch immer wieder ein frisch gefangener Singvogel tot im Käfig aufgefunden wird. Dieser Bergbauer aus Bad Ischl hat seine Vogelfängerfreunde nicht angegriffen. Er hat direkt ihr Herz und ihren eigenen Freiheitswillen angesprochen:
"Wie gerne würden die im Rathaussaal gefangen gehaltenen Vögel sich an einem so schönen Tag die Sonne ins Gefieder scheinen lassen!"
Er hat mit seinen einfühlsamen Worten die Vogelfänger und auch die Tierschützer beschämt, die von diesem echten Vogelfreund lernen können.
So kamen alle auf ihre Rechnung und zogen zufrieden von dieser Veranstaltung von dannen - bis auf die Vögel in den kleinen Käfigen im Rathaussaal! Die warten noch immer verzweifelt darauf, daß der SP-Landesrat, der überall plakatieren läßt, wie fair er doch nicht sei, sich ihrer endlich erbarmt, um von Vogelexperten prüfen zu lassen, inwieweit es sich beim Vogelfang im Salzkammergut nicht um ehrbares Brauchtum, sondern vielmehr um eine besonders gemeine Tierquälerei handelt.