Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.07.2025)
Wien/Türkei, 15.07.2025
VGT-Recherche beim Opferfest zeigt unfassbare Tierquälerei auf. Die Türkei gilt als eines der wichtigsten Exportländer für österreichische Zuchtrinder
+++ SPERRFRIST 15. Juli, 10.00 UHR +++
Tierschützer:innen des VGT dokumentierten brutale Tötungen von Rindern durch Kehlschnitt ohne Betäubung in der Türkei. An einem Hinterbein aufgehängt, folgt der minutenlange Todeskampf, während literweise Blut aus dem lebendigen Körper strömt. Die Bilder sind für empathiefähige Menschen kaum zu ertragen. Der VGT hat die Aufnahmen verpixelt, aber spricht eine Inhaltswarnung aus.
Aktuelles Video: Brutale Rinderschlachtungen in der Türkei
Die Aufnahmen wurden am 6. Juni 2025, am ersten Tag des diesjährigen türkischen Opferfestes „Kurban Bayrami“, an verschiedenen Orten nahe Istanbul und Ankara angefertigt. Dieses Jahr wurden in der Türkei im Zuge des religiösen Festes etwa 750.000 Rinder „geopfert“, also rituell geschlachtet. Dazu kommen etwa 2,6 Millionen Schafe, also insgesamt etwa 3,35 Millionen Tiere.1
Die rituelle Schlachtung von Tieren wird auch als „Schächten“ bezeichnet. Im Video des VGT ist zu sehen, wie die sensiblen Rinder zunächst mit Metallketten an einem Bein ein Stück in die Luft gezogen werden. Teilweise prallen sie dabei mit dem vorderen Teil des Rumpfes auf dem Boden auf. Schon das Hochziehen der bis zu 1000 kg schweren Bullen und der Aufprall sind mit extremen Schmerzen verbunden. Anschließend werden die Tiere am Boden fixiert. Dann wird mit einem Messer durch einen Schnitt durch die Unterseite des Halses die Halsschlagader, die Luft- und die Speiseröhre durchtrennt. Um das vollständige Ausbluten zu gewährleisten, werden die Tiere kopfüber in die Luft gezogen. Die Tötung erfolgt bei vollem Bewusstsein und ohne vorherige Betäubung.2 Der Todeskampf kann mehrere Minuten dauern und ist mit Schmerzen, Atemnot und Panik verbunden.3 Die Tiere nehmen die gesamte Wucht an Schmerzen zunächst durch das Hochziehen an einem Bein und anschließend durch den Halsschnitt wahr. Durch das Einatmen von herabfließendem Blut kann es zusätzlich zu Erstickungsgefühlen kommen.4
2024 wurden über 12.600 österreichische Zuchtrinder in die Türkei exportiert5. Die Türkei ist somit eines der wichtigsten Länder für den Export heimischer Zuchtrinder. Jedes Jahr werden tausende schwangere sogenannte „Kalbinnen“ der Rasse Fleckvieh in die Türkei transportiert, angeblich, um Herden für die Zucht aufzubauen. Kalbinnen sind Kühe, die noch nie ein Kalb geboren haben. Erst letztes Jahr dokumentierte der VGT einen Langstreckentransport von österreichischen Kalbinnen in die Türkei. Da die Tiere schwanger exportiert werden, kommen wenige Monate nach ihrer Ankunft ihre Kälber auf die Welt. Die männlichen Kälber sind für die Milchwirtschaft unbrauchbar, ihre Körper sind für die Fleischproduktion vorgesehen. Dieser Umstand ist auch österreichischen Landwirtschaftsvertreter:innen bekannt. Schon 2017 berichtet die Agrarzeitung „Blick ins Land“, dass die Rindfleischpreise in der Türkei deutlich höher seien als in Österreich, da dort aus religiösen Gründen kaum Schweinefleisch verzehrt wird.6 „Die gute Mastfähigkeit der männlichen Fleckviehkälber sowie die Fleischfülle der Altkühe“ wird als Kaufargument seitens türkischer Kund:innen angeführt. Die hohen Verkaufserlöse, die für „trächtige Kalbinnen“ für den türkischen Markt auf Versteigerungen hierzulande erzielt werden können, werden immer wieder von heimischen Zuchtverbänden angepriesen.7
Zwar wurden beim diesjährigen Opferfest keine österreichischen Ohrmarken dokumentiert, aber unter den geschächteten Tieren befanden sich auch Fleckvieh-Rinder, die in Österreich am meisten verbreitete Rasse. Diese könnten zum Teil Kälber von österreichischen Kalbinnen sein. Jedenfalls ist es in der Türkei auch im regulären Schlachtbetrieb üblich, dass Tiere nicht betäubt werden. Daher erleiden die heimischen Kalbinnen sowie deren Kälber am Ende ihres viel zu kurzen Lebens ein vergleichbar qualvolles Schicksal.
Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN fordert seit langem ein Ende von Tiertransporten in Drittländer, insbesondere in Tierschutz-Hochrisikostaaten, wie die Türkei, wo Tiere nach wie vor standardmäßig ohne Betäubung getötet werden.
VGT Campaignerin Isabell Eckl: „Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Die Panik in den Augen der Bullen, wenn sie neben ihren bereits getöteten Artgenossen am blutüberströmten Boden fixiert und mit Ketten am Hinterbein in die Luft gezogen werden, während Männer ihnen bei vollem Bewusstsein mit einem Messer die Kehle durchtrennen, oder die unerträglichen Schmerzen, die damit verbunden sind und möglicherweise minutenlang andauern, bis endlich der Tod eintritt. Eines steht fest: Tiertransporte in Länder, in denen Tiere ohne Betäubung getötet werden, sind unter keinen Umständen zu tolerieren, ganz egal, zu welchem Zweck sie dorthin exportiert werden. Denn früher oder später steht allen landwirtschaftlich genutzten Tieren ein vergleichbar qualvoller Todeskampf bevor, sei es im Zuge des Opferfestes oder im regulären Schlachtbetrieb.“
Pressefotos (Copyright: VGT.at) (Achtung, schwerstes Tierleid)
Videoschnittmaterial für Medien auf Anfrage
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2 Islamportal.at: Über das Schlachten nach islamischem Ritus [14.7.2025]
3 Schächten: Alle Infos zum betäubungslosen Schlachten [14.7.2025]
4 Gybson, Troy J., N. Dadios et al.: Effect of neck cut position on time to collapse in halal slaughtered cattle without stunning, in: Meat Science Vol. 110, 2015, S. 310-314
5 Traces Österreich Bericht 2024
6 https://blickinsland.at/rinderzucht-stark-von-tuerkei-abhaengig/
7 https://www.fih.at/vermarktung/marktberichte/24_03_12_zufriedene-baeuerinnen-und-bauern-15381.html;
https://www.fleckvieh.at/zv-bergland-24-1-2024/;
https://www.rzo.at/aktuelles/news/167-freistadt-zuchtvieh-und-k%C3%A4lber-08052024-ungebrochene-nachfrage