Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10.02.2000)
In OÖ ist der Singvogelfang weiterhin erlaubt!
Extrem tierquälerisches "Brauchtum" in Spanien verboten
Überall auf der Welt werden Tierquälereien verboten, auch wenn es sich um noch so lang überlieferte Traditionen handelt. Neuerdings sogar in Spanien: Das Hinunterstürzen einer lebendigen Ziege vom Kirchturm im spanischen Manganeses de la Polvorosa wurde jetzt verboten (bei Strafandrohung von 1 Mio. Peseten - ca. 80.000 öS), weil Tierschützer sich jahrelang beschwert hatten. Lt. AOL-Bericht "brach das Dorf im Nordwesten Spaniens erstmals mit seiner Tradition, zum Fest des heiligen Vicente eine lebende Ziege 15 Meter tief vom Kirchturm in den Tod zu stürzen". Die Dorfbewohner sind mit der Entscheidung der Regionalregierung nicht einverstanden und so forderten die ca. 1000 Schaulustigen: "Die Ziege, wir wollen die Ziege!" Doch vorerst bleibt es beim Verbot, ein Durchbruch in einem Land, in dem angebliche "Traditionen" bislang jede Art von noch so perverser Tierquälerei gerechtfertigt haben.
Nur in Oberösterreich scheinen Politiker und Behörden nicht fähig zu sein, auf das ständig sich verfeinernde Umdenken in Sachen Tierschutz entsprechend zu reagieren. Hierzulande glaubt man noch immer auf eine moderne Ethik, die auch die Rechte der Tiere einschließt, keine Rücksicht nehmen zu müssen. Dem für Natur- und Tierschutz zuständigen SPÖ-Landesrat war auch ein Mahnschreiben der EU-Kommission noch nicht Anlaß genug, die Ausnahmegenehmigungen zum Singvogelfang im OÖ Salzkammergut wenigstens zu überdenken. Diese kleinen scheuen Tiere erleiden beim Einfangen solche Todesangst, daß immer wieder etliche die Gefangennahme nicht überleben.
Trotzdem unternimmt dieser SPÖ-Spitzenkandidat für die nächsten Landtagswahlen nichts, um die Tierquälerei des Singvogelfangens endlich abzustellen. Statt dessen läßt er überall plakatieren, wie fair er doch nicht sei. Aber mit großen Sprüchen von Politikern, die nicht bereit sind, in ihren Fachgebieten auch wirklich gute Arbeit zu leisten, läßt sich die Bevölkerung nicht weiter täuschen. Wir Tierschützer wollen, noch bevor der Europäische Gerichtshof durch Druck von oben unsere dann blamierten Landespolitiker dazu zwingt, der EU-Vogelschutzrichtlinie entsprechend, diese geschützten Waldvögel in Ruhe leben zu lassen, durch Druck der öffentlichen Meinung dafür sorgen, daß in Oberösterreich Singvögel nicht weiter eingefangen und dadurch zu Tode gequält werden dürfen. Haben unsere Politiker es wirklich nötig, sich ausgerechnet von der EU-Kommission sagen lassen zu müssen, wie ein zeitgemäßer Natur- und Tierschutz umgesetzt gehört?
Dr. Friedrich Landa
Dachverbandspräsident der oö. Tierschutzorganisationen