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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.07.2006)

Wien, am 06.07.2006

Bär Brunos Abschuss und die Folgen

Bayerische Behörden veröffentlichen Obduktionsbefund: "Gesunder, gutgenährter Bär"

Anzeigen gegen Verantwortliche und Gezerre um Brunos sterbliche Überreste

Nach dem Abschuss des Braunbären Bruno alias "JJ1" in Bayern liegt seit vorletztem Mittwoch der mit Spannung erwartete Obduktionsbefund vor. Entgegen ersten Meldungen wurde das unter dem Namen Bruno zu internationaler Berühmtheit gelangte Tier nicht wie bisher immer behauptet von einem, sondern von zwei offenbar doch nicht so "waidgerechten Schüssen" in den Brustkorb getroffen.

Diese verursachten laut dem pathologischen Befund umfangreiche Verletzungen in Lunge und Leber, die zu einem mehr oder weniger "schnellen Tod" führten, wie das bayrische Umweltministerium am Mittwoch verlautete. Bruno erfreute sich dem Obduktionsbefund der Mediziner zufolge bester Gesundheit und brachte insgesamt 110 Kilo auf die Waage. Er war gut genährt - in seinem Magen fanden sich 6,3 Kilo Fleisch und Pflanzenmaterial.

Präparator will Bruno "plastinieren"

Das Gerangel um den kaltgestellten "Problembären" geht auch nach seinem Tod unvermindert weiter. Immer mehr Interessenten rangeln um Brunos sterbliche Überreste, darunter auch der umstrittene Leichenplastinator, der schon ein Pferd, ein Kamel und einen Gorilla für seine Ausstellung plastiniert, also in einer speziellen, kunststoffbasierten Weise ausgestopft bzw. präpariert hat. Er hat sich nach eigener Darstellung mehrfach beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz um den Erwerb des Bärenleichnams bemüht. "Ich will Bruno für die Ewigkeit erhalten, seine Muskelkraft samt Skelett dokumentieren. In Scheiben geschnitten, könnte ich auch den exakten Schusskanal der Gewehrkugel und die getroffene Lunge zeigen", erläuterte er gegenüber der deutschen "Bild"-Zeitung seine Pläne.

Wut auf die Bärentöter

Die Kritik am gewaltsamen, traurigen Ende des tierischen Grenzgängers nimmt unterdessen kein Ende. "Deutschland und Österreich scheinen zurück ins Mittelalter zu wollen und künftig Kopfgelder auf alle Bären auszusetzen", kritisierte Alessandro de Guelmi, leitender Veterinär des WWF in Italien. Italienische Tierschützer und Politiker sind inzwischen so verärgert über Brunos Tötung, dass sie den Abschuss in Brüssel auf die politische Tagesordnung bringen wollen. Auch in zahllosen Leserbriefen und Internetforen machen Tierfreunde und erschütterte BürgerInnen ihrer Empörung Luft. Einige gehen noch einen Schritt weiter: Bei Polizei und Staatsanwaltschaft lägen bereits "eine Vielzahl" von Strafanzeigen vor, so der Leitende Münchner Oberstaatsanwalt, "Anzeigen kommen laufend, bei uns sind es jetzt 15." Diese richteten sich entweder direkt gegen den bayerischen Umweltminister, der den Bären zum Abschuss freigegeben hatte, oder gegen die beteiligten Todesschützen.

Nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft will die Behörde die kommenden beiden Wochen klären, ob nach dem Abschuss ein sogenannter Anfangsverdacht für ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegeben ist. Dabei prüfe man, ob die Abschussgenehmigung formal in Ordnung gewesen sei und "ob die Genehmigung veranlasst war", so der Staatsanwalt. Entscheidend sei demnach, von welcher Gefährdungslage durch den mutmaßlichen "Problem- und Risikobären" die Behörden ausgehen mussten.

Sogar der alles andere als tierfreundliche "Deutsche Jagdschutz-Verband" (DJV) gab den Behörden die Schuld. Der Braunbär sei von einem "staatlich beauftragten Sicherheitsteam des Landratsamtes Miesbach" und nicht von Privatjägern getötet worden, betonte der Verband. Auch die Jägerschaft habe sich frühzeitig vom Abschuss eines geschützten Braunbären distanziert, der in Deutschland überhaupt nicht gejagt werden dürfe, so der DJV-Präsident.

Ralph Chaloupek, Sprecher der "StudentInnen für Tierrechte" und Mitarbeiter des VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN, zur Causa Bruno:
"150 Jahre, nachdem die letzten Bären dort ausgerottet wurden, taucht erstmals wieder ein Bär in Deutschland auf. Nach einer von Pannen und Inkompetenz geprägten Bären-Fang-Kampagne wird das mühsam und aufwändig in Süditalien angesiedelte Wildtier in Deutschland kurzerhand erschossen - und das, obwohl auch für einen Problembären, der in Freiheit belassen mittel- und langfristig ein Risiko für die Bevölkerung darstellen hätte können, genügend wildtiergerechte Unterbringungsmöglichkeiten und eine bärenwürdige, adäquate Lebensperspektive zur Verfügung gestanden wären: mehrere Tierschutz- und Umweltschutzorganisationen verfügen über Bärenparks bzw. weiträumige Reservate, wo eine dauerhafte Unterbringung überhaupt kein Problem gewesen wäre.

Während Medien und eine zunehmend sich formierende "Bruno-Verwertungsindustrie" mit dem Schicksal des Bären ihre lukrativen Geschäfte machten, war schon bald für eine friedfertige, unblutige Lösung der Problematik kein Geld mehr vorhanden - Tiroler und bayerische Politiker überboten sich in einer mitleidlosen Bärenausrottungspolitik.

Noch bevor Bruno wirklich zum Abschuss freigegeben worden war, wurde er von einem staatlich beauftragten Exekutionskommando brutal hingerichtet. Es mutet schon sehr merkwürdig an, dass ein Tier zunächst über viele Wochen hinweg und mit beträchtlichem technischen und finanziellen Aufwand nicht eingefangen werden kann, kaum zum Abschuss freigegeben bzw. sogar noch vor dem wirklichen Inkrafttreten des Tötungsbefehls aber von eiskalten, staatlich beauftragten Bärenkillern binnen kürzester Zeit in vorauseilendem Gehorsam umgebracht wird.

Es stellt sich die Frage, ob auch West- und Mitteleuropa bzw. hiesige Staaten reif dafür sind, in diesen Breiten längst ausgerottete Wildtiere wieder in ihren Wäldern und Naturlandschaften zu akzeptieren, oder ob wir eine sterile, künstlich aufrechterhaltene, letztlich unvollständige und kranke Natur weiterhin forcieren und beibehalten wollen.

Ein neues, modernes, zu einem zeitgemäßen Selbstverständnis und einer umfassenden Humanität erwachtes Europa jedenfalls sollte auch Platz für Bären, Wölfe und andere längst vergessen geglaubte Zuwanderer haben!", so der Sprecher der StudentInnen für Tierrechte.

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