Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (21.12.2012)
Wien, am 21.12.2012Jagdskandale in Österreich: Akzeptanz der Jagd am Tiefpunkt
Korruption, Jagdunfälle, Abschüsse gezüchteter Tiere und viel Jägerlatein prägen das Bild der Jagd in der Öffentlichkeit.
Nach dem Skandal um den Abschuss 10.000er vorsätzlich ausgesetzter Hochbrut-Flugenten im Burgenland (der VGT berichtete) fielen medial die österreichischen JägerInnen im Herbst dieses Jahres mehrfach durch Berichte über Jagdunfälle und extreme Tierquälerei auf:
Im Oktober dieses Jahres hat ein besonders brutaler Jäger seinen Hund auf einen geschwächten Rehbock gehetzt, welcher bereits in einen Privatgarten geflohen war. Nachdem es dem Braunauer Jäger nicht gelang den Rehbock mit seinem Revolver zu erschießen, zuckte er sein Taschenmesser und versuchte dem Tier die Kehle aufzuschlitzen. "Weil die Klinge offensichtlich stumpf war, musste der Mann mehrmals ansetzen bis der qualvoll röchelnde Boch schließlich tot war", berichtet orf.at.
Ebenfalls im Bezirk Braunau wurde im November ein ziviler Spaziergänger bei einer Treibjagd von blind um sich schießenden JägerInnen mit Schrotkugeln getroffen.
Mitte November schoss sich ein Weinviertler Jäger selbst in die eigene Hand, bei einer Wildschweinjagd im oberösterreichischen Rohrbach erschoss ein Jäger "irrtümlich" ein Pferd und Ende November verwechselte ein Linzer Jäger einen seiner Jagdkameraden mit einem Hasen.
Im niederösterreichischen Purkersdorf hat bei einer Treibjagd auf Wildschweine ebenfalls ein Schütze einen seiner Kollegen angeschossen; Ebenfalls Anfang Dezember hat in Leibnitz (Steiermark) ein Schütze einen seiner Kollegen mit einem Hasen verwechselt und ihn direkt in den Brustkorb geschossen.
120.000 JagdkartenbesitzerInnen (also nur 1,4% der Bevölkerung!) erschossen im Jagdjahr 2011/2012 insgesamt 823.000 Wildtiere. Wie viele jedoch angeschossen und schwer verletzt entkommen konnten wird statistisch nicht erfasst.
Das jüngste uns bekannt gewordene Opfer der Jagd ist ein Reh, welches im Stadtgebiet Salzburg während einer Gemeinschaftsjagd im Ortsteil Liefering von einem besonders unfähigen Jäger in die Hüfte angeschossen wurde. Das schwer verletzte Tier konnte sich unter Aufbringung der letzten Kräfte noch unter Angst und großen Schmerzen aus dem Jagdgebiet wegschleppen. Mitten in der friedlich vor sich hin fließenden Glan brach es aber aufgrund innerer Blutungen erschöpft zusammen. Da es weder von den JägerInnen ordnungsgemäß nachgesucht, noch rechtzeitig von PassantInnen entdeckt wurde, starb das Reh einen qualvollen Tod im eisigen Fluss.
VGT-MitarbeiterInnen haben zufällig am Tag nach der Jagd das tote Tier im Fluss entdeckt und im Namen des VGT Anzeige gegen die Jagdgemeinschaft erstattet.
Neben einem Alkoholverbot für Schützen, einem Einspruchsrecht für Grundbesitzer gegen die Zwangsbejagung sowie einem Verbot der Jagd auf ausgesetzte Tiere fordert der Verein gegen Tierfabriken ein generelles Verbot der vom Tierschutzgesetz ausgenommenen Jagd.