Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.11.2013)
Wien, am 29.11.2013Jagd: Durchgeknallte Tierquälerei das ganze Jahr
Tägliche Medienberichte über Jagdunfälle weisen darauf hin: Die Jagdsaison ist wieder eröffnet. Nicht nur am Land, auch in urbanen Grünflächen werden Tiere massakriert. Den Jägerinnen und Jägern geht es dabei nur um Trophäen. Das Tierschutzgesetz gilt für sie nicht.
Das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet auf Wiener Landesfläche ist der ,,Lainzer Tiergarten" mit knapp 2.500 Hektar. Unzählige Natur-, Sport- und Tierfreunde schätzen dieses Naherholungsgebiet und erfreuen sich inmitten der Bundeshauptstadt über diese mit Tieren bevölkerten Wald- und Wiesenflächen. ,,Unberührte Natur" ist der Lainzer Tiergarten jedoch keineswegs: In zahlreichen voneinander abgegrenzten Jagdgattern werden über das ganze Jahr gezielt verschiedenste jagdbare Wildtierarten gezüchtet, vermehrt und hochgemästet. Die unzähligen, wohlweislich gut versteckten Futterstellen sorgen für eine extrem unnatürlich hohe Wilddichte, was sich an kaum übersehbaren Flurschäden, wie aufgegrabenen Böden oder verbissenen Bäumen, zeigt. Doch bereits in den Sommermonaten weisen vereinzelte Schüssen in der Morgendämmerung auf die wahre Nutzung dieses traditionellen Jagdgatters hin. Der jagdliche Höhepunkt sind jedoch die profitablen Treiobjagden für die 90% des Lainzer Tiergartens unter dem falschen Vorwand der ,,Winterruhe" für die Öffentlichkeit absolut gesperrt wird. An diesen Wochenenden lassen sich sich zahlungskräftige Schützen von Chaffeuren zu den Hochsitzen fahren und von städtischen Mitarbeitern der MA49 das Wild vor die Flinte treiben. 2011 gelang folgendes Video an die Öffentlichkeit.
Noch schlimmer geht es im Eisenstädter ,,Esterhazy Tiergarten" zu: Gut 1.200 Hektar sind das ganze Jahr für die Bevölkerung gesperrt. Von der Öffentlichkeit unbemerkt wird dort siloweise Futter gelagert um den Wildbestand maximal hoch zu halten. Die Werbebroschüre wirbt mit ,,international gesehen stärksten Trophäen", für die entsprechende Abschussprämien zu zahlen sind. So ist den Schützen eine CIC-Goldene Hirschtrophäe beispielsweise bescheidene EUR 19.900,00 wert. die Abschusstaxenliste bemerkt, dass auch für angeschossenes Wild 30% des geschätzten Wertes zu bezahlen sind.
In symbiotischer Einheit profitieren so Jagdpächter und Grundstücksbesitzer. Einzig die Tiere bezahlen mit Blut.
Doch die Jägerschaft treibt auch abseits der aristokratischen Treibjagden ihr Unwesen: Die Jagd ist vom Tierschutzgesetz ohnehin schon ausgenommen, doch auch an das Artenschutzgesetz oder an Schonzeiten will man sich nicht so recht halten. So zeigen sich JägerInnen stets bemüht ihre ,,natürlichen" Konkurrenten, das sog. Raubwild, wie Fuchs- oder Greifvögel, auszurotten: Zu diesem Zweck kommt es schon mal vor, dass Bussarde und Adler mit dem verbotenen Nervengift Carbofuran vergiftet oder durch auf Eisenbahnschienen ausgelegte Kadaver vor einen fahrenden Zug gelockt werden. Marder, aber auch Hauskatzen werden mit giftpräparierten Enteneiern getötet. Wenn der Finger juckt wird auch vor der Tötung schwangerer Tiere nicht zurückgeschreckt.
In Kombination mit dem leider allzu oft konsumierten Alkohol und den zahlreichen Jagdunfällen bei denen oft nicht nur Jäger, sondern auch unschuldige PassantInnen zu Opfern werden, ist eine Transformation der bisher neun unterschiedlichen Landesjagdgesetze in ein modernes Bundesjagdgesetz längst überfällig. Wie für alle WaffenhalterInnen sollten auch für JägerInnen ein absolutes Alkoholverbot und ein Psychotest vorgeschrieben werden. Jagd zur reinen Belustigung auf gezüchtete Tiere sollte grundsätzlich verboten werden. Derzeit kann im Rahmen der Jagd zu keiner Tierquälerei im Sinne des Tierschutzgesetzes kommen. Das widerspricht nicht nur dem Empfinden der Bevölkerungsmehrheit, sondern entbehrt auch jeder Vernunft. Daher muss auch die Jagd endlich vom Tierschutzgesetz erfasst und streng reguliert werden.
Terminhinweis:
Der KRONE-Karikaturist Bruno Haberzettl stellt sein neues Buch ,,Brunos Jagdfieber" vor. Neben dem Autor sind VertreterInnen des Wiener Tierschutzverein, des Österreichischen Tierschutzvereins, der Vier Pfoten (angefragt) und des Verein gegen Tierfabriken anwesend.
- Wann: Samstag, dem 30.11.2013 ab 16:00
- Wo: Buchhandlung MORAWA, 1010 Wien, Wollzeile 11
Mehr Infos finden Sie unter: tinyurl.com/nqy79f3