Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.03.2015)
Wien, am 19.03.2015HEUTE: Buchlesung des VGT-Obmanns an der Veterinäruni Wien
Unermüdlich tourte Martin Balluch in den letzten Tagen mit seinen Lesungen durch Deutschland
Friederike Schmitz von der Uni Berlin hat im renommierten Suhrkamp Wissenschaftsverlag 2014 eine Sammlung grundlegender Texte zur Tierethik herausgegeben. Das sehr empfehlenswerte Buch fasst die wesentlichen Zugänge zu Tierschutz und Tierrechten zusammen - aber Autonomie von Tieren kommt darin nicht vor. Weitgehend wird sogar in tierschutzaffinen Kreisen davon ausgegangen, dass Tiere nicht im eigentlichen Sinne freie Entscheidungen treffen können. Sicherlich, sie können fühlen, aber nur auf Basis ihrer Affekte handeln, anstelle selbst zu entscheiden, wie Menschen. Doch genau dagegen wendet sich Martin Balluch in seinem neuen Buch "Der Hund und sein Philosoph". Auf Basis der engen Beziehung zu seinem Hund entwickelt er emotional nachvollziehbar und wissenschaftlich untermauert die These von der Tierautonomie. Ein völlig neuer Zugang zur Tierethik tut sich dadurch auf.
Bei seinen Vorträgen in Deutschland fand in Berlin auch eine Diskussion mit Friederike Schmitz statt. Sie zeigte sich der Tierautonomie gegenüber aufgeschlossen, fürchtete aber, dass Kant für seinen Autonomiebegriff auch die rationale Reflexion über die Verallgemeinerbarkeit der Begründung für selbstgewählte Zwecke voraussetzt, was Tiere nicht leisten könnten. Balluch hielt dagegen, dass für Kant diese Voraussetzung nicht Teil seiner Definition, sondern Teil seiner Schlussfolgerung aus der Prämisse sei, dass Vernunft entweder ganz oder gar nicht vorhanden wäre. Das widerspreche aber der Evolution. Zentral für die autonome Entscheidung sei nur das Setzen eigener Zwecke nach einer bewussten Reflexion, die keine Allgemeingültigkeit beanspruchen würde. Es reiche, einfach bewusst zu entscheiden und für sich slbst ausreichend Gründe dafür zu haben. Dadurch müsse bei Kant zwischen Subjekten und Objekten der Moral unterschieden werden, also zwischen jenen Wesen, die zur Einhaltung des kategorischen Imperativs verpflichtet sind, und jenen Wesen, die lediglich moralische Rechte bekommen, aber keine Pflichten übernehmen müssen, weil sie dafür nicht ausreichend reflektieren können. Die Diskussion in Berlin zu diesen Fragen sollte letztlich über 4 Stunden dauern.
An dieser Stelle vielen Dank an die Gruppe Tierrechtstheorie Berlin, die die Buchlesungen in Deutschland organisiert hat!
Heute, Donnerstag 19. März 2015, findet um 19 Uhr im Hörsaal M der Veterinäruni Wien eine weitere Lesung des Buches von Martin Balluch statt. Im Vorfeld waren GegnerInnen dieser Veranstaltung am Unicampus unterwegs gewesen und hatten die Ankündigungsplakate entfernt. Man darf daher gespannt sein, ob es bei der an die Lesung anschließenden Diskussion zu einem Meinungsaustausch kommen wird, oder ob diese GegnerInnen lieber solche Veranstaltungen lediglich zu behindern versuchen, nicht aber sich einer Diskussion zu stellen trauen.