Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (27.10.2020)
Burgenland, am 27.10.2020Burgenland Gatterjagd: VGT antwortet SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst
Auf telefonische und elektronische Anfragen des VGT ist niemand in der SPÖ-Burgenland bereit, den VGT zum Thema Gatterjagd zu treffen oder wenigstens per Email zu reagieren
Das Spielchen, sich vollständig jeder öffentlichen Diskussion zu entziehen und der sachlich fundierten Kritik des VGT auszuweichen, kennen wir in Sachen Vollspaltenboden für Schweine von der ÖVP. Beim Vorhaben, das 2017 von der SPÖ im Burgenland beschlossene Gatterjagdverbot jetzt wieder aufzuheben, handelt die SPÖ-Regierung aber plötzlich genau so! Sämtliche Anfragen des VGT an die Mitglieder der Landesregierung bleiben unbeantwortet und niemand von der SPÖ ist bereit, mit dem VGT zu sprechen. Warum wohl? Klar ist, dass der VGT mit 5 Fachgutachten zum Thema und der Erfahrung von mehr als 100 Gatterjagden, die vom VGT dokumentiert worden sind, eine Expertise hat, die vermutlich bei der Landesregierung in dieser Frage nicht zu finden ist. Und klar ist auch, dass bei den Antworten der SPÖ-Regierung auf Anfragen aus der Bevölkerung zur geplanten Aufhebung des Gatterjagdverbots keine vernünftige, haltbare Begründung geliefert wird. So auch SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst, der dem VGT den Dialog verweigert, aber folgende „Argumente“ für die Aufhebung des Gatterjagdverbots der Bevölkerung gegenüber anführt:
Das Gatterjagdverbot sei nur „befristet“ gewesen. Was dieser Satz genau bedeuten soll, bleibt im Dunkeln. Meint Fürst die Übergangsfrist bis zur verpflichtenden Auflösung der Jagdgatter? Das ist jedenfalls keine Befristung des Gatterjagdverbots, sondern eine Befristung der noch bestehenden Jagdgatter, die jetzt von Fürst wieder aufgekündigt werden soll. Will Fürst die Menschen absichtlich verwirren?
Die Jagdgatter seien groß genug, sodass die Tiere gar nicht merken würden, eingesperrt zu sein. Diese Aussage entlarvt Fürst als jemanden, der von der Gatterjagd absolut gar nichts weiß. Faktum ist, dass der VGT bei ausnahmslos allen dokumentierten Gatterjagden immer filmen konnte, wie die Tiere den Zaun entlang zu flüchten versuchen. Und genau den Zaun entlang stehen auch die Jagdstände, um auf die Tiere zu ballern. Deshalb ist ja die Dokumentation der Gatterjagd von außerhalb des Jagdgatters möglich. Aber wenn die Tiere den Zaun entlang flüchten, dann wissen sie natürlich, dass sie eingesperrt sind. Abgesehen davon verhalten sich Wildschweinrudel bei Beschuss im Jagdgatter ganz anders als in Freiheit: sie drängen sich zusammen, statt in alle Himmelsrichtungen auseinander zu laufen. Und wenn Fürst meint, die Jagdgatter im Burgenland seien groß genug, so dass sie praktisch gar keine Gatter wären, dann könnten sie doch aufgelöst werden. Wozu einen Zaun, wenn er angeblich so weit weg ist, dass er gar nicht auffällt?
Die Jagd im Gatter sei eh nur an 5 Tagen im Jahr erlaubt. Falsch. Bewusst oder unbewusst erzählt Fürst hier einfach die Unwahrheit. Jagden auf bewegtes Wild sind nur an 5 Tagen im Jahr erlaubt, aber Ansitzjagden und Pirschjagden sind das ganz Jahr über möglich. Aber auch 5 ganztätige Treibjagden im umzäunten Gelände sind ein Alptraum für die dort befindlichen Tiere, eine 8 stündige Todesangst ohne Fluchtmöglichkeit. Abgesehen davon wird von der Landesregierung das Märchen verbreitet, dass keine Wildtiere für die Jagd in die Gatter gebracht werden dürfen. Auch das stimmt nicht. Es ist sehr wohl „zur Bestandsergänzung“ erlaubt, gezüchtete Wildtiere mit riesengroßen Geweihen ins Gatter zu bringen. Sie dürfen nur nicht sofort bejagt werden. Und Fürst und die SPÖ-Landesregierung bleiben schuldig zu erklären, wie das kontrolliert werden soll. Der VGT hat Verbringungen von Wildtieren um 2 Uhr früh ins Jagdgatter dokumentiert. Und wesentlich mehr Treibjagden pro Jahr als 5, auch bis nach Ende Jänner. Wie soll die Behörde so etwas kontrollieren?
Und Fürst betont, dass ja keine neuen Jagdgatter mehr errichtet werden dürfen. Da wird der Widerspruch deutlich. Wenn Jagdgatter eh so groß sind und kein Problem darstellen, und sowieso so wunderbar kontrolliert und so ein Paradies für Wildtiere, warum soll es nicht noch viel mehr Jagdgatter geben? Die Antwort ist einfach, wird aber von der Landesregierung wohlweislich verschwiegen: Die Gatterjagd ist nicht gut, das ist allen klar, deshalb soll es auch keine neuen Jagdgatter geben, aber dass die alten bestehen bleiben dürfen, ist dem Altadel und dem Großgrundbesitz ein sehr wichtiges Anliegen, und da will die SPÖ diesen Personen entgegen kommen, sicherlich, weil sie sich dafür auch ein Entgegenkommen erwartet. Darum geht es in Wahrheit.