Schmerzhafte Ferkelkastration: „Frankenstein“-Vorschläge statt sinnvoller Lösungen - vgt

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Schmerzhafte Ferkelkastration: „Frankenstein“-Vorschläge statt sinnvoller Lösungen

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.01.2021)

Deutschland, 15.01.2021

Deutsche Forschende präsentieren gentechnisch manipulierte männliche Schweine mit weiblichen Geschlechtsorganen als Lösung für die schmerzhafte Ferkelkastration. Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN lehnt dies entschieden ab!

So gut wie jedes männliche Schwein, das in Österreich in der Fleischproduktion gehalten wird, wurde als kleines Ferkel kastriert. Damit soll ein „störender“ Ebergeruch des Fleisches, den manche Tiere entwickeln, verhindert werden. Ohne Betäubung entfernen die Landwirte und Landwirtinnen die Hoden der wenige Tage alten Tiere. Diese Operation ist äußerst schmerzhaft und aus gutem Grund bei Hunden, Katzen & Co. sowie anderen Tieren in der Nutztierhaltung nicht ohne wirksame Betäubung und Schmerzausschaltung üblich bzw. erlaubt. Für die rund 2,5 Millionen männlicher Ferkel sehen das Tierschutzgesetz und seine Verordnungen jedoch kaum Schutz vor: Lediglich eine „Schmerzbehandlung“ ist vorgeschrieben.

Die „Schmerzbehandlung“ ist nicht ausreichend

Obwohl bereits umfassend anerkannt ist, dass die betäubungslose Kastration auch von erst wenige Tage alten Ferkeln extrem schmerzhaft ist (siehe u.a. diese Aussendung der EU-Kommission: https://ec.europa.eu/food/sites/food/files/animals/docs/aw_prac_farm_pigs_cast-alt_declaration_en.pdf), schreibt das österreichische Gesetz nur eine „Schmerzbehandlung“ vor (statt einer tatsächlichen „Schmerzausschaltung“). In der Praxis wird dies durch die Verabreichung eines Analgetikums umgesetzt. Der enorme Akutschmerz der Operation selbst kann mit diesen Schmerzmitteln jedoch keineswegs ausgeschaltet werden.

Gentechnik-Schweine mit „falschen“ Geschlechtsorganen

Ein Forschungsteam des Friedrich-Loeffler-Instituts in Deutschland hat nun gentechnisch veränderte Schweine gezüchtet, die trotz männlichem Chromosomensatz weibliche Geschlechtsorgane entwickeln (https://orf.at/stories/3196716/). Die Eber sollen äußerlich wie innerlich nicht von weiblichen Schweinen zu unterscheiden sein. Gesetzlich ist der Einsatz dieser Tiere in der Fleischproduktion jedoch verboten. Lena Remich vom VGT dazu: Es ist absolut unverständlich, warum nun auch noch gentechnisch manipulierte Schweine gezüchtet werden. Die Ferkelkastration ohne Betäubung ist nicht mehr zu akzeptieren. Jedoch gibt es weitaus sinnvollere Ansätze als die Gentechnik!

Alternativen zur schmerzhaften Kastration

• Eine naheliegende Alternative ist der Verzicht auf die Kastration und die daraus folgende Ebermast. Durch den Wegfall der schmerzhaften Kastration wird den Schweinen erhebliches Leid erspart. Jedoch müssen in der Eberhaltung Anpassungen im Platzangebot und der Gruppengröße der Tiere stattfinden, damit die Tiere sich nicht gegenseitig verletzen. Derzeit muss ein „schlachtreifes“ Schwein mit 100-110kg lediglich 0,7m² Platz zur Verfügung haben. Auch im Schlachtbetrieb werden Umstellungen nötig, um etwaige Tiere mit „Ebergeruch“ auszusortieren. Die Ebermast wird derzeit in Großbritannien und Irland flächendeckend eingesetzt (99% der Tiere; Spanien und Portugal 80%, Niederlande 60-75%).

• In Deutschland wurde die betäubungslose Kastration von Ferkeln mit Jahresbeginn verboten. Der Einsatz von Betäubungsmitteln wie die Inhalationsnarkose mit Isofluran ist am weitesten verbreitet. Durch die Narkose wird der Akutschmerz der Kastration wirksam ausgeschaltet. Tierschützer:innen weisen jedoch auf die Gefahren des Einsatzes von Narkosemitteln durch Landwirt:innen als veterinärmedizinische Lai:innen hin. Es wird eine erhöhte Sterblichkeitsrate durch nicht sachgemäße Betäubung befürchtet. Zudem ist Isofluran ein klimaschädliches Gas. Dennoch ist der Einsatz dieser Alternative u.a. in der Schweiz erprobt.

• Die derzeit sinnvollste Lösung als Kompromiss zwischen Tierschutz und Fleischindustrie ist aus Sicht des VGT die Immunokastration. Dabei werden den männlichen Schweinen zweimal bestimmte Antikörper verabreicht, die die Entwicklung der männlichen Sexualhormone hemmt. Eine Operation wird damit überflüssig. In Australien und Neuseeland wird diese Methode bereits seit 1998 erfolgreich eingesetzt. Von der Schweine-Industrie heißt es, dass die Konsument:innen eine Immunokastration ablehnen, jedoch liegen dafür keine brauchbaren Belege vor. Vielmehr ist den meisten Menschen nicht klar, dass Ferkel überhaupt kastriert werden. Mögliche Akzeptanzprobleme können durch entsprechende Aufklärungsarbeit durch die Branche jedenfalls einfach überwunden werden.

VGT-Aktivistin Lena Remich: Ferkel werden kastriert, weil Menschen offenbar nicht mögen, wie Schweine nunmal „natürlich“ riechen und schmecken. Diese Vorlieben rechtfertigen keinesfalls das enorme Leid, das durch eine schmerzhafte Kastration mehr als 2 Millionen Ferkeln jedes Jahr angetan wird. Es ist höchste Zeit, dass die österreichische Politik und die Schweinebranche aktiv werden und Alternativen endlich flächendeckend umsetzen!

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