Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30.11.2021)
Wien, am 30.11.2021Heute vor 23 Jahren schloss die letzte Pelzfarm Österreichs für immer ihre Pforten!
Mit diesem weltweit ersten Pelzfarmverbot war Österreich Vorreiter – heute gibt es in Europa 17 Pelzfarmverbote, 2 Länder ohne Pelzfarmen und 6 weitere mit baldigen Verbotsbeschlüssen. VGT feiert mit Online-Aktivismus
In Österreich war Tierschutz noch Ländersache, als in den 1990er Jahren sukzessive Pelzfarmverbote erlassen wurden. Nur in Niederösterreich gab es noch 2 Pelzfarmen mit Nerzen, die unbedingt weitermachen wollten. Eine Besetzung des Büros vom damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll in St. Pölten durch den VGT am 10. Februar 1998 führte aber zu Verhandlungen und einem Landtagsbeschluss für ein nö Pelzfarmverbot nur 7 Tage später. Diesem Verbot lag eine Vereinbarung des letzten österreichischen Pelzfarmers mit dem Land NÖ zugrunde, in dem dieser garantierte, in Österreich in Zukunft weder Pelztiere zu züchten, noch sein Wissen darüber weiterzugeben. Dafür erhielt er einige Millionen Schilling an Kompensation. Am 30. November 1998 schloss auch seine Pelzfarm in Au bei Heidenreichstein im Waldviertel, als letzte Österreichs, für immer ihre Pforten. Österreich war damit das allererste Land der Welt mit einem Pelzfarmverbot.
Erst 2004 folgte England zusammen mit Schottland, Wales und Nordirland. Dann ging es Schlag auf Schlag. Heute gibt es Pelzfarmverbote in 17 Ländern Europas und in 6 weiteren sind entsprechende Verbotsgesetze mit guter Aussicht auf Erfolg in den Parlamenten. Zusätzlich haben Deutschland und die Schweiz ihre Pelzfarmen ohne Verbot bereits geschlossen. In 5 weiteren Ländern Europas, darunter dem weltgrößten Pelzproduzenten Dänemark, gibt es Teilverbote. In Dänemark sind allerdings momentan coronabedingt alle Pelzfarmen leer und verwaist. Es besteht also die gute Chance, dass auch dort ein Pelzfarmverbot folgt. Bis zu einem EU-weiten Verbot kann es nicht mehr lange dauern. Österreich war, dank seiner sehr aktiven Tierschutzszene, der Auslöser dieser Entwicklung.
VGT-Obmann Martin Balluch war von Anfang an dabei: In den 1990er Jahren waren wir in Österreich sehr aktiv gegen die Pelzfarmen. Wir haben nicht nur die grauenhaften Zustände dokumentiert und der Öffentlichkeit vor Augen geführt, sondern auch Pelzfarmen besetzt und zusammen mit Journalist:innen offene Befreiungsaktionen durchgeführt. Aber erst die Besetzung des Büros des damaligen NÖ Landeshauptmanns Pröll führte zum Erfolg. Pröll sprach während der Besetzung mit mir, ließ sich Fotos aus den Pelzfarmen zeigen und kündigte sofort ein Verbot an. Heute würden Politiker:innen niemals mehr so reagieren, wenn ich mir die Landwirtschaftsministerin Köstinger in Sachen Vollspaltenbodenverbot z.B. anschaue. Die mauert stur, egal was passiert. Pröll hatte 1998 die Größe, sofort zu handeln. Und mit dem weltweit ersten Pelzfarmverbot wurde nicht nur der Grundstein für ein im internationalen Vergleich recht gutes Bundestierschutzgesetz gelegt, sondern auch die Serie von Pelzfarmverboten in Europa angestoßen. Heute bedarf unser 16 Jahre altes Tierschutzgesetz einiger Verbesserungen. So ist ein Verbot des Vollspaltenbodens in der Schweinehaltung unbedingt notwendig. Die Regierung könnte sich an Pröll ein Beispiel nehmen und endlich Verantwortung übernehmen und ein Verbot aussprechen.
Heute, 23 Jahre nach dem Schließen der letzten Pelzfarm, feiert der VGT diesen historischen Tierschutz-Tag mit einer Online-Aktion. Tierschützer:innen haben in Statements ihre Gedanken zum Thema Tierpelz zusammengetragen, der VGT veröfffentlicht diese in einer Galerie:
(alle Fotos honorarfrei zum Download, Copyright: VGT.at)