

Stadt Salzburg lässt Stadttauben verhungern – und lehnt einzige Lösung ab
Geplantes Taubenhaus wird von ÖVP-Vizebürgermeister Kreibich blockiert. Tierschützer:innen, die Nothilfe leisten, werden kriminalisiert
Es ist kaum zu fassen: Die Stadt Salzburg hat den Bau des bereits geplanten Taubenhauses nach dem Augsburger Modell im März 2025 erneut verworfen. Und das, obwohl ein Standort bereits festgelegt war und die FH Puch/Urstein ihre Unterstützung bei der Erstellung von Entwürfen zugesagt hatte. Die Entscheidung, das geplante Taubenhaus nicht zu realisieren, wurde von Vizebürgermeister Florian Kreibich (ÖVP) und dem städtischen Veterinäramt getroffen. Die schwache Begründung: zu hoher Aufwand, zu hohe Kosten, zu viele offene Fragen.
Doch damit nicht genug: Die Stadt kriminalisiert Menschen, die Tauben füttern und verschuldet so tausendfaches Tierleid durch Verhungern der Tauben. Stadttauben stammen überwiegend von ehemaligen Haus-, Brief- und Hochzeitstauben ab. Sie sind verwilderte Haustiere, keine Wildtiere, und sind auf die Versorgung durch den Menschen angewiesen. Seit März wird nun mit harten Strafen gegen die Menschen vorgegangen, die aus Mitgefühl die hungrigen Tauben füttern. Wer erwischt wird, muss mit hohen Bußgeldern und für den Fall, dass die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird, mit zwei Jahren Gefängnis rechnen – und das, obwohl die Stadt selbst keinerlei adäquate Versorgungslösung bietet. Im Klartext bedeutet das: Die Stadt nimmt in Kauf, dass die Tauben leiden und qualvoll verhungern. Und das, obwohl das Verhungernlassen von Tieren wiederum ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ist.
In der medialen Debatte wurden zudem von der Stadt Salzburg falsche Zahlen zum Taubenmodell in Augsburg verbreitet, die unter Tierschützer:innen als erfolgreiches Pilotmodell gilt. 300.000 Euro, hieß es vom Leiter der zuständigen Abteilung der Stadtverwaltung, würden allein die Reinigung und Abfallbeseitigung bei den Taubenschlägen in Augsburg kosten – in Wahrheit stellt die Stadt Augsburg für das gesamte Taubenprojekt 65.000 bis 85.000 Euro pro Jahr zur Verfügung, wie eine Verantwortliche des Projekts auf Nachfrage bekannt gibt. Die Kosten für Logistik, die auch Reinigung und Entsorgung beinhalten, verbrauchen dabei ca. die Hälfte der zur Verfügung gestellten Mittel, also nur zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Davon beträgt die Entsorgung nur wenige tausend Euro – für 13 Taubenschläge. Währenddessen verweigert die Stadt Salzburg sogar ein einziges Taubenhaus, das offensichtlich nur einen Bruchteil der oben genannten Summen jährlich kosten würde. In Augsburg wird die Arbeit auch nicht zu 100 % von Ehrenamtlichen erledigt, angestellte Fachkräfte stellen eine zuverlässige und durchgehende Betreuung sicher. Seit dem Bestehen dieser Lösung blieb der Taubenbestand in Augsburg durchgehend stabil und wuchs nicht weiter an.
Die Lösung für das ewige Leid der Tauben in der Stadt Salzburg wäre so einfach: Ein betreutes Taubenhaus und Taubenschläge in den betroffenen Stadtteilen würden Abhilfe schaffen können – mit kontrollierter Fütterung und tierschutzgerechtem Eieraustausch. Dadurch wird der Bestand effektiv, aber auch tierfreundlich reguliert. Einmal an das Taubenhaus gewöhnt, verbleiben die Tauben ca. 90 % des Tages dort und setzen auch ihren Kot dort ab. Werden Tauben artgerecht gefüttert, ist ihr Kot fest und könnte sogar als Dünger verwendet werden. Hungern die Tauben, scheiden sie schmierigen Hungerkot aus, wodurch auch hohe Kosten entstehen, die vermeidbar wären. All diese Fakten scheinen der Stadt Salzburg gleichgültig zu sein!
Tierschutzorganisationen wie der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN und die ARGE Stadttauben Salzburg stehen seit Jahren im Dialog mit der Stadt – ohne Erfolg. Statt Verantwortung zu übernehmen, zieht man sich zurück oder schiebt die Verantwortung ab.
Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer, ehem. Tierarzt und Amtstierarzt, zur Salzburger Taubensituation: Es ist aus tierethischer Sicht völlig inakzeptabel, ein Fütterungsverbot für Tauben zu verhängen, anstatt endlich ein zeitgemäßes, mitfühlendes, evidenzbasiertes und international erfolgreiches Taubenschutzkonzept nach dem Vorbild des Augsburger Modells umzusetzen.
Georg Prinz, VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN: Während die zuständige Abteilung der Stadt Salzburg weiter Falschinformationen streut und dadurch eine konstruktive Lösung schlecht macht, kämpfen abgemagerte Tauben verzweifelt um jeden Brösel auf den Straßen. Und das, obwohl es eine einfache Lösung gäbe: betreute Fütterungsplätze und ein Taubenhaus mit artgerechter Versorgung. Dadurch wäre den Tieren geholfen, aber auch Verschmutzungen würden zurückgehen. Doch offenbar fehlt der Wille, diese Win-Win Lösung umzusetzen. Dieses Versagen ist beschämend – und nicht länger hinnehmbar. Die Stadt Salzburg muss JETZT zum Wohl der Tiere handeln!