Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (04.12.2015)
Wien, am 04.12.2015Tierversuche: Krampus ermahnt Wissenschaftsminister
Rund 40 AktivistInnen des VGT besuchten als Versuchstiere und Krampus verkleidet das Wissenschaftsministerium
Am Freitag Vormittag erinnerten TierschützerInnen in einer Mahnwache an die Opfer sinnloser Tierversuche. Während als Versuchstiere verkleidete AktivistInnen Schilder mit traurigen Fakten und verzweifelten Appellen hoch hielten, kam ihnen der Krampus zur Hilfe. Ein falscher Minister machte sich mit einer großen Spritze an einem Stoffkaninchen zu schaffen bis der Krampus ihn aufscheuchte und mit seiner Rute umher jagte. Zwischendurch wurden über ein Megaphon die momentane Lage beschrieben und die Forderungen der TierschützerInnen vorgetragen.
Bis Ende 2015 muss Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner den finalen Kriterienkatalog für die ethische Überprüfung von Tierversuchsanträgen als Verordnung beschlossen haben. Das Ministerium hat drei Jahre lang ein Team von WissenschaftlerInnen vom Messerli-Forschungsinstitut bezahlt, um einen entsprechenden Fragenkatalog zu entwickeln. In Abstimmung mit Wissenschaft, Verwaltung und Tierschutz erarbeitete dieses ExpertInnenteam einen Fragenkatalog, der 100 Fragen umfasste. Er wog unabhängig von subjektiven Meinungen der Prüfenden Personen anhand eines numerischen Systems Zweck, Ausmaß des verursachten Tierleids und Erfolgswahrscheinlichkeit von Tierversuchsanträgen gegen einander ab.
Leider hat das Ministerium dann aber statt diesem gut ausgereiften Kriterienkatalog im Oktober einen völlig anderen, minimalistischen Fragenkatalog mit nur 9 Fragen zur Begutachtung veröffentlicht. VertreterInnen aus der Tierversuchsindustrie loben diesen unerwarteten Vorschlag als große Errungenschaft. Aus kritischen Wissenschafts- und Tierschutzkreisen wird er allerdings als herber Rückschlag aufgenommen. In der Praxis könnten damit unmöglich Tierversuchsanträge aus ethischen Gründen abgelehnt werden. Mehrere Stellungnahmen stellen fest, dass der Verordnungsentwurf weder mit der EU-Vorgabe noch mit dem österreichischen Tierschutzgesetz vereinbar wäre. Nach Einreichung von hunderten vielfach sehr kritischen Stellungnahmen ist die Begutachtungsfrist nun zu Ende und der Minister muss unter Berücksichtigung der vielen Rückmeldungen eine tatsächlich umzusetzende Verordnung beschließen.
Franz Gratzer vom Verein Gegen Tierfabriken betont: "Wir ÖsterreicherInnen können nur noch jetzt im Dezember Minister Reinhold Mitterlehner überzeugen eine Verordnung zu erlassen, die es tatsächlich erlaubt, dass Tierversuchsanträge aus objektiven ethischen Erwägungen abgelehnt werden." Diesen mehrheitlichen Wunsch belegt auch eine repräsentative IFES-Umfrage aus dem Jahr 2012 sehr deutlich.
Der VGT wird in den nächsten Wochen verstärkt versuchen möglichst viele Menschen zu motivieren dem Minister ihre Meinung mitzuteilen. Es werden Postkarten mit vor-ausgefüllten Texten verteilt, die nur noch unterschrieben und frankiert abgesendet werden müssen. Menschen, die lieber elektronisch kommunizieren, finden unter vgt.at/tierversuche einen Textvorschlag und Kontaktinformationen.
Dienstag werden fünf Minuten vor zwölf Uhr mittags zahlreiche Stofftiere zu einem kurz entrollten Protestbanner am Stephansplatz „springen“. Wer den Flashmob unterstützen will, ist herzlich eingeladen um etwa 11:30 Uhr mit einem (oder mehreren) Stofftieren auf den Stephansplatz zu kommen und nach einem Countdown zugleich mit allen anderen sein Kuscheltier zum Banner zu werfen.
Aktivist Gratzer abschließend: "Machen wir den unzähligen betroffenen Tieren ein Weihnachtsgeschenk: Treten wir dafür ein, dass sie künftig wenigstens nicht mehr in unethischen Tierversuchen leiden und sterben müssen!"