Nein zu Feuerwerken! So leiden Tiere zu Silvester - vgt

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Nein zu Feuerwerken! So leiden Tiere zu Silvester

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.12.2019)

Wien, 20.12.2019

VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN befragte Tierheime, Lebenshöfe und private Tierhalter_innen nach ihren Erfahrungen mit Feuerwerken zum Jahreswechsel.

In weniger als zwei Wochen wird das neue Jahr vielerorts durch Raketen und Feuerwerke eingeläutet werden. Mehr und mehr Menschen ist jedoch bewusst, welchen Schaden die Silvesterknallerei in der Tier- und Umwelt anrichtet. Viele verzichten auf das Privatfeuerwerk – ganze Städte veranstalten lieber Lichter- und Lasershows statt öffentlicher Pyrotechnik (z.B. Graz). Der VGT hat einige private Hundehalter_innen, Tierheime sowie Wilditer-Auffangstationen in ganz Österreich nach ihren Erfahrungen zu den Lärmereignissen rund um die Silvesternacht befragt.

Hundehalterin in Wien berichtet

Bereits drei Hunde durften bei Paula aus Wien leben – alle gerettet, weil sie sonst kein Zuhause hatten. Der Jahreswechsel sei dabei schon immer besonders dramatisch und stressig gewesen, berichtet die Wienerin. Zum Beispiel war Cecky ein Jagdhund, der ausgesetzt wurde, vermutlich weil er nicht „schussfest“ war. (Jagd- Dienst- und Schutzhunden wird angelernt, nicht ihrer Natur gemäß auf plötzliche, laute Geräusche zu reagieren, um bei Jagden nicht reißaus zu nehmen. Dafür werden sie schon von klein auf mit Schreckgeräuschen konfrontiert.) Als er das erste Mal geröntgt wurde, sahen wir, dass sein Körper voller Bleischrot war. Kein Wunder, dass er zu einem Nervenbündel wurde, sobald das Böllern losging. Jetzt gerade, als ich dieses Interview mache, höre ich Böllern hier in Wien 1020 und es ist erst der 15. Dezember!

Horrornacht für viele Tierheime und Lebenshöfe

Während private Halter_innen meist nur wenige Tiere beruhigen müssen, sieht die Lage in Tierheimen und Lebenshöfen oft anders auch. Das Tierparadies Schabenreith betreut etliche gerettete Hunde, Katzen, Schweine und auch Wildtiere wie Rehe und diverse Vogelarten – die Zeit um Silvester gehört dabei zur stressigsten des Jahres. Besonders die Tierrettung des Lebenshofs wird in den ersten Jännertagen nach Silvester häufiger als sonst benötigt, da viele entlaufene Hunde wieder nachhause gebracht werden müssen. Besonders dramatische Zustände spielten sich 2017/2018 in der Nähe des Tierheims des Wiener Tierschutz Vereins (WTV) ab. Mehrmals in der Nacht wurden dort Feuerwerkskörper in der unmittelbaren Umgebung des Tierheims abgeschossen. Besonders schade seien die Rückschritte im Training mit ohnehin schon verängstigten und traumatisierten Hunden nach dem 31. Dezember, berichtet der WTV. Schlimme Erlebnisse gab es auch schon im Tierheim des Tierschutzvereins Tirol, wo sich im letzten Jahr ein Kaninchen in Panik sogar das Hinterbein verletzte, nachdem Jugendliche ein (illegales) Feuerwerk auf dem Tierheimparkplatz veranstaltet hatten.

Zur Petition

Knallerei außerhalb von Ortschaften – Albtraum für Wildtiere

Das österreichische Pyrotechnikgesetz verbietet grundsätzlich das Abfeuern von Feuerwerken in Ortschaften (wobei Ausnahmen erlassen werden können). Viele Menschen zieht es deshalb aufs Land, um dort ihre Raketen abzuschießen. Davon sind dann nicht nur häufig abgelegene Tierheime, sondern insbesondere auch Wildtiere betroffen. In einer niederländischen Studie1 wurde bereits vor mehr als 10 Jahren dokumentiert, wie panisch Wildvögel auf die Silvesterknallerei reagieren. Aus der Nachtruhe wachgerissen, fliege, sie verwirrt und verängstigt umher, teilweise bis in Höhen von 500 bis 1000 Meter. Radaraufnahmen aus den Niederlanden zeigen die massiven Auswirkungen der Feuerwerke auf die Wildvögel mehr als deutlich.  Andere Kleinvögel drücken sich in Nistkästen verschreckt gegen die Wände (z.B. "Kohlmeise im Nistkasten"). Die Wildtierhilfe Wien berichtet auch von Sichtungen von panischen Mardern und Rehen, die in ihrer Angst mitunter sogar gegen Bäume laufen. Zu Bedenken ist, dass Silvester im Winter in eine für Wildtiere ohnehin kräftezehrende Zeit fällt. Jede zusätzliche Anstrengung kann da verheerende Konsequenzen haben, so Lena Remich vom VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN. Der anfallende Müll der Silvesterfeierlichkeiten kann besonders in Städten auch andere Probleme, wie z.B. Verschnürungen an Taubenbeinen, verstärken.

So können Sie helfen!

Wenn Sie mit Tieren zusammenleben, dann lassen Sie sie zu Silvester nicht allein! Der Tierschutzhof Pfotenhilfe empfiehlt, einen möglichst „normalen“ Abend mit den tierischen Mitbewohner_innen zu verbringen: Mehr Streicheleinheiten als sonst können nicht schaden, besonders wenn es auf Mitternacht zugeht. Spielzeug und Leckerlis können bei Hunden und Katzen für zusätzliche Ablenkung sorgen. Ähnliches empfiehlt auch das Tierschutzheim Vorarlberg: Eine Schutzhöhle bauen. Zum Beispiel einen Stuhl mit einem Tuch drüber, damit sich das Tier darunter verstecken kann, sanfte Musik, oder Ablenkung durch Spielen. Gassi-Runden sollten vor Einbruch der Dunkelheit gegangen werden und auch Hunde, die sonst nie weglaufen, sollten um Silvester lieber an der Leine bleiben.

Unterstützen Sie die Petition!

Bereits knapp 7.000 Menschen haben innerhalb kürzester Zeit die Petition des VGT gegen Silvesterfeuerwerke unterschrieben. Die Unterzeichnenden fordern ein Verbot von privaten Feuerwerken – z.B. über ein Verkaufsverbot – sowie die Förderung von öffentlichen Feuerwerksalternativen – z.B. Lichtershows, schildert Lena Remich die Petitionsforderungen.

Wir wünschen allen Tierfreund_innen einen guten Rutsch ins neue Jahr und einen möglichst stressfreien Jahreswechsel für alle menschlichen und nichtmenschlichen Tiere!


(1) Shamoun-Baranes J, Dokter AM, van Gasteren H, van Loon e, Leijnse H, Bouten W 2011: Birds flee en mass from New Year’s eve fireworks. Behav. ecol. 22: 1173–1177. zusammengefasst in "Der Falke - Journal für Vogelbeobachter" 01/2013

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