Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.11.2003)
Pelz in Österreich 2003
Der Großteil der nach Österreich importierten Pelze kommt aus Skandinavien.
Im April 2003 veröffentlichte die Zeitschrift „Wirtschaft“ eine ökonomische Analyse des Pelzhandels in Österreich. Seit dem Pelzfarmverbot in Österreich im Jahr 1998 ist der Pelzhandel ausschließlich auf Importe von einem Produkt angewiesen, das hierzulande gar nicht hergestellt werden darf. Der bereits seit Jahrzehnten unverändert stetige Rückgang im Pelzhandel wurde in den letzten 2 Jahren gestoppt. Als Ursachen dafür wurde in dem Artikel festgestellt:
- seit es keine heimischen Pelzfarmen mehr gibt, werden in den heimischen Medien mangels Bezug zu Österreich keine Bilder von Pelztieren mehr gezeigt;
- die Kürschnerinnung importiere Pelze jetzt fast ausschließlich nur noch aus skandinavischen Pelzfarmen, die durch die weltweit besten Tierschutzstandards bekannt wären.
Als Gefahr für einen möglichen zukünftigen Anstieg im Pelzhandel konstatiert der Autor einerseits, dass einzelne KürschnerInnen Pelze aus anderen Ländern mit angeblich niedrigeren Standards, wie Osteuropa, China oder Russland, importieren könnten, und andererseits, dass von Tierschutzseite her die skandinavischen Pelzfarmen negativ in die Medien gebracht werden könnten. Wie unsere Recherche ergeben hat sind die Tierschutz-Standards in Skandinavien um nichts anders als anderswo.
Der Text im Original:
aus der Zeitschrift "Wirtschaft" vom April 2003
Kürschner
von Andreas Kreutzer, Unternehmensberater, Chef
von Kreutzer, Fischer und Partner
Tel.: 01 4706510-0
In den letzten 3 Jahren wuchs der Umsatz mit Pelzwaren in Österreich um 17%. Noch profitieren die Kürschner nicht. Ihr Umsatz stagniert. Doch scheint die Konsolidierung der Branche bald abgeschlossen, die Überlebenden werden dann auch vom wachsenden Geschäft profitieren.
Seit 3 Jahren stagniert der Markt der produzierenden Kürschner bei etwa 15 Millionen Euro, während der Gesamtmarkt von Pelzwaren von etwa 30 auf 35 Millionen Euro gestiegen ist. Das heißt: die Kürschner verlieren Marktanteile und das hauptsächlich deshalb, weil ihre Zahl mit den Jahren geringer wurde und Pelze nicht ausschließlich von Kürschnern verkauft werden.
Im Jahr 2000 gab es in Wien 98 Kürschner, in ganz Österreich waren es 174. 2001 gab es in Österreich nur noch 159 Kürschner, 2002 ging die Zahl der Gewerbeberechtigten weiter auf 142 zurück. Derzeit gibt es in Österreich 137 Kürschner. Allerdings sind nur weniger als 80 davon dem produzierenden Bereich zuzuordnen: Bei den übrigen ist die Wertschöpfung aus der Verarbeitung so gering, dass sie eigentlich zum Textilhandel zu zählen sind. Die stark wachsende Tendenz, gerade in Wien, die Verarbeitung in die östlichen Nachbarstaaten auszulagern, trägt zu dieser Entwicklung maßgeblich bei. Durchschnittlich 1 Drittel des Kürschner-Umsatzes resultiert aus Serviceleistungen wie Umarbeiten, fachgerechtes Aufbewahren oder Maßanpassungen – in extremen Fällen sind es bis zu 90% des Umsatzes.
Waren also im letzten Jahrzehnt die Kürschner vorrangig mit dem Umarbeiten von Pelzmänteln zu Innenfutter von Lodenmänteln beschäftigt, ist seit drei Jahren ein Anstieg des Neugeschäftes spürbar. Dies ist aber auch dem Textilhandel nicht verborgen geblieben. Pelzwaren werden in Modehäusern zu den Preisen und der Qualität der Kürschner angeboten. Zusätzlich zog die attraktivere Präsentation der Produkte auf großflächigen Schauräumen in den letzten Jahren immer mehr Pelzliebhaber an.
Die Zukunft der Kürschner ist von vielen Faktoren abhängig. Das Thema Kürschner und Pelztierhaltung war bis vor 3 Jahren in den Medien und öffentlichen Diskussionen vorwiegend negativ besetzt. Zu Recht, denn die Situation, vor allem osteuropäischer Zuchtfarmen, war katastrophal. Heute kommt der Großteil der Pelze aus Skandinavien. Die Pelzfarmen werden von Tierschutzorganisationen überprüft. In Österreich gibt es keine Pelztierfarmen. Nicht zuletzt deswegen hat sich die Stimmung langsam geändert. Die Nachfrage steigt stetig an und auch die Modetrends unterstützen das Pelzgeschäft. Doch ist das neue Image tatsächlich schon gefestigt? Was passiert, wenn die Pelzfarmen aus Wettbewerbsgründen die Standards verschlechtern, wenn neue Pelzlieferanten auf den Markt kommen? Dieser Aspekt ist von 2 Seiten zu betrachten: Einerseits werden die Konsumenten zunehmend selbstständig und die Anzahl jener, die sich Luxusgüter leisten können und wollen wächst. Andererseits ist die Beeinflussbarkeit durch die öffentliche Meinung nach wie vor sehr stark gegeben. Wirtschaftlich gesehen gibt es mehrere Möglichkeiten für Kürschner konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Spezialisierung auf Nischenprodukte wie z.B.
die Produktion von Pelzapplikationen, die an Modehäuser
verkauft werden, oder die Senkung der Produktionskosten
sind nur 2 davon. In Österreich ist der Lohnanteil
bei neuen Pelzwaren höher als in Ländern
wie Ungarn und Tschechien. Die logische Konsequenz
ist also, in anderen Ländern zu produzieren,
um die Kosten zu senken. Auf der anderen Seite, muss
der Kürschner den Händleraspekt seiner
Tätigkeit stärker betonen. Die Geschäftsflächen
müssen erweitert und die Beratung verbessert
werden. Ein positives Beispiel hierfür ist Liska
in Wien.