Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (23.08.1997)
Illegale Tiertransporte im Super-Urlaubsstau
Die Qualen nehmen kein Ende, die Verantwortlichen schauen zu
23.8.: Heute, Samstag vormittag, die Verkehrsnachrichten voll mit den üblichen Superstau-Meldungen auf Österreichs Durchzugsstraßen und Grenzen: 18 km Stau (!) und stundenlange Wartezeiten auf der A-10 vor dem Tauerntunnel Richtung Süden. Und dazwischen eingekeilt drei Schlachttiertransporter auf dem Weg von Norddeutschland zu einem der drei Adria-Verladehäfen, auf eines der Todesschiffe in Richtung Libanon, Ägypten oder Türkei.
Ein Tierschützer, der Richtung Norden unterwegs war, verständigte den VGT und sofort versuchten wir, einen verantwortlichen Politiker, Behördenvertreter oder Amtstierarzt zu erreichen - wie üblich, am Samstag nicht möglich. Immerhin brachten die Lokalnachrichten gleich die Meldung und wir erreichten telefonisch, daß die Transporter wenigstens bei der Autobahngendarmerie St. Michael herausgelotst und die Tiere getränkt wurden. Als Antwort darauf, daß wir vor kurzem (bei der Blockade am 2.8.) noch als die Tierquäler hingestellt wurden, weil wir es (angeblich zu spät) erreicht hatten, daß einer dieser illegalen Transporter in Bergheim für 32 Stunden entladen werden mußte.
21. 8.: Einer dieser Transporter wird anläßlich der 6 Wochen andauernden Mahnwache und Unterschriftenaktion am Walserberg, an der sich auch VGT-Aktivisten beteiligen, vom offiziellen Tiertransportinspektor, Herrn Dr. Ernst von Gimborn, wieder nach Salzburg-Bergheim umgeleitet, um dort ein nicht mehr transportfähiges Tier notschlachten zu lassen. Genauso wie bei unserer Anhaltung am 2. August: Damals kam der Transporteur, die Fa. Hefter aus Spich bei Bonn trotz einer ganzen Palette von Illegalitäten (falsche Papiere, desolater Aufbau, kaputte Hebebühne, abgefahrene Reifen, weit überschrittene Fahrzeit, nicht funktionierende Tränkebecken, etliche verletzte Tiere...) wieder einmal ungeschoren davon, während 11 der VGT-Aktivisten wegen "Nötigung" angezeigt wurden. Damit nicht genug: Die Spedition Hefter kündigt doch tatsächlich in einem Schreiben vom 5.8. an, gegen uns "Strafanzeige wegen Körperverletzung zu stellen und Schadenersatzansprüche geltend zu machen" - etwa wegen des versäumten Schiffs in Koper?!
19.8.: Einer unserer freiwilligen Mitarbeiter stoppt wieder einmal 2 Viehtransporter am Walserberg; der erste (Fa. Lother) wird aufgefordert, auf österreichischer Seite stehenzubleiben und auf das MÜK (Mobiles Überwachungskommando des Zolls) zu warten. Doch dieser fährt kurzerhand weiter, wird auch später nicht mehr von irgendeiner Behörde angehalten... Der zweite Transporter (Fa. Deutinger) hielt zwar am Zollparkplatz an, wurde aber nur sehr oberflächlich vom MÜK (Hrn. Rohrmoser) kontrolliert (u. a. scheuerten die Rücken der Tiere am Zwischendeck); auch die Tachoscheibe wurde - wie üblich - nicht angeschaut, schon gar nicht nach einem Befähigungsnachweis für Lebendtiertransporte gefragt (nach unserem Tiertransportgesetz vorgeschrieben).
Der Transporter durfte - wieder einmal - ungeschoren weiterfahren. Stattdessen wurde unser Mitarbeiter von der Autobahngendarmerie Anif aufs genaueste überprüft und ihm ausdrücklich untersagt, mit seinem Tierschutzausweis Lebendtiertransporte zu überprüfen. Großzügigerweise wurde immerhin auf eine Anzeige wegen Amtsanmaßung verzichtet.
Wie oft muß unser gültiges Tiertransportgesetz noch mit Füßen getreten werden, bis die Verantwortlichen - Politiker, Behörden, Amtstierärzte - endlich handeln?