Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11.09.1998)
VGT-Kundgebung gegen kirchliche Schweinefabrik des Schottenstifts
"Es gibt keine Ehrfurcht vor dem Schöpfer ohne Ehrfurcht vor der Schöpfung" - Schein-Heiligkeit am Rücken leidender Mitgeschöpfe?
Bereits vor vier Jahren hat der "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) auf die tierquälerischen Haltungsbedingungen in der Schweinefabrik des Schottenstifts aufmerksam gemacht: Das Benediktinerstift der Schotten betreibt bei Gänserndorf in Niederösterreich eine Tierfabrik mit etwa 1000 Schweinen. Das alleine wäre noch nicht so schlimm, wenn diese Tiere artgemäß gehalten würden. Die Schweine vegetieren jedoch in Beton-Bunkern dahin, dürfen ihr Leben lang nicht ins Freie und müssen auf kalten, glitschigen, gelochten Blechböden im eigenen Kot und im Ammoniak-Gestank liegen. Schweine sind sehr geruchsempfindliche Tiere - ihr Geruchssinn entspricht etwa dem eines Jagdhundes! In einem natürlichen Lebensraum würden sie den Kotplatz weit entfernt vom Liegeplatz anlegen. In der Schweinefabrik können sie ihre Bedürfnisse in keiner Weise befriedigen und leiden daher extrem. Das Kupieren der Schwänze im Ferkelalter (ohne Narkose!) sollen verhindern, daß sich die Tiere aus Langeweile oder Streß gegenseitig Schwänze oder Ohren abbeißen.
Wir fragen: Ist es eines reichen, kirchlichen Ordens würdig, auch wenn es leider noch immer gesetzlich erlaubt ist, die ihnen anvertrauten Mitgeschöpfe um des Profits willen so zu quälen? Unser neuerliches höfliches Ansuchen nach einer Aussprache mit dem Abt Dr. Heinrich Ferenczy und Besichtigung der Stallungen wurde in einem kühlen Anwalt-Schreiben zurückgewiesen. Begründung: der Betrieb sei kürzlich vom Rektor der Veterinärmedizinischen Universität, Prof. Leibetseder, seines Zeichens glühender Verfechter on Intensivbetrieben, besichtigt und "bezüglich der Hygiene" für in Ordnung befunden worden. Zusätzlich wurde uns noch ein Schreiben der BH Gänserndorf und des Amtstierarztes Mag. Cenker übermittelt, worin festgestellt wird, daß die im NÖ Tierschutzgesetz festgelegten Normen erfüllt würden. "Zufällig" ist das genau jener Amtstierarzt, der auch vor kurzem das mehrfach gesetzwidrige Tötungs-Spektakel des Herrn Nitsch sanktioniert hatte...
Bereits vor zwei Jahren hat der Abt der Schotten, Dr. Heinrich Ferenczy, in einem Schreiben angekündigt, diesen Schweinebetrieb stillegen zu wollen. Seither ist nichts dergleichen geschehen, an die 1000 Schweine müssen noch immer in diesem Gefängnis dahinvegetieren. Vor kurzem erst bekam der VGT in einer weisen Entscheidung des Obersten Gerichtshofes (OGH) gegen das Stift Kremsmünster, welches ebenfalls eine Massentierhaltung betreibt, recht. Wir dürfen nun diese Tierhaltung wieder öffentlich kritisieren - as uns in den beiden ersten Instanzen untersagt wurde - und als das bezeichnen, was sie ist, nämlich "Tierquälerei". Der OGH dazu wörtlich: "Massentierhaltung schafft für die betroffenen Tiere zweifellos äußerst unangenehme Lebensbedingungen. Dies darf auch mit massiver Kritik als Tierquälerei [...] plakativ und provokant zum Ausdruck gebracht werden." Einer möglichen Klage durch das Schottenstift, welches es nicht einmal der Mühe wert findet, mit uns persönlich zu sprechen, sondern gleich den Anwalt bemüht, sehen wir daher mit Gelassenheit entgegen.
Der VGT wird am Samstag, 12.9.1998 ab 10 Uhr vor dem Schottenstift, 1010 Wien, Freyung 6, eine Kundgebung mit Transparenten, Tiermasken, Flugblättern etc. abhalten, unter dem Motto: ABT FERENCZY, ERBARME DICH DEINER SCHWEINE !