Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.10.1998)
EU beschließt, Lebendvieh-Export-Subventionen um 8% anzuheben!
Neuer Tiertransport- und
Fleischskandal
Und Österreich bewirbt Fleischkonsum mit 60 Steuer-Millionen!
Während man gestern im 3-SAT die Machenschaften der "Paten der Fleisch-Mafia" bestaunen konnte, nämlich wie die EU-Bürokratie machtlos dem europaweiten Schmuggel von britischem BSE-Fleisch über holländische und belgische Tarnfirmen in unsere Kühlregale zuschaut (bzw. wegschaut!), läuft hinter den Kulissen der EU-Agrarlobby ein neuer, politischer Skandal ab: Einer Pressemeldung zufolge hat die Europäische Kommission unter Federführung des Tirolers Franz Fischler letzten Freitag die Anhebung der Exporterstattungen um 8 % beschlossen! Das gilt somit auch für die Lebendvieh-Exporte in Drittländer, also die berüchtigten, tierquälerischen Langzeittransporte in den Libanon, nach Libyen, Ägypten oder Saudi-Arabien. Und vor kurzem erst hat die österreichische Regierung zur Imagepflege von Rindfleisch 60 Millionen Schilling aus Steuermitteln für Marketing-Maßnahmen bereitgestellt.
Welch absurdes Szenario: Auf der einen Seite verdient ein analphabetischer belgischer Fleischmafia-Pate täglich ca. 350.000,-- S am (behördlich und politisch geduldeten) Schmuggel von britischem BSE-Fleisch nach Europa bzw. Rußland, auf der anderen Seite werden mit unseren Steuergeldern Milliarden verschleudert, um den eigenen Fleischberg von ca. 1 Million Tonnen abzubauen. Einerseits werden immer öfters extrem belastende Sparpakete geschnürt, andererseits wird die großteils kriminelle Fleisch- und Frächterlobby mit Steuermilliarden gefüttert. Auf der einen Seite werden in politischen Sonntagsreden mehr Tierschutz und bessere Kontrollen beschworen, auf der anderen Seite wird hinter verschlossenen Türen genau das Gegenteil praktiziert. Da beeindrucken "unseren" Herrn Kommissar Fischler offenbar auch eine Million Unterschriften zur Beendigung der Lebendexport-Subventionen in keinster Weise...
Und letztlich: Auf der einen Seite explodieren die öffentlichen Ausgaben für die Volks-Gesundheit und auf der anderen Seite wird diejenige Lobby, welche die Gesundheit am meisten gefährdet, auch noch hoch subventioniert: Denn seit langem ist bekannt, daß die heutige fleisch- und fettreiche Ernährung mit einem erhöhten Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes und anderen Zivilisationskrankheiten in engem Zusammenhang steht. Fleisch gilt auch als die Hauptursache der meisten Fälle von Lebensmittelvergiftungen. Die modernen Agrarmethoden werden zunehmend gefährlich für die Menschen - antibiotische Rückstände, fäkale Verunreinigungen des Fleisches (E.-coli und andere Bakterien), Füttern von zermahlenen Artgenossen an vegetarische Tiere (Folge: BSE), usw.
Aufgabe einer verantwortungsvollen Regierung wäre es, die Mitbürger über diese Zusammenhänge zu informieren, anstatt das zu fördern, was es ohnehin schon im Übermaß gibt: Die Fleischproduktion verursacht bei nicht artgerechter Intensivhaltung nicht nur immenses Tierleid, sondern führt ganz offensichtlich und nachgewiesenerweise auch zu erheblichen gesundheitlichen Risiken beim Konsumenten.
Tierarzt Dr. Franz-Joseph Plank, VGT-Geschäftsführer