Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28.06.2000)
Kampfhunde - was tun?
Sind diese Hunde der genetische Wahnsinn oder hat wieder mal die "Krone der Schöpfung", nämlich der Mensch, den Bogen überspannt?
Der Tod des kleinen Jungen ist, da braucht es keine Diskussionen, furchtbar. Noch furchtbarer die Tatsache, daß zwei sogenannte Kampfhunde ihn verschuldet haben. Seitdem steht die Öffentlichkeit Kopf, Deutschland will nun ein Zuchtverbot bundesweit durchsetzen, auch in Österreich gab es diesbezüglich schon Ansätze. So gab es in der Steiermark zwischen 1993 und 1998 eine Verordnung gegen "gefährliche Rassen", die jedoch wegen eines Formfehlers fiel. Angesichts dieses schrecklichen Unfalls überlegt man in Deutschland jedoch noch einen Schritt weiter zu gehen: Euthanasie. Euthanasie von bestimmten Rassen, die angeblich an der ganzen Misere schuld sind. Man stelle sich vor, man "besitzt" (kann man ein Lebewesen tatsächlich besitzen??) einen Hund, der unglücklicherweise zur Rasse der Staffordshire, Pitbull oder Bullterrier gehört, obgleich hier angemerkt sei, daß die Rasse Pitbull laut dem internationalem Dachverband FCI nicht einmal anerkannt ist, also ein schwammiger Sammelbegriff ist, man liebt den Hund und er machte nie Probleme - nun kommt die gesetzliche Auflage, daß dieser Hund eingeschläfert wird. Kann das die Lösung sein?
Die Lösung findet sich weder in einem Zuchtverbot und schon gar nicht in der Euthanasie. Die Lösung findet sich ganz allein zum einen beim Tierhalter und zum anderen beim Züchter. Auch die Kastration kann einiges bewirken, da somit die Aggressionsschwelle niedriger wird und damit das Züchten durch Jedermann eingeschränkt ist. Leider ist es eine Tatsache, daß Hunde dieser Rassen vornehmlich von solchen Leuten gehalten werden, die nicht wirklich über Hunde Bescheid wissen oder wissen wollen, die den Hund als Statussymbol verwenden für ihre fehlende Macht und Stärke, damit soll einmal das Klientel vorsichtig umrissen werden ohne hier pauschal urteilen zu wollen.
Wie man im konkreten Fall sieht, gehörten die beiden Hunde einem Pärchen aus der Drogenszene, sie wurden bereits einmal behördlich angehalten, die Hunde nur mit Leine und Beißkorb zu führen. doch damit nicht genug: Die beiden Tiere sind neben dem Schulhof, auf dem das Unglück geschehen ist, abgerichtet worden, scheinbar hat sich bislang daran niemand gestoßen. Detail am Rande, angeblich haben diese Leute bereits wieder junge Kampfhunde unter dem Namen einer Verwandten erworben!
Schuld an diesen Vorkommnissen sind nicht die Hunde. Rein theoretisch könnte aus nahezu jeder Rasse und jedem Mischling ein "Kampfhund" gemacht werden. Denn dies beginnt schon beim Züchter: Gerade bei sogenannten "Osthunden", also von Züchtern, die versuchen, ihre Welpen in unseren Breiten an den Mann zu bringen werden die jungen Tiere sozial vernachläßigt, um deren Aggressionspotential zu heben. Seriöse Züchter hüten sich vor solchen Methoden, diese enorm geschädigten Tiere stammen wie gesagt, meist aus dem Ausland, aus "Zuchtfabriken" oder aus dem Rotlichtmilieu.
Das Abrichten tut dann das Seinige dazu, nimmt letztendlich noch ein verantwortungsloser Halter diese Tier und bezweckt er damit auch noch, aufzufallen und den Hund als Kampfmaschine vorzuführen, bleiben schreckliche Vorfälle wie dieser nicht aus.
Man müßte bereits bei den Züchtern ansetzen, momentan ist jeder berechtigt, Hunde zu züchten ohne auch nur den geringsten Befähigungsnachweis vorlegen zu müssen. Erlaubt ist, was gefällt, denn nicht nur Kampfhunde können problematisch werden auch solche Tiere, die eigentlich unter dem Titel "Qualzuchten" laufen müßten, und dazu gehören auch Tiere wie der Pekinese, Mops u.a., die ebenfalls über eine hohe Beißkraft verfügen und bei falscher Erziehung eine Gefahr bedeuten, nicht zu vergessen ihre anatomische Abnormität, mit der sie nicht normal atmen können, oder wo es schon mal passiert, daß dem Tier im wahrsten Sinne des Wortes die Augen aus dem Kopf fallen. Hier müßte endlich ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der eine Lizenz für das Züchten von Hunden verlangt. Kenntnisse in Anatomie und Genetik müßten hier ebenso enthalten sein, wie das Wissen um das Kreuzen von Rassen, Inzucht und Qualzucht.
Auch Hundehalter sollten gewisse Kenntnisse über Hunde im Allgemeinen und Rassen im Besondern haben, hier wäre selbstverständlich auch das Wissen um eine artgemäße Haltung und Fütterung angebracht.
Einfach einige Rassen zu verbieten, wird keine Lösung sein, dabei macht man es sich wieder einmal zu einfach. Und bei uns in Österreich ist sowieso wieder alles etwas komplizierter, denn selbst wenn ein Bundesland die Zucht verbietet, dann geht man einfach ins nächste Bundesland, daß dies noch erlaubt und somit wären wir wieder einmal bei der Forderung nach eine bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz!
Jetzt ist der Gesetzgeber am Zug, um endlich angemessene Rahmenbedingungen für die Hundezucht und Hundehaltung zu schaffen. Dies würde viel Leid ersparen, sowohl für Menschen als auch für Tiere.