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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (25.07.2000)

25.07.2000

"Kampfhunde"

Erfaßt die Hunde-Massenhysterie jetzt endgültig auch Österreich?

Während im Nachbarland Deutschland nach dem tragischen Tod eines Buben durch zwei Terrier, die im Besitz eines amtsbekannten Gewalttäters waren, bereits vor Wochen eine mediengesteuerte Massenhysterie gegen bestimmte Hunderassen ausgebrochen ist, scheint diese nun endgültig auch auf Österreich übergeschwappt zu sein: Man kann als Besitzer eines völlig friedfertigen Hundes, der eine bestimmt Größe überschreitet, offenbar nicht mehr ungestört spazierengehen, ohne angeflegelt, ja bisweilen sogar gerempelt zu werden. So geschehen erst vor kurzem im 2. Wiener Bezirk bzw. in Laaben mit dem elfjährigen Schäfermischling "Paco", der bestenfalls einmal einer Fliege etwas zuleide getan hat.

So verwundert es nicht weiter, wenn sich in letzter Zeit die Stellungnahmen der "verantwortlichen" Politiker und anderer inkompetenter Personen zum Thema "Kampfhunde" häufen. Gesprächsrunden mit (selbsternannten) "Experten" werden einberufen, z.T. kuriose Vorschläge und sogar Schnellschuß-Gesetzesentwürfe werden eingebracht. So etwa der Vorstoß des Wiener SP-Klubobmanns, der ein Verbot für große Hunde in Gemeindebauten angeregt hat. Dürfen sich also in Zukunft nur mehr besser Situierte einen großen Hund leisten, muß man eine bestimmte Wohn- oder Grundstücksfläche vorweisen, um in Zukunft eine bestimmte Hunderasse halten zu dürfen? Dem Hund ist es ziemlich egal, wie groß die Wohnung ist, in der er seine Nahrung aufnimmt, schläft und mit seinem "Rudel" die Zeit verbringt, wenn ihm nur ausreichend Zuneigung, Bewegung und Auslauf gewährt werden. Der Ansatz, Hunde in Wohnungen generell zu verbieten, kann daher nur von völlig Ahnungslosen kommen, um damit kurzfristiges politisches Kapital zu machen.

Auch ein weiterer Vorschlag - offenbar von ahnungslosen Bürokraten aus Deutschland abgekupfert - aus der Gesprächsrunde rund um SP-Umweltstadtrat, löst bestenfalls Kopfschütteln und Befremden aus: Alle Hunde, deren Schultermaß höher als 40 cm ist und die schwerer als 20 kg sind, sollen in Zukunft gar nur mehr mit Leine und Beißkorb ausgeführt werden dürfen! Müssen nun alle friedlichen und gut erzogenen Hunde dafür bezahlen, weil einige wenige - meist selbst potentiell gewalttätige - Hundehalter ihre Tiere als Waffe bzw. für ihre Geltungssucht mißbrauchen? Fast jegliches natürliche Verhalten der Tiere, wie Schnüffeln, Lecken oder Kommunizieren mit anderen Hunden, wäre damit unterbunden - die beste Methode, Hunde am ehesten verhaltensgestört und aggressiv zu machen.

Genauso unsinnig wäre es, gewisse Rassen generell zu verbieten. Nicht eine bestimmte Rasse macht einen Hund gefährlich, sondern zu 99% die Art und Weise, wie er aufgezogen, abgerichtet und behandelt wurde. Sonst wäre es ja auch nicht möglich, völlig wilde Tiere, wie Löwen, Bären oder Wölfe, die sich bereits von jung auf in liebevoller menschlicher Obhut befinden, gänzlich zu zähmen. Andererseits kann man auch aus als besonders friedlich bekannten Hunderassen sog. "Bestien" machen, wenn man sie in der Jugend isoliert, dauernd schlägt oder an der Kette hält. Die Annahme, Straftätern und Tierquälern könne man durch das simple Verbot einiger Hunderassen das Handwerk legen, zeugt von erstaunlicher Naivität. Wieso schaut man sich nicht erst einmal in anderen Ländern um, in denen bereits "härtere Maßnahmen" getroffen wurden, wie etwa Ungarn, wo einige Hunderassen bereits verboten wurden, sogenannte Kampfhunde einen Mikrochip verabreicht bekommen haben und wo diese Hunde meldepflichtig sind. Auch dort kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, weil hier eben ebenfalls nicht die Wurzel des Übels, nämlich die Hundehalter, miteinbezogen worden sind.

Einzig sinnvoll erscheinen lediglich strengere Auflagen für Hundezüchter und zwar für alle, denn gerade hier geschehen immer wieder (versteckte) Tierquälereien. Dazu bedarf es auch endlich eines bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes, damit nicht kriminelle Züchter - wie bereits mehrfach geschehen - von einem Bundesland ins nächste "pilgern" können. Und Menschen, die nicht über die charakterliche Eignung verfügen, einen Hund sicher zu führen und artgerecht zu halten, die an Hundekämpfen teilnehmen oder ihre Hunde für den Angriff auf Menschen trainieren, muß die Hundehaltung ohne Ausnahme bei schweren Strafen untersagt werden.

Einfach gewisse Rassen zu verbieten, alles in Beißkörbe zu stecken und vielleicht sogar wegzusperren ist nur eine neue Art von Diskriminierung und würde nur unseren Lebensraum noch mehr einengen und noch mehr Aggressionen bzw. Proteste schüren.

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