Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (12.09.2000)
Zirkus Knie gesteht Überfall auf Tierschützer
Durch Überweisung von Schmerzensgeld und Schadenersatzzahlungen im Wert von öS 100.000,- bekennt sich Zirkus Knie indirekt zum Überfall auf friedliche Demonstranten im März in Tulln!
Am Dienstag, dem 21. März 2000, haben 4 Aktivisten des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) friedlich vor dem Zirkus Knie demonstriert, um die Besucher mittels Flugblättern und einem mitgebrachten TV-Gerät über die Situation der Zirkustiere aufzuklären. Plötzlich kamen etwa 30 Zirkusangestellte aus dem Zirkus und griffen die friedlichen Tierschützer an. Einer davon, Helmut Tauber, filmte die brutalen Szenen mit einer Video-kamera, wurde entdeckt, bis auf die Straße verfolgt und dort von 4 Zirkusangestellten zu Boden geworfen; dann raubten sie ihm seine digitale Videokamera im Wert von S 25.000,-. Andere Zirkusleute haben danach die gesamte Ausrüstung der Demonstranten, inklusive TV-Gerät, Videorecorder, Stromgenerator, Megaphon, Plakatständer und dergleichen im Gesamtwert von S 55.000,- vollkommen zerstört.
Zur selben Zeit haben jeweils etwa 10 Zirkusangestellte 2 weitere Tierschützer zu Boden geworfen, ins Gesicht geschlagen und getreten. Die beiden sind später schwer verletzt mit der Rettung ins Spital gebracht worden. Eine weitere Tierschützerin wurde von einem leitenden Angestellten geohrfeigt und getreten. Sowohl bei den physischen Angriffen als auch beim Raub und den Beschädigungen waren leitende Angestellte tatkräftig beteiligt.
Der VGT zeigte daraufhin die Betroffenen an und brachte eine Privatklage gegen den Zirkus Knie ein. Dabei forderten wir sowohl 55.000 Schilling für die zerstörten und geraubten Geräte, als auch rund 40.000 Schilling an Schmerzensgeld. Nun hat der Zirkus anstandslos (ohne Verhandlung) diese Forderung samt Anwaltskosten und Zinsen ersetzt. Damit bekennt sich der Zirkus Knie indirekt schuldig, diesen Überfall getätigt zu haben, was er ursprünglich vehement bestritten hatte. Das strafrechtliche Verfahren ist noch anhängig, da die Knietruppe dzt. im Ausland weilt.
Das war jedoch nicht das erste Mal, daß der österreichische Nationalzirkus Louis Knie mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Schon vor einigen Jahren hatte derselbe Zirkus Tierschützer in Tirol und Niederösterreich angegriffen. Der Betreiber wurde damals sogar verurteilt, am 1.8.1996 einem Tierschützer ins Gesicht geschlagen zu haben.
Tierarzt Dr. Franz-Joseph Plank, Geschäftsführer des VGT, stellt dazu fest: "Wir beobachten den Zirkus Knie schon seit Jahren und er hält seine Tiere in keinster Weise artgerecht. Wir haben Beweise in Form von Videofilmen, daß die Wildtiere beim Zirkus Knie in den letzten Jahren praktisch ausnahmslos stereotypes Verhalten zeigten und damit ihre schwere geistige Störung zum Ausdruck bringen. Wir haben sogar persönlich beobachtet, wie ein leitender Angestellter einen Elefanten vor der Vorführung mit der Eisenstange schlug. Auch die viel zu engen Käfige und Haltungsbedingungen sind gut dokumentiert. Leider haben die Behörden bis jetzt noch nicht entsprechend für den Schutz der Tiere agiert. Denn wer brutal zu Tieren ist, ist es meist auch zu Menschen."
Durch die Schadensersatzzahlung bekennt sich der Zirkus Knie nun de facto schuldig, unsere Aktivisten schwer verletzt, beraubt und unser Material vorsätzlich zerstört zu haben. Wir hoffen, daß die Behörden und Gerichte wenigstens jetzt, wo es um den Schutz von Menschen geht, aktiv werden und entsprechend bestrafen, um wenigstens in Zukunft zu verhindern, daß es wieder zu solchen Übergriffen gegen friedliche Tierschützer kommen wird.
Dr. Martin Balluch, VGT-Tierschutzlehrer