Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22.11.2000)
22.11.2000BSE/EU/Vegetarismus
BSE: EU-Agrarministerrat - kein Verbot von Kadaverfütterung an "Nutztiere". Nur strikter Vegetarismus schützt vor Infektion.
Am 9. November wurde bekannt, daß Österreich seine (offiziell) erste - am 13. Oktober in Villach verstorbene - BSE-infizierte Tote hat. Die Frau starb an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK), die durch den Verzehr von Nahrungsmitteln übertragen wird, die Teile des Körpers mit BSE befallener Rinder enthielten. Zwei ähnliche Fälle ereigneten sich bereits 1996, wurden aber von offizieller Seite verschwiegen. Schon am 30. Oktober war aus England bekannt geworden, daß dort mittlerweile der 86. Mensch an dieser Krankheit gestorben ist. Wissenschaftler erwarten bis zu einer Viertelmillion Tote in Großbritannien in den nächsten Jahren. Die jüngste Welle von vCJK-Todesfällen kommt aber aus Frankreich. England erwägt deswegen einen vollständigen Boykott französischen Rindfleischs und Österreich, Italien und Portugal haben bereits einen Importstop aus Frankreich verhängt.
Die Krankheit wird durch Prionen, also entartete Eiweißkörper, übertragen, die - im Gegensatz zu Bakterien oder Viren - nicht durch übliche Desinfektionsmaßnahmen ausgeschaltet werden können. Daher können sich die Krankheitserreger in allen Nahrungsmitteln, die von befallenen Rindern stammen, befinden, inklusive in Milchprodukten, tierischen Fetten, ja sogar in aus Knochen gewonnener Gelatine. Gelatine wird vorwiegend für Torten, Gummibärli, Eis, Kekse oder Medikamente verwendet. Zudem ist bereits erwiesen, daß die Krankheit keineswegs auf Rinder beschränkt ist. In verschiedenen anderen Tierarten, wie z.B. bei Ziege, Hirsch, Katze und verschiedensten Wildtieren, sind bereits natürliche Infektionen aufgetreten. Auch Schweine, Schafe und Hühner sind nicht davor gefeit. Der italienische Gesundheitsminister, selbst ein Vegetarier, gab den Italienern den "persönlichen Rat", auf Fleisch zu verzichten, "dann löst sich das Problem von selbst". Damit aber nicht genug: da jedes Nahrungsmittel, welches Teile eines an BSE erkrankten Rindes enthält, die Krankheit übertragen kann, schützt nur strikter Veganismus, also der Verzicht auf sämtliche tierische Lebensmittel, gegen diese Variation der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei Menschen.
Während der tragische Tod eines einzigen Kindes in Deutschland durch einen sogenannten Kampfhund monatelange Diskussionen über ein generelles Verbot von einigen "Kampfhunden" in Österreich ausgelöst hat, können hunderte Menschen in Europa und offenbar sogar in Österreich sterben und niemand redet überhaupt ernsthaft über ein Verbot tierischer Produkte für die menschliche Nahrung. Ja nicht einmal ein Verbot des Verfütterns von Kadavermehl an "Nutztiere", die dann letztlich von 97% der Menschen verzehrt werden, wird diskutiert. In diesen "Tiermehlen", die auch - dank des "freien EU-Warenverkehrs" aus allen möglichen Ländern nach Österreich importiert werden, sind nicht nur an Seuchen verendete Tiere, sondern auch mit schweren Nervengiften eingeschläferte Haustiere enthalten. Diese werden nach wie vor völlig legal an Schweine, Hühner, Puten, Fische, ja sogar an Pferde verfüttert.
Dennoch konnte beim gestrigen EU-Agrarministertreffen nicht einmal ein Beschluß eines Verbots der Verfütterung von Tiermehl gefaßt. Nicht einmal auf eine flächendeckende Untersuchung aller Rinder auf BSE konnte man sich einigen: Ausgerechnet Österreich wehrte sich dagegen, wo doch augenscheinlich ist, daß die angebliche "BSE-Freiheit" Österreichs v.a. damit zusammenhängt, daß hier - im Gegensatz zur Schweiz und jetzt auch Frankreich - in den letzten Jahren so gut wie nicht auf BSE getestet wurde. Hier gehen also vordergründige Wirtschaftsinteressen der Fleischmafia vor die Gesundheit der Bevölkerung: Man hat immer noch Angst, das Problem aufzudecken und die Konsumenten mit der "wahnsinnigen Wirklichkeit" zu konfrontieren.