Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.11.2000)
29.11.2000Ist Österreich wirklich BSE-frei?
Seit der gestrigen - von den Grünen eingebrachten - dringlichen Anfrage im Parlament sind sich auf einmal alle (Regierung und Agrolobby) einig: Nur ein totales Verbot von Tiermehl kann den massiven Fleischkonsum-Einbruch abwenden, der von England, Frankreich und Deutschland ausgehend die Interessen der Fleischlobby nun auch in Österreich bedroht. Was die Gesundheitsbedrohung durch BSE jahrelang nicht zu bewirken vermochte, macht nun dieser wirtschaftliche Druck möglich: Der LW-Minister hat nach langen Jahren dieser bislang vergeblichen Forderung seitens der Tierschützer und Grünen nun endlich ein gänzliches Verbot des Verfütterns von Kadavermehl an Tiere angekündigt. Warum auf einmal diese späte Einsicht - zumindest in diesem einen Punkt - die Kadaverteile verendeter und zu Tode gespritzter Tiere anderen Tieren nicht mehr zu verfüttern? Hatten nicht erst gestern noch ein Tierernährungsprofessor sowie der neue "Gesundheits"-Minister im Mittagsjournal verkündet, daß Tiermehl für Schweine, Hühner, Puten und Fische völlig unbedenklich sei? Seit dem Ausbruch des Rinderwahnsinns habe ich Zeitungsmeldungen gesammelt: Eine interessante Lektion Zeitgeschichte! Das beschwichtigende Verhalten aller sog. Experten, Beamten und Politiker der betroffenen Staaten - von England über Frankreich, Spanien, Belgien, die Schweiz, Deutschland bis nach Österreich - zieht sich wie ein roter Faden durch die BSE-Geschichte: "Kauft nur einheimisches Fleisch, das kann bedenkenlos konsumiert werden, denn wir sind BSE-frei...". Bis dann jeweils die ewig gleichen Lügen - Land für Land, wie ein Dominospiel - von der Realität eingeholt wurden. Bis heute wissen diese - der Fleischmafia mehr als der Volksgesundheit verpflichteten - Beamten nicht, was bei der Übertragung von BSE wirklich vor sich geht, aber eines wußten sie stets mit Sicherheit: Der Konsument kann bedenkenlos Rindfleisch essen.
Die lange Inkubationszeit von BSE machte es möglich, daß Beamte und Politiker sorglos beschwichtigen konnten. Zwar gilt inzwischen sowohl die Übertragung von BSE vom Tier auf den Menschen erwiesen, als auch die Übertragung durch das Blut (es gibt bereits neugeborene Kälber und Kinder mit BSE). Auch die Übertragungsmöglichkeit durch Schafe gilt als sicher, Schweine konnten immerhin künstlich infiziert werden und gelten - wie auch Hühner - als mögliche Träger der berüchtigten Prionen, ohne selbst Symptome zu zeigen. Dennoch wurde bis heute nicht oder völlig unzureichend reagiert. Denn bis die von vielen unabhängigen Wissenschaftlern prophezeite Krankheitswelle (bis zu 200.000 Opfer) bei den Menschen voll im Gange sein wird, sind die verantwortlichen Politiker und Chefbeamten längst pensioniert.
In Großbritannien, wo bis dato schon mindestens 88 menschliche BSE-Opfer taub, stumm, blind, orientierungslos, ohne Kontrolle über Gliedmaßen, Darm und Blase gestorben sind, ist man ratlos. Denn jeder Brite hat seit Mitte der achtziger Jahre im Schnitt 50 BSE-verseuchte Portionen Rindfleisch verzehrt. Mindestens 750.000 infizierte, äußerlich meist gesunde Tiere sind in die Nahrungskette gelangt.
Und in Österreich heißt es nach wie vor: wir sind BSE-frei! Bei einem offiziellen jährlichen Import von 15.000 Tonnen Rindfleisch (vom illegalen Schmuggel der Fleischmafia über Oststaaten gar nicht erst zu reden), bei völlig offenen Grenzen für Tiermehle aus aller Welt und bei noch immer unklaren Infektionswegen. Das Verbot der Tiermehlverfütterung ist gut, kommt aber um ca. 15 Jahre zu spät. Die Prionen sind längst gegessen, es wurde bei uns nur nicht ausreichend untersucht. Oder hat die Schweiz mit 360 offiziellen BSE-Fällen so gravierend andere Verhältnisse als wir? Über die eigentliche Ursache dieser menschengemachten Seuche, redet aber kaum jemand: die industrielle, tierquälerische Massentierhaltung und die Agromafia mit Hauptsitz in Brüssel.