Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.03.2001)
Laaben, am 06.03.2001Weitere Beweise im Schweinemastskandal
Schließung der oö. Schweinefabrik rückt einen Schritt näher: Gestern Schwerpunktaktion der Behörde massenweise Antibiotika entdeckt, 10 Tiere notgeschlachtet
Endlich reagieren auch die Behörden, nach dem der VGT - Verein gegen Tierfabriken die schrecklichen, tierquälerischen Zustände im Schweinemastbetrieb in Enknach, Bezirk Braunau, vor 10 Tagen angezeigt und an die Öffentlichkeit gebracht hat. Gestern gab es dort eine Schwerpunktaktion der BH, wobei 10 der betroffenen 4000 Schweine wegen schwerer Entzündungen, offenen Wunden an den Gelenken oder abgebissenen Schwänzen notgeschlachtet wurden. Zudem wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, wonach in 2-3 Wochen feststehen soll, ob und wann der Betrieb geräumt werden soll, und ob es dann zu einem Umbau oder zu einer völligen Schließung des Betriebs kommen soll.
Vergangenes Wochenende wurde dem VGT ein weiteres, erschreckendes Video aus dem besagten Betrieb zugespielt. Darin zu sehen wieder einige verletzte Tiere - hauptsächlich offene Gelenkswunden oder abgebissene Schwänze -, tote Tiere in den Gängen oder der Futterkammer sowie jede Menge Arzneimittel und Antibiotika bzw. dreckige Spritzen mit aufgesetzten Kanülen. Ganz offensichtlich wurden und werden diese regelmäßig vom Betreiber selbst nach Belieben eingesetzt. Schwere injizierbare Antibiotika, wie z.B. Lincomycin, gab es gleich im Multipack. Auf einigen Arzneimittelsäcken ist auch der Lieferant zu erkennen, bereits bekannt aus dem Buch über den ersten großen Arzneimittelskandal vom Jänner d.J., mit je einer Praxis in Pocking/BRD und in A-4982 Obernberg/Inn. Auch hier dürfte - ähnlich dem Fall des inzwischen verhafteten Tierarztes - der grenzüberschreitende Arzneimittelverkehr und tlw. illegale Handel bestens organisiert sein.
Der VGT reicht heute dieses Videoband mit einer neuen Sachverhaltsdarstellung an die Behörden (BH bzw. Staatsanwaltschaft) weiter. Zudem erwägen wir eine Amtshaftungsklage gegen den zuständigen Amtstierarzt, der ja spätestens seit vergangenen September von diesen Zuständen gewußt haben muß, als "mülltonnenweise" Antibiotika und andere Medikamente am Betrieb entdeckt und beschlagnahmt wurden. Trotzdem durfte der Betreiber kurze Zeit später wieder liefern - wie berichtet sogar unter einem Gütesiegel an Supermarktketten. Noch vergangenen Freitag wurden entsprechende Fleischpakete in Salzburger Filialen entdeckt. Erst jetzt, auf Druck der Medien, hat sich der ein Konzern dazu entschlossen, dieses Fleisch aus den Regalen zu nehmen. Doch woher kommt das "neue" Fleisch in den benötigten Mengen? Ein Lieferant mit 4000 Schweinen kann nicht einfach von heute auf morgen ausgetauscht werden. Wird hier nur einfach umetikettiert und die jahrelange Konsumententäuschung einfach unter anderem Namen prolongiert?
Wo bleibt hier die effiziente staatliche Kontrolle? Warum finden sich bei solchen kriminellen Machenschaften weder Behörden noch Politiker, die dafür die Verantwortung übernehmen wollen? Sitzen die Drahtzieher dieser Fleischmafia etwa gar selber in den Aufsichtsräten und Regierungssesseln? Wieso müssen immer private Tierschutzorganisationen derartige Skandale aufdecken, durch die nicht nur Millionen von Tieren entsetzlich leiden müssen, sondern auch Umwelt und Gesundheit der Konsumenten massiv geschädigt werden? Fragen, die hoffentlich auch in Österreich einmal beantwortet werden müssen.