Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (21.03.2001)
Labben, am 21.03.2001Erfolgreicher Tiger-Freikauf
Tierschützer ermöglichen Raubkatze einen würdigen Lebensabend
Sascha ist ein indischer Tiger von etwa 20 Jahren, der sich fast sein ganzes Leben im Besitz eines Zirkus befand. Er hat all die Tortouren mitgemacht, die ein Zirkusleben für ein Wildtier mit sich bringt, wie Dressur, tagelange Transporte im Käfigwagen (auch in Deutschland bemühten sich Tierschützer bereits vor Jahren, dem Tier zu helfen - damals ohne Erfolg), Streß bei den Auftritten und niemals Freigang. Seit 11 Jahren hat er nicht einmal mehr den Käfigwagen verlassen können! Der Grund: Ein Zwischenfall bei einem Auftritt, seither hatte man Angst vor der Großkatze. Aber hergeben wollte man sie auch nicht, schließlich war sie eine ständig anwesende "Attraktion".
Trotz wiederholter Anzeigen vonseiten der Tierschützer sahen die Behörden keinen Grund zum Handeln. Der zuständige Amtstierarzt von Linz-Land wörtlich zu der Frage, ob es denn nicht Tierquälerei sei und ein Grund zur Beschlagnahme, wenn dieses Tier nun schon seit 11 Jahren ununterbrochen im Käfigwagen sitzt: "Wenn das Tier plötzlich mehr Bewegung machen kann, bekommt es Arthrose...". Über die Qualifikation dieses "Amtstierarztes" durfte der VGT sich bereits vor drei Jahren überzeugen, als er - in offensichtlich angetrunkenem Zustand - einen von uns in Linz gestoppten Putenkükentransport mit 20.000 Tieren von Kanada nach Jugoslawien für voll transporttauglich erklärte. Die kistenweise toten Küken hatte er dabei geflissentlich "übersehen"...
Nach monatelangem Bemühen der Tierschützer und auch in diesem krassen Fall völliger Apathie der Behörden, beschloß ein privater Geschäftsmann, das Tier freizukaufen - im Namen von zwei Tierschützern. Am 26. Februar 2001 war es schließlich so weit: der Tiger wurde in den Safaripark Gänserndorf, der jetzt übrigens eine Auffangstation für hilfsbedürftige Wildtiere ist, transferiert, wo ihn ein Gehege inklusive Freigehege erwartete, das bei weitem besser ist, als der Käfigwagen. Aber das ist noch nicht alles, Sascha wird ein neues Gehege bekommen, dem auch ein großes Freigehege angliedert ist, worin sich Kletterbäume, ein Schwimmteich und anderes mehr befinden.
Finanziert wird dies - und auch das ist ein seltener Umstand - von mehreren Tierschutzorganisationen gemeinsam: Dem Verein gegen Tierfabriken (VGT), dem Internationalen Bund der Tierversuchsgegner (IBT), dem Linzer Tierschutzverein, For Animals, Stumme Brüder-Stiftung, Aktiver Tierschutz Steiermark, Humanitas und dem Tierhilfswerk Austria. Sascha fühlt sich in seiner neuen Heimat sichtlich wohl, steht unter ärztlicher Betreuung und wird optimal versorgt. Doch immer noch fehlt für das neue Gehege, das für zwei bis vier weitere Tiere im Baukastensystem erweiterbar sein wird, eine Menge Geld.
P.S.: Die angeschlossenen Fotos können auch in Druckqualität gesendet werden.