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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22.05.2001)

Laaben, am 22.05.2001

Hühnertransporter angezeigt

Tierschützer nach Recherche von Arbeitern verfolgt und genötigt

Nachdem der Verein gegen Tierfabriken (VGT) letzte Woche - wie berichtet - den Transport und die Schlachtung von 24.000 "ausrangierten" Legehennen durch den Hühnerbaron aufgedeckt hat, damit dieser der gesetzlich vorgeschriebenen UVP entgehen kann, stießen wir gestern auf einen neuen Skandal mit einem Hühnertransport. Diesmal handelte es sich allerdings um einen anderen Betrieb. Durch einen brancheninternen Tip erfuhren wir gestern, daß dieser Betrieb ab 10 Uhr ausgestallt würde, die Hühner aber nicht - wie letzte Woche beim Hühnerbaron - nach Weistrach bei Amstetten führen wolle, sondern durch die deutsche Tiertransportfirma aus Wassertrüdingen bis in die Nähe von Nürnberg! Die Tiere hatten also eine mindestens 8-stündige Horrorfahrt in engsten Kisten vor sich. Ein klarer Verstoß gegen das Tiertransportgesetz-Straße, wo im § 5 noch immer zu lesen steht, daß "Schlachttiertransporte nur bis zum nächstgelegenen geeigneten inländischen Schlachtbetrieb durchgeführt werden dürfen."

Um diesen Hinweis zu verifizieren, beobachtete ein Recherchemann des VGT gestern ab 15 Uhr die 5 Hallen der Wiener Neustädter Hühnerfabrik - und siehe da, ein deutscher LKW wurde soeben von einer Truppe von Arbeitern beladen, die offensichtlich (der Aussprache nach) aus dem Osten (Ungarn) kamen. Dies wurde mittels Fotos und Video dokumentiert. Ebenso war das Geschrei tausender Hühner zu hören, wie man es immer nur bei den extrem brutalen Verladungen aus den Hühnerkäfigen in die noch viel engeren Transportkisten zu hören bekommt. Der "Wert" dieser armen Kreaturen liegt ja gerade zwischen 0 und 70 Groschen, da spielen für die Profiteure und Billig-Akkord-Arbeiter 10.000 gebrochene Flügel, Beine oder Hälse mehr oder weniger absolut keine Rolle mehr...

Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende: Kurz vor Schließen der Bordklappen des deutschen LKWs wurde der VGT-Recherchemann, der sich die ganze Zeit auf öffentlichem Gelände außerhalb des Zaunes aufgehalten hatte, von den Arbeitern entdeckt. Diese kamen zum Zaun und herrschten ihn äußerst aggressiv an, stehen zu bleiben. Als dieser davonlief, um Bilder, Ausrüstung und seine Gesundheit zu retten, verfolgten ihn mindestens 5 dieser - offenbar zu allem bereiten - Männer quer über die Felder. Als dem in Panik Flüchtenden auch noch der Weg zu seinem PKW abgeschnitten wurde, blieb ihm als letzter Ausweg nur mehr die Flucht in ein nahegelegenes Haus jenseits der Felder und das Überklettern des Gartenzauns. Zum Glück waren die Personen darin schnell zu überzeugen, daß es sich um einen akuten Notfall handelte und gewährten ihm kurzerhand "Asyl" vor den Verfolgern. Diese waren nach kurzer Zeit wieder verschwunden, wohl aus Angst, daß die Polizei gerufen würde. Nach einer Erholungspause brachte der Recherchemann die Beweis-Fotos zum Entwickeln und erstattete Anzeige bei der Kriminalabteilung wegen Nötigung, Tierquälerei, Verletzung des Tiertransportgesetzes und Verdachts auf Beschäftigung illegaler Schwarzarbeiter.

Ein Einzelfall? Leider nein. Immer mehr Tiertransporte fahren seit der Grenzöffnung des "freien Warenverkehrs" in immer entfernter gelegene Schlachthöfe, ohne daß sich Behörden um die Einhaltung von Gesetzen kümmerten. Und schon des öfteren sind Personen, welche diese illegalen Machenschaften der Agrarindustriellen, der Tiertransporteur- oder Fleischerlobby aufgedeckt haben, verfolgt, beraubt und mehr oder weniger schwer verletzt worden. Anzeigen verliefen zumeist im Sand.

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