Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.06.2001)
Laaben, am 20.06.2001Teilweises Aus für Sauen-Kastenstände
Erfolg für Tierschutz? EU-Agrarministerrat beschließt Verbot von Kastenständen - aber erst ab 2013 und mit vielen Ausnahmen!
Schweinehaltung:
Die gute Nachricht: Unsere Kampagne "Ein Herz für Lucie"
und die Überreichung von 666.000 (!) Unterschriften an Agrarrats-Vorsitzende
Margareta Winberg bei der gestrigen Agrarministerratssitzung in Luxemburg
durch die ECFA (European Coalition for Farm Animals), bei welcher der
Verein gegen Tierfabriken (VGT) die österreichische Repräsentanz
stellt, hat zumindest eines erreicht: Das EU-weite Aus für die grausamen
Kastenstände für trächtige Sauen, die gerade so groß
sind wie die Tiere selbst. Somit müssen Mutterschweine wenigstens
für 12 ½ Wochen ihrer Schwangerschaft in Gruppen gehalten
werden.
Die schlechte Nachricht: Leider gibt es dabei auch etliche Wehrmutstropfen. Diese Richtlinie soll erst ab 1. Jänner 2013 in Kraft treten! Das bedeutet 11,5 (Jahre) x 6 Millionen (Sauen) = 69 Millionen weitere Schweinejahre unermeßliches Leiden in körpergroßen Metallkäfigen, genannt "eiserne Jungfrauen". Und zudem gilt das Verbot erst für Sauen ab der 5. Trächtigkeitswoche und auch nicht im Abferkelstand nach der Geburt. Nicht einmal unsere Kompromiss-Forderung, während der ersten 4 Wochen der Schwangerschaft wenigstens Stände vorzuschreiben, wo zumindest ein Umdrehen möglich wäre, wurde von den Landwirtschaftsministern, darunter auch Österreichs Minister erfüllt.
Tiertransporte:
Auch hier wurde kein wirklicher Fortschritt in der nach wie vor unerträglichen
Situation bei den internationalen Lebendtransporten beschlossen, der unter
der relativ tierfreundlichen schwedischen Präsidentschaft möglich
gewesen wäre. Es wurde lediglich eine unverbindliche Resolution verabschiedet,
strengere Vorschriften zu erlassen, welche die Qualen bei Tiertransporten
in Zukunft verhindern sollen. Die EU-Kommission wurde aufgefordert, "so
schnell als möglich brauchbare Vorschläge zu unterbreiten, um
dieses Ziel zu erreichen"...
BSE/Tiermehlverfütterungsverbot:
Nicht einmal da, wo es um die direkte Gefährdung der Gesundheit der
fleischessenden Bevölkerung geht, konnte man sich auf einen Durchbruch
einigen. Das generelle Verbot der Verfütterung von Kadavermehl, hauptverantwortlich
für die Entstehung des "Rinderwahnsinns" (BSE), der bekanntlich
auf den Menschen übertragbar ist, wurde wieder einmal nicht beschlossen,
sondern nur bis Ende des Jahres verlängert. Offenbar setzt die EU
hier auf die bewährte Strategie des schnellen Vergessens der Bevölkerung,
sobald ein Skandal aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Doch der nächste
Fleischskandal ist nur eine Frage der Zeit, denn am umwelt- und tierausbeutenden
Agrarsystem wurde bislang - trotz wortreicher Ankündigungen - kaum
etwas geändert.