Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30.05.2003)
Wien, am 30.05.2003Tierrechts-Seminar am Austrian Social Forum
Im ersten Vortrag, von Susanne Harringer, wurde der Ökofeminismus vorgestellt, sowie anhand von Carol Adams Ideen (aus dem Buch "The Sexual Politics of Meat", oder auf deutsch "Zum Verzehr bestimmt") die strukturellen Zusammenhänge der Unterdrückung der Frauen und der Tierausbeutung dargestellt.
Im zweiten Vortrag, von Norbert Schauer, wurde die Entwicklung der Tierschutzgesetzgebung aufgezeigt. Tiere als Sachen vor dem Gesetz gehen auf die römische Gesetzgebung zurück, die zwischen Personen und Sachen unterschied, und keine andere Kategorie vorsah. SklavInnen waren z.B. Sachen. Nur subjektive Rechte der Tiere könnten die Möglichkeit eröffnen, ihren Schutz in der Gesellschaft durchzusetzen.
Zuletzt belegte Martin Balluch, Obmann des VGT, in welchem Ausmaß sogenannte „Nutztiere“ in Österreich routinemäßig misshandelt und ausgebeutet werden. Seit der Aufklärung gibt es ein Menschenbild, das den Menschen als reines Vernunftwesens sieht, und als Gegenstück einem Tierbild vom Tier als Biomaschine gegenübersteht. Der Mensch wird so als Gegensatz zum "Tier" definiert, menschlich statt tierisch, Geist statt Materie, friedlich und berechenbar statt gefährlich und unberechenbar, Seele statt Körper, Moral statt Instinkt, Vernunft statt Trieb, Denken statt Affekte, hochstehend statt primitiv und damit höherwertig statt minderwertig. Der Mensch besteht in diesem Bild essentiell aus reiner Vernunft, die durch die "irdischen Schlacken" der Körperlichkeit sozusagen behindert wird. Die "Tiere" dagegen sind nur Körper ohne jegliche Vernunft. Dieser theologisch-spirituelle Mensch-Tier Gegensatz zeichnet für den Standpunkt vieler verantwortlich, die meinen, dass "Tiere" nach Belieben vom Menschen benutzt werden können, und ihr Schicksal im Vergleich zu dem von Menschen irrelevant ist.
Bei der anschließenden, sehr interessanten Diskussion wurde z.B. in Frage gestellt, ob "Tiere" grundsätzlich ausbeutbar wären, wo sie doch keinen Mehrwert produzieren könnten. Als Antwort wurde diese marxistische Mensch-Tier Unterscheidung ebenfalls nur als eine Form der sozial konstruierten Mensch-Tier Dichotomie gesehen, die der Realität nicht gerecht wird. Nicht-menschliche Tiere können auch Kultur schaffen, haben Subjektivität, Individualität und soziale Kompetenz. Und ähnlich mit der Vernunft: weder sind Menschen "reine Vernunftwesen", noch fehlt es allen nicht-menschlichen Tieren an praktischer Vernunft.