Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (21.08.2004)
Graz, am 21.08.2004Hamburger Fischmarkt in Graz
"Komm kuscheln Baby" so lautete der mit einem Hummer verbildlichte Werbeslogan, mit dem der Hamburger Fischmarkt, der von 12.–22.08.2004 in Graz gastierte, sämtliche Fischliebhaber und –liebhaberinnen anzuziehen erhoffte. Von Tintenfischen über Shrimps, von Nordseegarnelen bis hin zu den makaber angepriesenen Hummern, roh oder auf verschiedenste Varianten zubereitet, war auf diesem "kulinarischen Fischevent" so gut wie alles erhältlich.
Doch wirklich genießen konnte dort eigentlich nur, wer sich keine Gedanken über die Hintergründe der Fisch"produktion" macht. Denn, aus mehreren Gründen ist die "Produktion" von Fischen für den menschlichen Verzehr mehr als bedenklich und ethisch fragwürdig.
Der gesundheitliche Aspekt des Fischverzehrs: Fische sind häufig stark mit Umweltgiften belastet. So wird zum Beispiel bei einem der häufigsten "Speise"fische, dem Thunfisch, der gesetzliche Grenzwert immer wieder überschritten. Schwermetalle wie Quecksilber, chlororganische Verbindungen wie Dioxine und TBT sowie bromierte Flammenschutzmittel können sich im Fett der Fische zu gefährlichen Konzentrationen anreichern. Fische aus von Land umschlossenen Meeren wie Ostsee, Nordsee (Hamburger Fischmarkt!!) oder Mittelmeer enthalten besonders viele Schadstoffe. Weiters wurden im doch überaus beliebten Zuchtlachs problematische Mengen an krebserregenden Giften nachgewiesen.
Fisch"produktion" zieht erhebliche Umweltschäden nach sich: Fast drei Viertel der Fischbestände sind bereits überfischt. Aquakulturen (Massenfischzucht) sind keine Alternative, da sie ähnliche Probleme mit sich bringen wie Massentierhaltung an Land. Für die Shrimpszucht beispielsweise werden Mangrovenwälder gerodet und Gewässer verseucht. Weiters wird dadurch der natürliche Bestand von Wildarten gefährdet, da diese von sogenannten Zuchtarten verdrängt werden.
Fische sind leidensfähige Lebewesen: Sie schreien nicht wenn sie verletzt werden und sie haben nur wenige Möglichkeiten ihr Befinden – zumindest für Menschen verständlich – auszudrücken. Doch Fische leiden und empfinden Schmerzen – genauso wie alle anderen Tiere auch. Fische verfügen über alle notwendigen physiologischen Voraussetzungen, die Lebewesen dazu befähigen, Schmerzen zu empfinden. Britische ForscherInnen beispielsweise bestätigen, dass Schmerz für Fische eine genauso intensive Erfahrung darstellt, wie für Amphibien, Säugetiere und Vögel. Eine Studie ergab weiters, dass sich in der Kopfregion von Fischen mindestens 58 Schmerzsensoren befinden. Zusätzliche Verhaltenstests ergaben ganz deutliche Schmerzreaktionen. Fische sind nachgewiesenermaßen dazu fähig, in bestimmen Situationen Stress und Angst zu empfinden. So bedeutet das Hängen an einem Angelhaken oder das Gefangengehaltenwerden in einem Netz für Fische enorme Stress- und Panikzustände.
Weitere Opfer: Nicht nur jene Fische, die zum Verzehr bestimmt sind, sind betroffen. Auch der Beifang jener Tiere, die nur zufällig in den Fischernetzen landen, ist enorm. Millionen Haie, Schildkröten, Vögel, Delphine u.s.w. zählen zu den unzähligen Opfern der Fischindustrie.
Aus diesen Gründen veranstaltete der Verein gegen Tierfabriken zwei Tage lang eine Demonstrations- und Informationsveranstaltung am Eingang des Hamburger Fischmarktes. Themenbezogene Plakate und Flugzettel sollten darüber aufklären was der gedankenlose Verzehr von Fischen für die betroffenen Tiere, die Umwelt und die eigene Gesundheit bedeutet. Es ergaben sich zahlreiche Diskussionen mit Menschen, die tatsächlich der anscheinend verbreiteten Meinung waren, Fischessen sei einerseits überaus gesund und verursache andererseits keinerlei Leid, da Fische ohnehin kein Schmerzempfinden hätten. So konnten im Zuge der Demonstration doch einige Irrtümer und Vorurteile aufgeklärt werden, und mit Sicherheit wurden viele Menschen zum Nachdenken darüber angeregt, dass es eben nicht "normal" ist, fühlende Lebewesen - und zu diesen gehören zweifellos auch Fische - für geschmacklichen Genuss zu töten.