Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.04.2006)
Wien, am 05.04.2006Tiermissbrauch im (Biologie)Studium
Grazer Professoren fürchten Aufklärungsarbeit des VGT
An der Universität Graz wird im Wintersemester seziert. Ratten, Fische, Regenwürmer, Schnecken, Käfer und Seesterne werden getötet um anschließend von Biologiestudenten und –studentinnen aufgeschnitten und zerlegt zu werden. Je nach Jahrgang müssen also zwischen 600 und 1200 Tiere für das Proseminar Morphologie ihre Leben lassen.
Das Projekt BiogeT – BiologInnen gegen Tiermissbrauch im Studium – konnte in Wien bereits einige Erfolge verzeichnen. Immerhin gibt es im gesamten Studium keine verpflichtende Rattensektion mehr. Die zuständigen ProfessorInnen haben eingesehen, dass der mehr als zweifelhafte Lernerfolg bei so einer Sektion das Opfer der Tiere nicht rechtfertigt. In Graz zeigt sich der Lehrkörper deutlich weniger einsichtig. So wird nicht nur deutlich die Meinung vertreten Sektionen am „echten“ Tier seien unersetzlich, man ist auch bemüht eine Auseinandersetzung der StudentInnen mit diesem Thema zu unterbinden. Dies haben zumindest wir in dieser Form erlebt als wir unsere letzten BiogeT - Aktionstage in Graz veranstalteten.
Sezieren ist notwendig – Sezieren
ist Pflicht – Nachdenken bitte lieber
nicht!
Am Abend des 3. Aprils fuhren wir, ausgerüstet
mit Informationsmaterial über Tiermissbrauch
im Studium, über Tierversuche im allgemeinen,
und einer Kiste voll von Alternativmethoden,
nach Graz um von 4.-5. April dort Infotische
vor dem Biologieinstitut abzuhalten. Noch
ein paar Tage davor wurde uns versichert,
die Infotische seien genehmigt. So hielten
wir mit bestem Wissen und Gewissen unsere
Informationsveranstaltung am ersten Tag ab.
Doch noch am Abend desselbigen Tages erfuhren
wir, dass dies am nächsten Tag nicht
wieder möglich sei, da unsere Anmeldung
nun doch nicht gültig sei. Plötzlich
war von Anmeldefristen die Rede, die bisher
noch von niemandem verlangt wurden (wir waren
ja schließlich nicht das erste Mal in
Graz). Mehr oder weniger wurde uns deutlich
gemacht, dass wir bzw. unsere Anliegen und
unser Informationsmaterial nicht erwünscht
sind. Eine Auseinandersetzung der StudentInnen
mit dem Thema Wissenschaft, Ethik und Tierversuche
soll anscheinend, wenn überhaupt, nur
unter genauer Kontrolle der ProfessorInnen
stattfinden.
Die Taktik scheint zu funktionieren!
Wie auch immer - Infotische konnten wir keine
mehr abhalten und so unsere Alternativmethoden
(diesmal hatten wir sogar Laptops und virtuelle
Sektionsprogramme dabei) nicht mehr präsentieren.
Trotzdem betraten wir am nächsten Tag
nochmals das Institut um an interessierte
StudentInnen Broschüren zu verteilen.
Leider war das Interesse der Studierenden,
wie auch schon am Vortag, eher gering. Wir
stießen auf enttäuschenderweise
wenige offene Ohren. Eventuell hat die Haltung
des Lehrkörpers bereits Wirkung gezeigt.
Leider ist es oft auch an den Universitäten
nicht im Sinne der ProfessorInnenschaft kritisches
Denken unter den Studierenden zu fördern
bzw. stehen ethische Gesichtspunkte nur selten
im Mittelpunkt.
Wer Tiere mag soll bitte Philosophie
studieren!
Ich kann mich gut noch selbst an mein eigenes
erstes Semester als Biologiestudentin an der
Uni Wien erinnern, an dem Professor X vor
versammeltem Hörsaal meinte: “Wer
Biologie studiert, weil er sich für die
Natur interessiert und Tiere mag, der ist
hier Fehl am Platz“.
Doch trotz und gerade wegen solcher ProfessorInnen und trotz und gerade wegen StudentInnen, die sich von solchen Einstellungen beeinflussen lassen, ist eine Kampagne wie BiogeT wichtig. Es ist notwendig immer und immer wieder darauf hinzuweisen, dass Wissenschaft nicht notwendigerweise an Tierleid gekoppelt sein darf. Dass es schlicht und einfach notwendig ist, dass die jetzigen StudentInnen - also die zukünftigen WissenschafterInnen - einen neuen Weg der Wissenschaft einschlagen: Einen Weg auf dem man Tiere, trotzdem man WissenschafterIn ist, mögen und respektieren darf.