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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (30.06.2006)

Wien, am 30.06.2006

Seminar zu Tierbewusstsein und Tierschutz an der Uni Salzburg

Das Bewusstsein wird immer mehr zum naturwissenschaftlichen Thema, die ethischen Konsequenzen können so fachlich untermauert werden

Von 29.-30. Juni 2006 fand am Institut für organismische Biologie an der Uni Salzburg ein international hochkarätig besetztes Symposium zu Tierbewusstsein aus naturwissenschaftlicher Perspektive statt. Es ist sehr wichtig, dass Bewusstsein als ein naturwissenschaftliches Phänomen erkannt und so die Leidensfähigkeit von nichtmenschlichen Tieren nicht mehr als eine Sache der persönlichen oder religiösen Überzeugung, sondern als ein wissenschaftliches Faktum gesehen wird.

Die Entwicklung in der Neurobiologie geht durch immer bessere Messmethoden am aktiven lebenden Gehirn ohne invasive Beeinträchtigung lawinenartig voran. Subjektivität, Selbstbewusstsein und bewusste Gefühle sind evolutionär schon ältere Phänomene, die nicht den Neocortex oder ein menschliches Gehirn voraussetzen. Der Behaviourismus, der Tiere als Maschinen betrachtete, wird in der Wissenschaft völlig zurückgedrängt, auch wenn er in den USA noch etabliert ist. Heuer ist in der Fachzeitschrift Nature sogar ein Artikel über Empathie bei Mäusen erschienen, was vor 10 Jahren noch unmöglich gewesen wäre.

Das Gehirn und das subjektive Welterleben von Vögeln war ein besonderes Thema des Seminars. Vögel schlafen mit einer Gehirnhälfte und halten die andere mit offenem Auge wach, um Gefahren zu beobachten. Dann wechseln die Hälften und die andere Seite schläft bzw. wacht. Vögel können auch 4 Grundfarben sehen, nicht nur 3 wie Menschen, können Laute zeitlich viel besser auflösen und haben einen magnetischen Sinn im rechten Auge, d.h. sie sehen rechts wahrscheinlich das Erdmagnetfeld. Entgegen dem Sprichwort vom Spatzenhirn haben Vögel in der Evolution unabhängig von den Säugetieren aus anderen Hirnregionen ein eigenes großes Hirn entwickelt. Die Evolution darf eben nicht hierarchisch gesehen werden, mit besseren und schlechteren Tieren, und dem Menschen als dem Maß aller Dinge. Das sei die typische – und hier falsche – Sichtweise eines Primatengehirns, alles in Hierarchien zu pressen. Die Vortragenden am Seminar plädierten dafür, den dem Menschen weiter entfernt verwandten Tieren, mit denen viel schwieriger mitgefühlt werden kann, mehr Respekt und Achtung entgegen zu bringen.

Bei all diesen Erkenntnissen mutet allerdings die Leichtigkeit, mit der in dem Seminar oft von brutalen Tierversuchen berichtet wurde, irgendwie widersprüchlich an. Auch gab es viel Massentierhaltungsfleisch zum Abendessen und kein vegetarisches Buffet. Aber die OrganisatorInnen haben offen über diese Fragen nachzudenken begonnen und die letzte Vortragende untersuchte das Thema, in wieweit aus den Forschungsergebnissen über das Bewusstsein nichtmenschlicher Tiere nicht auch ethische Konsequenzen gezogen werden müssten. Es sei fragwürdig, mit Raben Versuche zu machen, die zeigen, dass Raben die Bewusstseinszustände anderer Wesen nachvollziehen und richtig interpretieren können, und dann nicht kritisch zu beleuchten, ob man sie angesichts dieser Erkenntnis überhaupt für solche Versuche hätte heranziehen dürfen.

Der VGT-Obmann hat zu dem Themenkomplex dieses Seminars kürzlich ein eigenes Buch herausgegeben, das beim VGT bestellt werden kann.

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