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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (14.06.2007)

Wien, am 14.06.2007

2. Veranstaltung der Diskussionsreihe "Tierschutz in der Politik": Tierschutz trifft Umweltschutz

Vertreter von Greenpeace, Global2000, Vegane Gesellschaft und VGT diskutierten mit 100 AktivistInnen über Gemeinsames und Trennendes

Für den 13. Juni 2007 war die Diskussion zwischen Tierschutz und Umweltschutz an der Uni Wien angekündigt. Leider stellte sich die Universität plötzlich quer, und so musste kurzfristig in einen recht kleinen Seminarraum des Don Bosco Hauses ausgewichen werden, ein größerer Saal war nicht zu bekommen. Und dieser kleine Raum füllte sich mit über 100 Personen so an, dass die Menschen am Boden sitzen mussten.

Martin Schlatzer von der Veganen Gesellschaft und Franz Gratzer vom VGT zeigten mit eindrucksvollen Graphiken welches Ausmaß der Umweltzerstörung die Fleischproduktion in der momentanen Größenordnung mit sich bringt, vom Klimawandel, für den die Nutztierhaltung zu 20% verantwortlich ist, über den Wasserverbrauch bis zur intensiven Bodenübernutzung. Dabei wird weltweit mit einer Verdoppelung der Fleischproduktion bis 2050 gerechnet, weil sich in China und anderen Ländern der neue zunehmende Wohlstand in vermehrtem Fleischkonsum niederschlägt. Jens Karg von Global2000 sprach über die Problematik der Futtermittelproduktion für Nutztiere und die damit einhergehende Ausbeutung der Armen durch die Reichen. Jurrien Westerhof beschränkte sich in seinem Impulsreferat darauf, provokant die Frage zu stellen, ob nicht mehrstöckige Schweinefabriken, die vollautomatisch die gesamte Produktion von Schweinefleisch übernehmen, energietechnisch die beste Variante für die Nahrungsmittelproduktion wären. Sowohl Karg als auch Westerhof outeten sich als Fleischesser, während Schlatzer und Gratzer vegan leben.

Das nahmen viele Anwesende zum Anlass, heftig Kritik an den Umweltschutzorganisationen zu üben. Obwohl die Fleischproduktion im Verhältnis einer der wichtigsten Verursacher des Klimawandels ist (siehe FAO Sudie), würden weder Global2000 noch Greenpeace anti-Fleisch Kampagnen fahren und nicht einmal selbst auf Fleisch verzichten. Bei der Umweltbelastung durch die Tierproduktion gäbe es das größte Informationsdefizit in der Bevölkerung, daher müsse eine derartige Kampagne die effizienteste Ressourcennutzung sein. Die Umweltorganisationen gaben zu bedenken, dass sie mit ihren jetzigen Kampagnen schon voll ausgelastet wären, aber dass tatsächlich die Tierproduktion auch für sie ein zunehmend wichtigeres Thema wird.

Nach heftigen Kontroversen wurde versucht, Gemeinsamkeiten zu finden. Der ökologische Fußabdruck und die Nachhaltigkeit wurden dafür als Brennpunkte identifiziert, die beiden Bewegungen zentral am Herzen liegen müssten. Politisch könnte man das durch gemeinsame Kampagnen gegen die falsche Subventionspolitik von konventioneller Tierproduktion, sowie für eine CO2 Steuer und eine Förderung von Biolandbau erreichen. Allerdings zeigten vor allem die beiden großen Umweltschutzvereine relativ wenig Motivation eine Zusammenarbeit zu suchen, weil die Vergangenheit gezeigt habe, dass das nicht fruchtbar sei.

Die Information der Bevölkerung z.B. über Maßnahmen zur Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks wurde angesprochen, aber Westerhof gab einer Änderung vor allem des Fleischessverhaltens der Bevölkerung durch Aufklärung keine Chancen. Es kamen viele Ideen zur Verbesserung der Infrastruktur für ein Leben ohne tierliche Produkte, zumal die Produktion von Käse z.B. zu wesentlich mehr Treibhausgasausstoß führt, als z.B. die Schweinefleischproduktion. Pflanzliche Alternativen müssten leichter erhältlich und in Kindergärten und Schulen angeboten werden. Umweltschutz und Tierschutz wäre im Lehrplan zentral zu verankern. Tissue engineering und Fleisch von Zellkulturen (siehe: www.futurefood.org) wurden von TierrechtlerInnen genannt, aber von Umweltschutzseite tendenziell abgelehnt.

In der Gründung einer neuen Nachhaltigkeitspartei mit Tierschutz und Umweltschutz als zentralen Themen sahen die meisten Vortragenden keinen Sinn. NGO Arbeit außerhalb des Parlaments wäre die bessere Variante, da die Zwänge innerhalb des Parlaments alle wichtigen Anliegen, vor allem mit altruistischem statt egoistischem Hintergrund, viel zu stark verwässern würden.

Die praktische Arbeit von Umweltschutz- und Tierrechtsbewegung scheint sich schon sehr zu unterscheiden. Die starke Straßenpräsenz und Konflikte mit den Behörden durch Tierrechtsaktivität finden im Umweltschutz kaum ein Pendant. Dennoch gibt es im Rahmen der Konferenzen der Zivilgesellschaft, die regelmäßig stattfinden und wesentlich von Umweltschutzinitiativen getragen werden, eine gemeinsame Arbeitsplattform. Speziell im Projekt für mehr direkte Demokratie, Volksgesetzgebung jetzt!, fanden sich wieder Berührungspunkte.

Alles in allem wurde die 3 stündige z.T. sehr heftig geführte Diskussion als sehr konstruktiv und positiv erlebt. Es ist sicher wichtig, dass sich soziale Bewegungen mit derart ähnlichen Zielvorstellungen ab und zu treffen und austauschen. Aber aus den Äußerungen vor allem der Umweltschutzseite lässt sich wenig Hoffnung für direkte Zusammenarbeit und gemeinsame Projekte, die aus dieser Diskussion entspringen könnten, schöpfen.

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