Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (04.07.2008)
Wien, am 04.07.2008Grüne PolitikerInnen besuchen DDr. Martin Balluch in der Untersuchungshaft
Die Grünen zeigen seit dem unfassbaren Polizeischlag gegen den Tierschutz starke Solidarität mit den unschuldig inhaftierten TierschützerInnen
Sie unterstützen unsere Kundgebungen, hielten zahlreiche Pressekonferenzen ab, stellten parlamentarische Anfragen an das Innenministerium und besuchten unter anderen den Obmann des VGT in der Justizanstalt Josefstadt.
Mag.a Brigid Weinzinger Frauensprecherin und Tierschutzsprecherin der Grünen, Abgeordnete im Parlament:
„Schon bei meinem Besuch am 4.6. war Martin vom Hungerstreik sichtlich gezeichnet. vor allem aber bewegte ihn die eine Frage, die er mir immer wieder stellte: "Wie gibt es das in einem Rechtsstaat, dass wir hier ohne einen einzigen konkreten Anklagepunkt und ohne auch nur die Spur eines Beweises eingesperrt werden können?" und ich konnte nur antworten: ich bin entsetzt, dass es das gibt. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es in Österreich zu solcher Willkür kommen kann. Und ich konnte ihm damals nur versichern - und das gilt heute und für die Zukunft genauso - dass wir Grüne alles tun werden, was nur irgend möglich ist, damit dieses Unrecht raschest ein Ende hat.“
Mag.a Katharina Fatzi Referentin für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit, Tierschutz; Grüner Klub im Parlament hat DDr. Martin Balluch am in der Justizanstalt Wein Josefstadt besucht, darüber berichtet sie wie folgt:
„Ich konnte Martin berichten, dass die „Initiative
Zivilgesellschaft“, der rund 35 Initiativen
oder Vereine angehören, eine Petition an die
zuständigen Minister sowie
an den Bundeskanzler und Bundespräsidenten gerichtet
hat, worin diese aufgefordert werden, umgehend
die rechtsstaatliche Sicherheit für alle zivilgesellschaftlich
tätigen Menschen wieder herzustellen. Der Protest
wurde auch in einer Presseaussendung mit dem
Titel: „Kein Guantanamo Bay für engagierte BürgerInnen“
zum Ausdruck gebracht. Diese unerwartete Unterstützung
von Menschen aus der Zivilgesellschaft hat Martin
mit freudiger Überraschung aufgenommen.
Auch der Umstand, dass nunmehr auch die SPÖ
ihre Kritik an der Willkür, Unverhältnismäßigkeit
und des Missbrauchs des Antimafia-Paragrafen
geäußert hat, hat ihn doch etwas erleichtert.
Ansonsten machte Martin auf mich den erschöpften
Eindruck eines Menschen, der hungert und bereits
Mangelerscheinungen hat. Ich habe ihn sehr eindringlich
gebeten, seine Gesundheit nichts aufs Spiel
zu setzen. Diese sinnlose und rechtswidrige
Haft geht vorbei. Wir brauchen ihn nachher in
seiner ganzen Brillianz, um diese Missstände
entsprechend aufzeigen zu können.“
MMag.a Dr. Madeleine Petrovic, Landesabgeordnete der Grünen NÖ:
„Am 17. Juni habe ich Martin in der Untersuchungshaft
besucht - ein Unterfangen mit vielen Hindernissen.
Um 9.30 Uhr Eintreffen beim Landesgericht, dann
penible Taschen-Kontrollen. Anschließend durchsuchte
Taschen verpflichtend ins Schließfach und nochmals
durch eine Personen-Schleuse - ohne Tasche,
ohne Handy, dann Warteschlange beim Anmeldeschalter.
Ohne Erfahrung mit den Gebräuchen des Hauses,
unsicher: Die anderen BesucherInnen haben Erlaubnisscheine
der Staatsanwaltschaft, niemand da, um Fragen
zu beantworten. Daher: Wieder hinaus durch die
Schleuse, zur Journal-Staatsanwältin im vierten
Stock; endlose Telefonate mit der StA Wiener
Neustadt, dann endlich die einmalige Erlaubnis
zum Besuch von Martin, sodann in der Kanzlei
Stempel holen, dann wieder hinunter, durch die
Schleuse und wieder hinten anstellen in der
Endlos-Schlange.
Der Raum selbst hat keine Fenster, ist denkbar
unattraktiv, abweisend und öd. An den Wänden
Anschläge in ganz besonders bürokratischem Amtsdeutsch.
Für die Garderobe/Taschen, die im Schließfach
vor der Schleuse zurückgelassen werden mussten,
werde angeblich nicht gehaftet (DAS IST NICHT
RECHTENS), durch die Novellierung der StPO komme
es jetzt zu langen Wartezeiten usw. usf. Schmutzige
Wände, 2 harte Holzbänke für ca. 30 Leute, weinende
Babies und Kleinkinder, die am Steinboden krabbeln,
resignierende, frustrierte und teils wütende
Mit-Wartende.
Dann endlich an der Reihe, erfahre die Nummer
185, dann wieder warten, keine Auskunft, keine
Zeitangabe, wie lange noch.
Nach 12 Uhr Aufruf von 185: Mitteilung, dass
ich Martin noch nicht sehen kann, weil de Anwalt
bei ihm sei. Wieder warten ohne Ahnung wie lange.
Nach 13 Uhr endlich nochmals Aufruf.
Im nächsten Raum kleine offene Gespräch-Kojen neben einander, Panzer-Glas zwischen den U-Häftlingen und den BesucherInnen, Gespräche nur via Telefon, immer daneben eine Praktikantin, die aufpasst, Notizen macht. Null Respekt, das Ende der Menschenwürde, der Gedanke an die Unschuldsvermutung wird zur bösen Farce. Wie durch ein Wunder wirkt Martin entschlossen, ungebrochen und stark - trotz der erkennbaren Zeichen des Hungerstreiks. Ein kurzes Gespräch, bloß nicht zu emotional. Dann wieder retour, ich auf die eine Seite, hinaus, Martin retour, zurück, hinein.
Ich kenne die Schriftstücke der Staatsgewalt,
die Ablehnung der Haftbeschwerde. Das erlebte
Procedere in Verbindung mit den Inhalten der
Schriften der Staatsanwaltschaft zeigen deutlich,
worum es eigentlich geht: Um ein Exempel, um
Abschreckung, um Entmutigung, um die Kriminalisierung
der gesamten Tierschutz-Bewegung Sicher nicht
um Gerechtigkeit.
Die drinnen und wir draußen sollten
gebrochen werden. Das darf und wird nie geschehen!“
Nationalratsabgeordneter Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Grünen, besuchte am Donnerstag, den 3. Juli Martin Balluch in der Untersuchungshaft.
Eindrücka drüber können Sie hier lesen.