Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (09.09.2008)
Wien, am 09.09.2008Breite Sympathie mit entlassenen Tierschutzhäftlingen
VGT bedankt sich bei der Bevölkerung, den Grünen, der SPÖ und der gesamten Tierschutz-Szene und der Zivilgesellschaft für die Solidarität und das Vertrauen
Nach einer martialischen Polizeiaktion mit bewaffneten, maskierten Beamten in 23 Wohnungen von TierschützerInnen, nachdem 7 Tierschutzvereinen das Büro leer geräumt und bis heute kein Material retourniert wurde, und nachdem 10 TierschützerInnen fast 4 Monate in Untersuchungshaft gehalten wurden, wäre es verständlich wenn jemand vermuten würde, eine gefährliche Terrororganisation wäre zur Strecke gebracht worden. Doch weit gefehlt. Trotz großem Lauschangriff, DNA-Tests und verdeckten ErmittlerInnen in der Tierschutzszene gibt es bis heute nicht den geringsten Hinweis, dass die betroffenen TierschützerInnen oder ihre Vereine in kriminelle Tätigkeiten verwickelt gewesen wären. Weil aber gerade der VGT und sein Obmann DDr. Martin Balluch sowohl in Österreich als auch international für ihre pragmatisch-vernünftige Tierschutzarbeit bekannt sind, kam es in weiten Kreisen zu breiter Solidarität.
DDr. Balluch bedankt sich im Namen des VGT und der betroffenen AktivistInnen: „Es war und ist unglaublich mitzuerleben, wie sehr diese Polizeiaktion von der Bevölkerung verurteilt wird, und wieviel Unterstützung wir von Anfang an von allen Seiten erfahren haben. So bekam ich allein über 300 Briefe und 200 ausgedruckte Emails in die Zelle gesandt. In Österreich gab es in allen Bundesländern insgesamt ca. 200 Kundgebungen für unsere Freilassung, und international wurden etwa ebensoviele Proteste vor österreichischen Konsulaten und Botschaften abgehalten. Ausnahmslos alle relevanten Tierschutzvereine sowie andere NGOs, allen voran Amnesty International, der Verband der Österreichischen Tierschutzorganisationen und der Österreichische Tierschutzverein, haben in Aussendungen und Pressekonferenzen ihre Solidarität bekundet. Während meiner Haft wurde ich von 7 Nationalratsabgeordneten besucht und bestärkt, insbesondere die Grünen machten sich rückhaltlos für mich stark. Hunderte Organisationen weltweit haben sich für unsere Befreiung eingesetzt und bei der Justizministerin interveniert, u.a. Mitglieder des Club of Vienna und ATTAC. Dutzende UniversitätsprofessorInnen vor allem aus Österreich aber auch aus aller Welt haben sich empört geäußert und ihrem Entsetzen über das Vorgehen der Behörden Ausdruck verliehen. Auch Toni Hubmann von den bekannten „Toni’s Freilandeier“ forderte in einem offenen Brief das Ende des Justizskandals. Und die 18.000 Mitglieder des VGT zeigten vollstes Vertrauen in unsere Unschuld und blieben uns treu. Der VGT hat sogar viele neue AktivistInnen dazu gewonnen und darf sich über Materialspenden freuen. Im Namen des VGT und aller Betroffenen möchte ich mich daher an dieser Stelle für das in uns gesetzte Vertrauen und die unglaublich breite Solidarität bedanken. Es ist sehr schwer angesichts dieser brutalen Attacke auf die Grundrechte und unsere erfolgreiche Vereinsarbeit sich wieder mit neuer Kraft und ohne Angst für den Tierschutz einzusetzen. Doch ich werde täglich auf der Straße angesprochen, man spendet mir spontan Geld aber auch Computer und Handys, und selbst im Fahrradgeschäft erhielt ich aus Solidarität ein Fahrradschloss geschenkt. Österreich beweist, dass zumindest seine BürgerInnen genügend Rückgrat besitzen, um bei einem derart fundamentalen Angriff auf Tierschutz und Zivilgesellschaft zusammen zu stehen, und dem gezielten Rufmord keinen Glauben zu schenken.“
Und weiter: „Ich bin seit 29 Jahren für Tier-
und Umweltschutz aktiv, war dabei immer gewaltfrei
und friedlich, und bin bis heute unbescholten.
Zusammen mit dem VGT habe ich in den letzten
12 Jahren in pragmatisch-realpolitischer Detailarbeit
massive Verbesserungen für die Tiere erreicht.
Unser vernünftiger Zugang und unsere im Tierschutz
anerkannte Expertise werden sowohl von den PolitikerInnen
als auch von jenen LandwirtInnen geschätzt,
die bereit sind, in bessere Tierhaltung zu investieren.
Mit der Schaffung der Tierschutz-Kontrollstelle
konnten wir den Grundstein für das Ende der
Legebatterien legen. Kein Zweifel: gerade weil
alle Tierschutzorganisationen und NGOs, sowie
unsere politischen AnsprechpartnerInnen im Parlament
unsere effektive Arbeit anerkennen, ist es zu
dieser breiten Solidarisierung gekommen. Alle,
die mit mir bisher zusammengearbeitet haben,
können beim besten Willen der Darstellung von
mir als kriminell oder militant keinen Glauben
schenken, weil das so völlig konträr zu meinem
Charakter ist. Ganz im Gegensatz zu einem militanten,
hirnlosen Fundamentalisten, bin ich ein durch
und durch intellektueller Mensch, war 12 Jahre
lang Universitätslehrer und habe 2 abgeschlossene
Doktoratsstudien in Mathematik und Philosophie.
Meine Waffe ist die scharfe Analyse und das
klare rationale Argument. Meine pragmatischen
Ansichten zum Tierschutz kann man in meinen
Büchern und meinen Schriften nachlesen oder
in meinen Vorträgen hören. Jedes Jahr halte
ich nicht nur Seminare und Kurse an verschiedenen
Universitäten oder der Pädagogischen Akademie,
ich unterrichte auch in Schulen und werde zu
vielen internationalen Konferenzen eingeladen.“
„Wir führen keinen Krieg. Wir sind es, die mit
der Waffe bedroht und rechtswidrig eingesperrt
wurden, aber wir bleiben dennoch unserer friedlichen
und gewaltfreien Einstellung treu. Den Krieg
führt die Gegenseite, die unsere Grundrechte
bedroht“, klärt DDr. Balluch über die missverständlichen
Worte bei der Kundgebung letzten Samstag auf.