Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (25.11.2008)
Wien, am 25.11.2008Tierschutzcausa: Opfer der Polizeiaktion schwer traumatisiert
VertreterInnen kritisieren Behörden, zu leichtfertig gewaltsam vorzugehen und sich der dramatischen Folgen nicht bewusst zu sein
Beim großen Zugriff der Sonderkommission gegen den Tierschutz am 21. Mai 2008 waren insgesamt 38 Personen von den polizeilichen Zwangsmaßnahmen betroffen. Maskierte WEGA-Beamte hatten in der Nacht mit Rammböcken die Türen eingeschlagen und waren mit gezogenen Waffen und Scheinwerfern in die Wohnungen gestürmt, um die überraschten Insassen aus den Betten zu holen.
Die meisten der Betroffenen sind heute – 6 Monate später – noch immer in psychologischer Behandlung.
Viele mussten aus ihren Wohnungen ausziehen, weil sie dort von plötzlichen Panikattacken gequält wurden. Diejenigen, die sich keinen Umzug leisten konnten, haben ihre Wohnungen oft wochenlang nicht betreten und letztendlich nur durch massive Veränderungen im Wohnbereich wieder zu einem halbwegs sicheren Gefühl in ihrem Heim zurückgefunden.
Der VGT-Obmann DDr. Martin Balluch spricht für viele Betroffene: „Seit diesem traumatischen Ereignis ist ein halbes Jahr vergangen, und trotzdem kann ich noch immer keine Nacht durchschlafen, wache schweißgebadet auf und habe plötzliche Angstzustände und Panikattacken. Mein gesamtes Leben lang habe ich in meiner Wohnung gelebt – und musste sie jetzt für immer verlassen. Ich konnte seit dem Ereignis keine einzige Nacht mehr darin verbringen und habe letztendlich die Konsequenzen gezogen und mir ein neues Heim gesucht, in dem ich mich sicherer fühlen kann, und in dem ich nicht mehr von diesen schrecklichen Erinnerungen verfolgt werde.“
Und weiter: „Ich bin, wie alle anderen Betroffenen auch, weiterhin in psychologischer Behandlung und versuche mit professioneller Hilfe das Trauma zu verarbeiten. Aber die absurde Bedrohung durch eine Verurteilung nach §278a StGB hängt weiterhin wie ein Damoklesschwert über mir und verhindert eine ernsthafte akute Traumatherapie. Nach Angaben der Strafverteidiger könnte ein Gericht sogar die etwa 5 Millionen Euro Ermittlungskosten auf die Beschuldigten abwälzen und uns damit alles nehmen, was wir besitzen. So soll ich also unschuldig monatelang abgehört, belauscht und bespitzelt worden sein – und danach auch noch dafür bezahlen!“
Und der VGT-Obmann schließt: „Das Oberlandesgericht Wien hat alle unsere Beschwerden gegen die Polizeimaßnahmen mit abenteuerlichen Begründungen abgewiesen – so sei es vertretbar, Personen mit Waffengewalt in ihren Betten zu überfallen, nur weil sie eine Wohnung von jemandem mieten, der jemanden kennt, der verdächtig wäre!
Diese RichterInnen, aber auch die Staatsanwaltschaft
und die Sonderkommission, wissen offenbar nicht,
was sie den Menschen mit diesen Aktionen antun.
Ist es übertrieben, von Staatsterror zu sprechen?
Vielleicht, aber ich kann allen versichern,
dass es sich als Betroffener sehr nach Terror
anfühlt!“