Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.09.2009)
Wien, am 29.09.2009Exotische Faszination – oder tausendfach verpacktes Leid
Reptilienbörsen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit
Und so trumpfte die mehrmals im Jahr stattfindende Messe in St. Pölten vergangenen Sonntag mit neuen Superlativen auf: die Ausstellungsflächen so groß wie noch nie, Menschenmassen, die sich geduldig um die Eintrittskarten anstellen, immer neue exotische Tiere, AusstellerInnen aus immer mehr Ländern Europas.
Der Trend scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Immer mehr Amphibien, Reptilien und Wirbellose bevölkern Österreichs Wohnzimmer.
Doch was bedeutet so eine Börse für die Tiere
Der ganze normale Standard sind kleine Plastikboxen als Ausstellungsunterkünfte, teilweise noch kleinere Boxen (oder Leinensackerln für Schlangen), in denen die Tiere zur Börse gekarrt werden. Eine Rechtsentscheidung, ob nun offiziell die Börsenverordnung ab Börsenbeginn gilt oder erst, wenn die Tiere auf die Ausstellungstische gestellt werden, ist noch offen. Der VGT hat immer wieder zur Anzeige gebracht, dass Tiere in den Transportbehältnissen oft bis zum Nachmittag ausharren müssen.
Angst
Bodenlebende Schlangen verfügen über einen äußerst guten Vibrationssinn. Eine Erschütterung des Bodens ist für sie mit großer Gefahr verbunden, in der Natur würden sie sofort flüchten und sich verstecken. Tausende Menschen erzeugen in den Hallen eine Masse an Erschütterungen, die Schlangen haben keine Chance zu fliehen, dies bedeutet eine enorme Stressbelastung.
Ein Frosch lernt sich nach den Magnetfeldern der Erde zu orientieren, wird dieser nun immer wieder umgesetzt, verliert er komplett das Gleichgewicht. Für ihn fühlt sich das an, als wäre er permanent seekrank.
Arten- und Tierschutz
ExpertInnen gehen davon aus, dass auf so mancher Börse 50 % der Echsen aus Wildfängen stammen. Der Preis soll hier ein entscheidender Gradmesser sein, und gerade auf Börsen werden diese teilweise extrem günstig verkauft.
Tierschutz ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Manche der HändlerInnen haben kein Geschäft, sondern fahren von Börse zu Börse. Die Tiere werden dazwischen nicht ausgepackt, entweder sie werden verkauft oder sie verdursten langsam. Auf allen Börsen sieht man ausgetrocknete Echsen. ExpertInnen sagen, dass der Transport für Reptilien einen ganz besonderen Stress erzeugt, den sie eigentlich nur alle paar Jahre verkraften würden.
Würden mehr Menschen versuchen, solche Börsen durch die Sinne der ausgestellten Tiere wahrzunehmen, würde die Faszination dem Mitgefühl weichen!
Umfrage
VGT-AktivistInnen starteten eine kleine Umfrage
bei den BörsenbesucherInnen, um ein Bild zu
bekommen, was die Begeisterung für ein exotisches
Haustier ausmacht.
Bei dieser Umfrage zeichnet sich ganz klar ab,
dass es unter den ReptilienhalterInnen ausgesprochen
viele SammlerInnen gibt, nur 13% der Befragten
gaben an, ein bis zwei exotische Tiere zu besitzen,
82% haben mehr als drei Tiere, 27% davon sogar
6 oder mehr Tiere.
Und hier noch ein besonders dramatischer Punkt der Umfrage: 9% der Befragten gaben an, bei einer Erkrankung ihres Tieres keine fachgerechte Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern dieses einfach leiden und dann auch sterben zu lassen.
Ein Tierarztbesuch kostet oft ein Vielfaches des Anschaffungswerts des Tieres, gerade Tiere von Börsen sind oft beim Kauf schon krank, Echsen, die tagelang in kleinen Plastikboxen ohne jeglicher Flüssigkeit oder Nahrung ausharren müssen, trocknen langsam aus. Die Behandlung von dehydrierten Echsen ist aufwändig und schwer. Für einen Laien sicher nicht zu bewerkstelligen. Auch ein Parasitenbefall ist für Laien nicht zu erkennen und wird durch eine Immunschwäche, ausgelöst durch permanenten Stress begünstigt.