Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.04.2010)
Wien, am 15.04.2010Kundgebung beim Parlament für zeitgemäßen Schweineschutz
Millionen österreichische BürgerInnen erwarten (Gesetzes)Reformen in der Schweinehaltung
Gestern Mittwoch, den 14.April, wurde in einem parlamentarischen Ausschuss die Bürgerinitiative für die Verbesserung der tierschutzgesetzlichen Situation der Schweine in Österreich behandelt. Die Österreichische Tierrechtspartei Mensch-Umwelt-Tierschutz und zahllose TierfreundInnen und engagierte BürgerInnen sammelten Ende 2009 bzw. Anfang 2010 über 3500 Unterstützungsunterschriften für eine Reform in der Schweinhaltung im Sinne massiv verbesserter und tierwürdigerer Haltungsbedingungen.
Was die agrarindustrielle Intensivnutztierhaltung betrifft, liegt in Österreich speziell die Schweinehaltung im Argen: während andere Bereiche im Zuge der großen Reform des Bundestierschutzgesetzes 2005 erhebliche Verbesserungen erfuhren (etwa im Bereich der Hühnerhaltung), gingen die Schweine als die großen Verlierer dieser Gesetzesreform leer aus.
Jährlich
werden fast 6 Millionen Schweine in Österreich
gemästet und geschlachtet. Davon leben rund
85% auf Vollspaltenböden, fast 99% ohne jegliche
Stroheinstreu und 72% der sogenannten „Zuchtsauen“
müssen ihr Leben ununterbrochen im tierquälerischen
Kastenstand fristen. Nur etwa ein halbes Promille
(!!) der Schweine sieht in seinem Leben jemals
eine Weide.
Eine weitere extreme Grausamkeit ist auch die
narkosefreie Kastration der Ferkel, die in
unserem Land praktisch flächendeckend praktiziert
wird.
Aus Anlass der Behandlung der Schweinehaltungs-Thematik im Parlament gab es gestern eine organisationsübergreifende Kundgebung, die die Nationalratsabgeordneten daran erinnern sollte, dass einer überwältigenden Mehrheit von Menschen in unserem Land der Tierschutz und insbesondere Reformen bei den Schweinen angesichts der katastrophalen Situation in der Intensivschweineproduktion ein sehr, sehr großes Anliegen sind.
Ein Kastenstand, wie er in der Haltung weiblicher Zuchtschweine in Österreich (wie auch sonst vielerorts in der EU) auf der Tagesordnung steht, wurde gezeigt. JedeR konnte sich so ein anschauliches Bild von der Realität in der Schweinhaltung hierzulande machen.
Ausschussabgeordnete der ÖVP zeigten sich gegenüber Gesetzesänderungen im Sinne der Schweine äußerst skeptisch, wobei wieder einmal „wirtschaftliche“ Argumente ins Treffen geführt wurden. Gesetzesverbesserungen, die irgendwelche Kosten verursachen bzw. die Rentabilität der Intensivtierhaltung verringern, scheinen von der ÖVP grundsätzlich konterkariert zu werden.
Damit befinden sich die VertreterInnen der „Volkspartei“ aber alles andere als im Einklang mit der von ihnen angeblich vertretenen Bevölkerung: in einer Umfrage des IFES-Meinungsforschungsinstituts des VGT lehnten 88% der Menschen betäubungslose Kastrationen ab, fast 80% lehnen Vollspaltenböden ohne Einstreu ab.
Der Tierschutz fordert deshalb weiterhin vehement Reformen im Bereich der Schweinemast und Schweinzucht und wird auch weiterhin den Fortgang der Verhandlungen in der Politik kritisch kommentieren.