Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.09.2010)
Wien, am 01.09.2010Diskussionsabend eines Jung-ÖVP-Mitglieds zur Schweinehaltung
Geplante Vorführung des VGT-Schweinefilms in Markt Hartmannsdorf sorgte für Wirbel!
Herr Hofbauer, Sie sind seit 16 Jahren Vegetarier und bei der Jungen ÖVP Steiermark aktiv. Welche Funktion haben Sie inne und welche sind Ihre Tätigkeitsbereiche?
Mittlerweile bin ich seit diesem Vortrag Veganer geworden. Meine Funktion in der Ortsgruppe St. Margarethen an der Raab ist Umweltreferent. Im Bezirk Weiz habe ich die Funktion Seminarleiter und Umweltreferent.
Was waren Ihre Pläne und Ziele? Was wollten Sie mit dieser Veranstaltung erreichen?
In erster Linie wollte ich informieren, welche Missstände in solch großen Mastbetrieben herrschen. Solche Zustände werden dem/r Konsument/in nämlich immer verschwiegen. Vor allem wollte ich auch ein Umdenken schaffen, dass es wieder mehr in Richtung Regionalität und Kleinbäuerlichkeit geht. Die großen industriellen Mastbetriebe verdrängen die ansässigen Kleinbauern, die auch eine Landschaftspflege betreiben und mehr Arbeitsplätze schaffen. Kleine Bauern sollen wieder wie früher mit wenigen Tieren überleben können.
Wurde Ihre Veranstaltung in Markt Hartmannsdorf zur Schweinehaltung in Österreich, die am 26. August stattgefunden hat, im Vorfeld Partei-intern kritisiert?
Nein, Im Gegenteil! Sie wurde für gut empfunden und ich bekam von allen Seiten Unterstützung. Drei Wochen vor der Filmvorführung wurde es geplant. Ich verfasste einen Zeitungsartikel, ließ diesen dann einigen Parteikolleg/innen lesen, die diesen auch als gut bewerteten. Es gab zu dem Zeitpunkt keine negativen Rückmeldungen.
Wann kam die erste Kritik auf und wie sah diese aus?
Am 26.08.2010, dem Tag der Veranstaltung, bekam ich in der Früh die erste SMS von Florian Braunstein, dem Bezirksobmann der JVP Weiz, ich solle ihn sofort zurückrufen. Ich wurde um 13:00 Uhr nach Weiz zur Bezirksleitung beordert für eine Krisen-/Schadensbegrenzungs-Sitzung. Durch meinen Leserbrief, der einen Tag zuvor in einer regionalen Zeitung veröffentlicht wurde, hatten sich einige Schweinebauern bei der ÖVP im Bezirk Weiz beschwert. Daraufhin wollte die ÖVP den VGT-Film „Leider kein Schwein gehabt" verbieten, was nicht in meinem Sinne war. In der Bezirksleitung redeten 10 Leute auf mich ein, unter anderem waren verärgerte Schweinebauern und ÖVP-Mitglieder anwesend. Sie gaben mir einen Ersatzfilm mit dem Titel „Schwein gehabt – Schweinehaltung in Österreich“, in dem nur positive Aspekte der Schweinehaltung gezeigt wurden. Diese Krisensitzung dauerte 3 Stunden an, wobei ich mundtot gemacht wurde. Ich konnte nichts mehr sagen, wusste aber, dass ich trotzdem den Film vom VGT zeigen würde.
Wie geht es Ihnen damit?
Es öffnete mir die Augen und zeigte die brutale Realität, wie sie in der Politik vorkommt. Am Anfang ging es mir sehr schlecht und ich fühlte mich hintergangen. Nach der Filmvorführung fühlte ich mich viel besser, weil ich meinen Ansichten treu geblieben bin und weil ich mich nicht einschüchtern ließ.
Gab es auch Rückhalt und Lob?
Es gab sehr viel Rückhalt und Lob, für die ich auch sehr dankbar war. Auch die meisten Besucher/innen der Filmvorführung haben mich durch ihre Anwesenheit unterstützt.
Wie reagiert Ihr privates Umfeld auf Ihre Initiative für Schweine und das Event in Markt Hartmannsdorf?
Sehr positiv. Sie haben die Veranstaltung mit mir gemeinsam geplant und mich in jeder Hinsicht unterstützt. Meine Familie und vor allem meine Freundin Gabi standen hinter mir und haben mich bei jedem Schritt unterstützt.
Gab es auch Kritik von ansässigen Schweinebauern oder gar höheren Funktionären der Schweineindustrie?
Ich bekam sehr viel negative Kritik und Drohungen von Schweinebauern. Auch bei der Krisensitzung war ein Funktionär der Schweineindustrie anwesend.
Und nun umgekehrt: Welche sind Ihre Hauptkritikpunkte an der Schweineindustrie?
Ich bin vor allem gegen die industriellen Mega-Schweinemastbetriebe, wo tausende Schweine in einem Stall unter miesen Bedingungen und großem Platzmangel ihr Dasein fristen müssen. Diese Überzahl an Tieren in einem Stall kann nicht als artgerecht bezeichnet werden.
Finden Sie, dass Ihre Kritikpunkte auf Ihrer Veranstaltung zufriedenstellenden transportiert wurden?
Durch den Film wurden viele Missstände aufgezeigt. Die Besucher/innen des Films konnten sehen, wie es in solchen Mastbetrieben zugeht. Auch durch die anschließende Diskussionsrunde wurden vielen Zuschauern/innen die Augen geöffnet, einerseits durch sachliche Argumente der anwesenden Tierschützer/innen und andererseits durch emotionale Erklärungsversuche der Schweinebauern. Dadurch konnte sich jeder selbst ein Bild zur Situation machen.
Wie haben Sie die Veranstaltung letztlich erlebt?
Ich habe bemerkt, dass wenn man für eine Meinung steht und sich selbst ehrlich bleibt, kann nur ein Erfolg das Ergebnis sein. Die vielen positiven Rückmeldungen haben mich in dieser Meinung bestärkt.
Auf der Veranstaltung selber durfte plötzlich nicht mehr gefilmt oder per Aufnahmegerät dokumentiert werden. Welche Gründe gab es dafür und war das in Ihrem Sinne?
Es war nicht in meinem Sinne. Während der Diskussionsrunde beschwerten sich einige Schweinebauern und ÖVP-Mitglieder, dass die Veranstaltung mitgefilmt wird und dass sie dies nicht haben wollen. Sie wurden daraufhin laut und der Bürgermeister von Markt Hartmannsdorf hat die Aufnahmen dann verboten, um eine Eskalation mit den Schweinebauern zu verhindern.
Wie sieht Ihr zukünftiges Engagement aus?
Mein Engagement wird weiter in diese Richtung laufen. Ich setze mich weiterhin ein für eine artgerechte Tierhaltung. Ich möchte auch innerhalb der ÖVP ein Umdenken erreichen.
Der Verein Gegen Tierfabriken gratuliert Manuel Hofbauer zu seiner Standfestigkeit und dem gelungenen Diskussionsabend, an dem es gelang Schweinebauern und Tierschützer/innen zur konstruktiven Auseinandersetzung zu motivieren, und wünscht ihm für die Zukunft noch viele weitere Erfolge im Bereich des Umwelt- und Tierschutzes!